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Total War: Shogun 2 (Taktik & Strategie) – Total War: Shogun 2

Das Zeitalter des Krieges wartet auf clevere Feldherren: Wer kann das alte Japan mit seinem Clan unterwerfen? Wer kann auf dem Weg dorthin nicht nur Schlachten gewinnen, sondern auch die Balance zwischen Bushido und Chi meistern? Elf Jahre nach dem Debüt der fernöstlichen Strategie entführt Creative Assembly erneut in die Welt der eleganten Geishas und stolzen Samurai. Und die Briten haben einige Überraschungen parat.

© Creative Assembly / Sega

Die Landgefechte

[GUI_PLAYER(ID=60228,width=400,text=Über die Landschlachten und die KI.)]Was hat sich bei den konventionellen Gefechten an Land getan? Zu Beginn gibt es Ansprachen des Generals auf Japanisch, die zunächst sehr stimmungsvoll wirken. Allerdings nutzt sich das sehr schnell ab. Nicht etwa, weil man keinen Einfluss auf das Gesagte hat (was übrigens eine Überlegung für Rome 2 wert wäre), sondern weil diese pathetischen Reden selbst bei kleinen Scharmützeln gehalten werden – da ist dann von einem feindlichen General die Rede, den es gar nicht gibt. Außerdem werden die Ansprachen nicht immer überzeugend inszeniert: Der Jubel wirkt zu steif, der General bewegt sich kaum und es kommt zu hässlichen Clippingfehlern, wenn etwa ein Speerkämpfer während der Rede mitten im Pferd des Generals steht. Aber wichtiger ist natürlich die Schlacht. Was hat sich da getan? Um es kurz zu machen: Es gibt immer noch traditionelle Ärgernisse (warum müssen meine Reiter schon vor dem Gefecht so plump durch meine Infanterie preschen, wenn ich ihnen einen Marschbefehl von der linken zur rechten Flanke gebe?), aber letztlich mehr Klasse statt Masse.

Creative Assembly hat die Truppengröße reduziert – man kann nur noch bis zu zwanzig Verbände in eine Schlacht schicken. Die haben mit zehn Truppentypen von der Speerkavallerie bis zur Bogeninfanterie einiges an Vielfalt anzubieten, denn innerhalb der Waffengattung gibt es je nach Clan erhebliche statistische Unterschiede. Die Reichweite und Präzision der besten

Die Landgefechte sind immer noch das Highlight des Spiels: Freut euch auf taktische Freiheiten und klasse Perspektiven.

Bogenschützen der Chosokabe liegt bei 175 und 60, während normale Schützen nur 150 und 25 erreichen. Diese Unterschiede sind in der Schlacht spürbar und ziehen sich durch alle Truppentypen, die je nach Clan ihre Eliteeinheiten haben. Es gibt auch exotische Kämpfer wie etwa die weiblichen „Onna Bushi“, die mit ihren Naginata für Angst und Schrecken sorgen oder die „Kisho-Ninja“, die nicht nur Blendgranaten werfen, sondern sich selbst im Lauf verbergen können, so dass man sich dem Feind kurzfristig unsichtbar nähern kann. Wenn diese Attentäter damit durch kommen, sinkt die Moral ins Bodenlose.

Helden braucht das Land

Die absolute Zahl der Samurai kann zwar nicht mit den theoretischen Zehntausenden aus Empire mithalten. Dafür sehen die Truppen en detail einen Tick besser aus und der General bekommt später Unterstützung von Heldeneinheiten mit enormer Moral, die spezielle Fähigkeiten besitzen. Ein Katana-Held kann z.B. nicht nur zum Berserker werden und alles um sich herum niederschlagen, sondern seine Einheit sowie benachbarte für kurze Zeit unbesiegbar machen – wer das rechtzeitig einsetzt, kann seine Linien zusammen halten. So wird das Timing der Sonderaktionen wichtiger als in Empire. Aber keine Angst: Die Helden sind zwar selbst schlagfertiger, aber auch von konventionellen Truppen schlagbar. Denn auch für sie gilt Schere, Stein, Papier, so dass eine schwere Reiterei von der Seite schnell mit ihnen aufräumt.

Moral, Tageszeit (man kämpft auch bei Nacht, was sehr stimmungsvoll und gefährlich ist, denn die Bogenschützen sehen

Die Kämpfe wurden über Motion Capturing bei der British Kendo Association aufgenommen, um möglichst realistische Bewegungsabläufe mit den asiatischen Waffen zu zeigen: Egal ob Wakizashi oder Naginata, Tanto oder Yari – alles ist dabei.
nicht weit und es gibt Ninjatruppen, die sich perfekt verstecken!), Wetter (Brandpfeile haben bei Regen kaum Wirkung) und Hinterhalte (man kann Truppen effizienter in Wäldchen verstecken) spielen eine größere Rolle als in Empire – wer Brandpfeile oder den Ansturm der Kavallerie gut einsetzt, kann sich Vorteile verschaffen. Ich habe auch das Gefühl, dass sich die Truppen allgemein flinker bewegen; vor allem die Berittenen. Das alles führt dazu, dass die Gefechte unterm Strich etwas schneller und gnadenloser ablaufen, denn das Flankieren und Hintergehen hat deutlich höhere Auswirkungen auf die Moral. Man muss daher auch den General und seine aufmunternden Fähigkeiten besser einsetzen, um vor allem die leicht verstörbaren Ashigaru beisammen zu halten – die Samurai halten etwas länger durch.

Formationen und Spezialverhalten

Und all das fußt natürlich immer noch auf den grundsätzlich sehr guten Möglichkeiten im Feld, was Stellungen und Positionen angeht. Es gibt acht vorgefertigte Landformationen vom „Kranichflügel“ für eine solide Defensive bis zum „Wolkendrachen“ für eine Offensive mit Projektilen und Kanonen. Wer seine Armee gruppiert, profitiert auch von der einheitlichen Marschgeschwindigkeit. Man muss seine Truppen nicht nur clever bewegen, um Hinterhalten und Flankierungen vorzubeugen sowie Furten zu bewachen, sondern auch in sinnvollen Untergruppen agieren lassen und ihre speziellen Fähigkeiten im richtigen Moment nutzen.

Dazu gehört nicht nur der Brandpfeil, sondern auch der kurz vor dem Zusammenstoß eingeleitete Keil der Reiterei, eine Wand oder ein Quadrat aus Speeren, das überaus wichtige Plänkeln der Bogenschützen oder die Kreiselformation der berittenen Schützen, die einen Feind zermürben können. Hinzu kommen Blendgranaten einiger Ninjas sowie Bambuswände oder mannshohe Schutzschilde, die man vor seinen Bogenschützen aufstellen kann, um sie zu schützen. Die Kriegermönche

Neben der Kampagne kann man auch einzelne historische Schlachten austragen.

können ihre Feinde sogar mit heulenden Pfeilen in Angst versetzen – ideal, um die Moral aus der Distanz zu verringern. Schade ist allerdings, dass es immer noch keine Umzingelung als Manöver für flinke Truppentypen gibt, so dass eine Einheit

kurz vor dem Kontakt mit dem Feind quasi in die Breite geht, um ihn dann von außen wie eine Zange zu umgehen und schließlich einzukesseln. Das wäre doch was für Rome 2, denn nicht nur die Legionäre haben diese Taktik angewandt.

Schön ist, dass die KI in der Offensive einer Feldschlacht ähnlich unberechenbar ist wie bei Belagerungen: Sie umgeht gezielt eine statische Formation mit ihrer Reiterei und nutzt vor allem Hügel im Gelände gut aus. Ist sie zahlenmäßig unterlegen, wählt sie geschickt eine kompakte defensive Position und wartet ab. In Total War kann man zwar selbst wunderbar locken, reizen und ködern, aber auch die KI nutzt jetzt deutlicher den Weg in den Rücken der Abwehr. Ich empfehle die drei historischen Feld-Schlachten von Sekigahara, Okehazama und Kawanakajima auf der dritten (schwer) der vier Gefechtsgrade – dann wird man gefordert.