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Total War: Shogun 2 (Taktik & Strategie) – Total War: Shogun 2

Das Zeitalter des Krieges wartet auf clevere Feldherren: Wer kann das alte Japan mit seinem Clan unterwerfen? Wer kann auf dem Weg dorthin nicht nur Schlachten gewinnen, sondern auch die Balance zwischen Bushido und Chi meistern? Elf Jahre nach dem Debüt der fernöstlichen Strategie entführt Creative Assembly erneut in die Welt der eleganten Geishas und stolzen Samurai. Und die Briten haben einige Überraschungen parat.

© Creative Assembly / Sega

Zwischen Geisha und Ninja

Je nach Wahl eines von neun Clans hat man andere territoriale Startbedingungen und Spezialeinheiten.

Auch die anderen Charaktere wie General, Geisha, Metsuke, Missionar oder Ninja lassen sich individuell entwickeln – Letzterer kann sich z.B. auf Spionage, Sabotage oder Mord konzentrieren. Dieses Rollenspielflair sorgt auch dafür, dass man sich mehr Gedanken um den Einsatz seiner Agenten macht und ihr Versagen fürchtet. Wer will schon einen Ninja verlieren, der nach drei Attentaten fast zum Meistermeuchler aufgestiegen ist? Die Spannung dieser Spezialeinsätze wird auch von den gelungenen Filmchen eingefangen, die die Agenten in Aktion zeigen – sowohl Regie und Choreographie können sich sehen lassen: Da träufelt der Ninja einen Tropfen Gift in die Teetasse und wird im Gebälk nicht entdeckt oder schleicht an schlafenden Wachen ins feindliche Lager, bis ihn plötzlich jemand festhält und Alarm schlägt.

Obwohl sich die Filme im Laufe einer langen Kampagne wiederholen, ist immer offen, ob der Agent tatsächlich entdeckt wird. Es gibt auch für jede Figur eine Gegenfigur: Der Mönch ist anfällig für Attentate des Ninjas oder der Geisha, kann aber die Metsuke leicht bekehren. Diese fernöstlichen Geheimpolizisten spüren wiederum Ninja und Geisha sehr gut auf. Schließlich profitiert auch eine Armee davon, wenn sich diese Charaktere mit ihr bewegen, denn Mönche sorgen für bessere Moral und Metsuke für loyalere Generäle, die sich wiederum nicht so leicht bestechen lassen.

Schon die einfachen Bogenschützen können mit ihren Brandpfeilen für schweren Schaden und Moralverslute sorgen – aber sie haben keine Chance gegen Schwertkämpfer oder die leichte Kavallerie.

Hier entsteht ein angenehmes Wechselspiel, bei dem man auf keinen Fall einseitig agieren sollte. Also errichte ich noch ein Gasthaus, um zusätzlich Ninja anzuheuern, denn sie können neben einem Spionagenetz für mehr Sichtweite auf der Karte auch feindliche Armeen aufhalten, was sehr nützlich sein kann, wenn man gerade von zwei Seiten attackiert wird: Schon ein, zwei Runden des Verschnaufens können ausreichen, um meine angeschlagene Armee zu verstärken oder sicher zu stationieren. Mit dem richtigen Timing sind die Spezialcharaktere also eine wertvolle Hilfe.

Bushido oder Chi

Im Zentrum der Entwicklung des eigenen Fürsten stehen jedoch Bushido und Chi, also der Weg des Krieges und jener der Weisheit. Man kann auf den ersten Blick nur seine Truppen stärken oder die Wirtschaft des Landes. Es gibt dafür allerdings einen Baum an Fähigkeiten, auf dem unterschiedliche Wege oder Mischungen möglich sind. Und man muss sich ähnlich wie in StarCraft II entscheiden, welche Talente man freischalten will, denn das eine schließt das andere manchmal aus: Niemand wird als Bushido-Fürst sowohl Schießpulver, Bogen, Marine als auch Kavallerie meistern können – man muss Schwerpunkte setzen.

Für meinen Clan der Uesugu bedeutet das auch den effizienten Wechsel: Ich sollte als Nächstes besser auf dem Weg des Chi wandeln, denn nur dann kann ich bessere Straßen und Techniken für die Landwirtschaft einsetzen, um meine Armeen schneller zu bewegen und mehr Reis abzubauen, was wiederum mehr Gebäude möglich macht. Ich will ja nicht schon wieder eine Rebellion riskieren! Schön ist, dass auch diese passiven Entwicklungen relevant sind, denn so wirkt das Spiel angenehm ausgewogen. Selbst wenn man kriegerisch und aggressiv auftreten will, wird man um einige wirtschaftliche und kulturelle Errungenschaften nicht herum kommen – sie sind also mehr als überflüssiges Beiwerk für Zen-Strategen.