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Stellar Blade im Test: Vom hässlichen Mobile-Entlein zum Singleplayer-Schwan

Stellar Blade verspricht Action vom Feinsten. Reicht das, um über andere Probleme hinwegzutrösten? Das verrät der Test.

Ein Screenshot von Stellar Blade mit rot-blauem Banner.
© SHIFT UP Corporation / PlayStation Publishing LLC / Adobe Photoshop [M]

Vor Stellar Blade kannten das koreanische Entwicklerstudio Shift Up kennen vor allem Mobile-Gamer*innen, und zwar für den Titel Goddess of Victory: Nikke, der sich durch anzügliche Outfits und beim Schießen mit dem Maschinengewehr wackelnde Ärsche einen Namen gemacht hat.

Auch das Hinterteil von Protagonistin Eve hat im Vorfeld der Veröffentlichung die Diskussionen und das Bewegtbildmaterial dominiert: Bedauerlicherweise, denn vom Gameplay war abseits spektakulärer Set-Pieces eher wenig zu sehen.

Will man Spieler also nur mit einem attraktiven Hauptcharakter und einem interaktiven Action-Film blenden? Oder steckt in Stellar Blade am Ende eine richtig spaßige Ladung Gameplay, die sich irgendwo zwischen NieR: Automata und Sekiro bewegt? Wir haben uns mehr als 40 Stunden in den hautengen Raumanzug gequetscht und verraten die Antwort auf diese Frage im Test.

Stellar Blade: Ähnlichkeiten zu anderen Videospielen sind nicht zufällig

Stoppt mich bitte, wenn euch der Plot von Stellar Blade bekannt vorkommt: Die Erde wird von Monstern namens Naytibas überrannt, ein Großteil der Menschheit muss in den Weltraum flüchten und schickt eine Gruppe von Supersoldaten auf den blauen Planeten, um die Bedrohung auszurotten – nur damit beim Versuch alles schiefgeht, was schiefgehen kann, und eine einzelne Überlebenskämpferin zurückbleibt, die von nun an mit dieser Mammutaufgabe betraut ist.

Ja, die Parallelen zu NieR: Automata sind offensichtlich und Game Director Kim Hyung-tae verriet bereits im Vorfeld, dass man sich von Yoko Taros Werk inspirieren ließ. Genau wie einst das dynamische Duo 2B und 9S ist also auch Eve, Mitglied des 7. Landetrupps, die einzige Hoffnung, auf die die Menschheit noch vertrauen kann.

Glück im Unglück, als ein Plünderer namens Adam die kurz vor dem Tod stehende Elitekämpferin aufliest und fortan als hilfreiche Drohne begleitet, die sich später auch an Eves Arm montieren und für explosive Fernkampfangriffe nutzen lässt. Zusammen mit der geretteten Mechanikerin Lily reisen sie nach Xion, der letzten von Menschen bewohnten Stadt und Bastion gegen die Naytibas, wo sie sich schließlich mit dem Ältesten Orcal verbünden, um die Monster ein für alle Mal auszulöschen und der Menschheit ihre Freiheit zurückzugeben.

Die Inspiration durch NieR: Automata wäre eine oberflächliche, wenn der doch recht geradlinige Plot nicht auch einige Wendungen bereithalten würde, obwohl diese nicht mit dem japanischen Vorbild mithalten können.

Wenn doch nur Worte deine Sprache wären

Obwohl die Geschichte insgesamt trotz der bereits bekannten Prämisse durchaus interessant ist und dazu motiviert, von Hauptquest zu Hauptquest zu flitzen, wirken die Dialoge oft lahm, unnatürlich und zweckmäßig. Da häufen sich Dopplungen, es wird mit Exposition um sich geworfen und das Herüberbringen von Emotionen ist auch nicht unbedingt Stellar Blades Stärke.

Fast alle Charaktere, selbst das Trio rund um Eve, Adam und Lily, wirken leblos und eindimensional, es mangelt an Tiefgang und nachvollziehbaren Motivationen.

Da ist es doppelt seltsam, dass sie, allen voran Eve, oft überanimiert sind und selbst bei den einfachsten Aussagen wild herumgestikulieren oder wiederholt mit dem Kopf nicken. Wie praktisch also, dass das alles nur eine untergeordnete Rolle spielt: Gespräche und Zwischensequenzen machen im Verhältnis zum Gameplay definitiv einen kleinen Teil der Spielerfahrung aus.

Falls euch die Welt trotz der halbgaren Figuren in ihren Bann schlägt, könnt ihr durch das Scannen von Leichen und dem Finden von Notizbüchern weitere Hintergrundinfos sammeln; die fallen allerdings größtenteils in die gleichen Schemata, bei denen die Gefallenen die fiesen Feinde verfluchen, ihren eigene Glauben in letzter Sekunde anzweifeln oder um ihre verlorenen Liebsten trauern.

Ein bisschen mehr Worldbuilding kommt da eher von Werbeplakaten in der Stadt Xion oder abgedrehten Romanreihen, die sich zwischen all dem Schutt und Staub finden lassen und ein Bild von der verloren gegangenen Zivilisation zeichnen.