Und der japanische Rekordmeister? Er baute langsam, fast schon unauffällig ab: Das lag auch daran, dass PES nie für die HD-Konsolen optimiert wurde, indem man eine neue Engine programmierte – schon die Premiere von PES 6 auf Xbox 360 stand im Schatten zahlreicher grafischer und inhaltlicher Defizite, so dass wir sieben Prozent abzogen und Platin verwehrten. Warum hatten die Japaner nicht mehr Mut? Man betrieb mit dem alten Code der PS2 eher Feintuning, kastrierte sogar viele geliebte Funktionen für die HD-Variante und behandelte die neuen Konsolen auch hinsichtlich des Netzcodes nicht nur stiefmütterlich, sondern fahrlässig.
Aus heutiger Sicht waren das die strategischen Fehler, für die man jetzt bezahlen muss, denn man entwickelt den Amerikanern erstmals hinterher. Oder anders herum: Die Japaner haben sich auf ihrem Erfolg ausgeruht, sie waren nicht nur zu langsam für den technischen Übergang, sondern es stagnierte schon in PES 2008 und spätestens in PES 2009 auch auf dem Platz – dieser Kick konnte hinsichtlich Ballphysik, Schusstechnik und Dribblings nicht mehr mithalten. Hatte man den wichtigen Blick über den Tellerrand verloren? Hat man nicht rechtzeitig in neue Technik und Visionen investiert? Und wie reagiert Konami darauf, dass man erstmals qualitativ überholt wurde? Mit einer dreigeteilten Strategie. Damit will man wieder zurück zu alter Fußballbegeisterung finden.
Die hehren Ziele
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Konami wollte alles „Arcadige“ zu Gunsten der Simulation verbannen. Das hat leider nicht ganz geklappt. |
Diese Strategie hört sich auf dem Papier gut an: Die Anregungen der Fans sollten mit der „Listen and learn“-Kampagne in die Entwicklung einfließen – man hat Feedback gesammelt und ausgewertet. Außerdem sollte alles „Arcadige“ zu Gunsten des puren Simulationsgefühls ausgemerzt werden. Schließlich wollte man mit ausgefeilten Taktikreglern (die FIFA in ähnlicher Form hat), frischer 360-Grad-Kontrolle (die in FIFA 10 <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=365163′)“>
Fällt etwas auf? Jetzt sind es die Japaner, die kopieren. Und was fehlt bei all diesen lobenswerten Ansätzen? Was fehlte in allen Pressemitteilungen, von denen Konami verdächtig viele und ausführliche veröffentlichte? Der Wille zum Neuanfang! Das längst überfällige Bekenntnis zu einer neuen Grafik-Engine sowie einer damit verbundenen Generalüberholung von Animationen, Sounds und Präsentation. Dieser eine wichtige Satz fehlte in all den Ankündigungen.
Natürlich hat das auch wirtschaftliche Gründe, denn den Jahresrhythmus der Veröffentlichung könnt man nicht oder nur mit enormem Personalaufwand einhalten, wenn man eine ganz neue Engine entwickeln würde. Und obwohl man auf den Konsolen qualitativ überholt wurde, hält man im PC-Markt ja eindeutig die Spitzenposition – PES 2010 ist auf dem Rechner zwei Klassen besser als FIFA 10. Und auf PS3 und 360? Auch dieses Jahr schrauben die Japaner lediglich herum, anstatt endlich Tabula rasa zu machen. Auch dieses Jahr hält man am alten Gerüst fest. Und das sieht zwar hier und da frisch aus, es klappert aber im wichtigen und fast schon heiligen Fundament der Serie: Der Ballphysik.