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Killzone 3 (Shooter) – Killzone 3

Nazi-Symbolik, düsteres Artdesign, gnadenloser Krieg: Killzone sorgte bereits vor sieben Jahren auf der PlayStation 2 mit seinem markanten Stil für Neugier. Der Durchbruch gelang dem niederländischen Team vor zwei Jahren auf PlayStation 3, als man nicht nur Gears of War 2 technisch Paroli bieten, sondern auch atmosphärisch und spielerisch überzeugen konnte. Geht die Erfolgsgeschichte auf Helghan weiter?

© Guerrilla Games / Sony

Goebbels trifft den Joker

[GUI_PLAYER(ID=68982,width=400,text=Killzone 3 sieht noch einen Tick besser aus als der Vorgänger – vor allem, was Beleuchtungen und Rauchentwicklung angeht.)]In den ansehnlichen Zwischensequenzen trumpfen die Holländer zunächst mit einem neuen Bösewicht auf: In der Rolle des verschlagenen „Jorhan Stahl“ trifft Goebbels quasi auf den Joker – eine schauspielerisch gelungene Mischung aus dem Propagandaminister der Nazis und Batmans Erzfeind, im Original gesprochen von Malcolm McDowell (Uhrwerk Orange, Caligula). Dieser skrupellose Industrielle ist für die futuristische Waffentechnik auf Helghan verantwortlich und sägt im Laufe der Story mit allen Mitteln an der Position des eigentlichen Nachfolgers, der an eine kahle Variante von Stalin erinnert.

Leider ist sehr schnell absehbar, wie sich das Machtspiel zwischen den beiden nach dem Tod des Diktators Scolar Visari entwickelt. Und leider bleibt der Einblick hinter die Kulissen der Helghastgesellschaft erneut sehr oberflächlich. Man weiß jetzt immerhin, dass sich ihre politische Altherrenführung frisurentechnisch eher vom ergrauten Seitenscheitel über den kaiserlichen Backenbart bis hin zum knappen Adolf-Schnäuzer an altdeutschen Vorbildern orientiert. Und der schmächtige, aber überaus clevere Jorhan Stahl vereint alle Eigenschaften eines idealen Bösewichts – bis hin zu größenwahnsinnigen Zielen.

Explosiver Blitzkrieg

Auf dem Weg zur Waffenfabrik „Stahl Arms“ läuft Killzone 3 technisch zur Höchstform auf.

Das Spiel unter dem politischem Wahnsinn ist eher ein explosiver Blitzkrieg von knapp sechs Stunden als ein actionreiches Epos: Man kämpft ohne Pause zwischen fotorealistischen Rauchsäulen unter pfeifendem MG-Beschuss, zwischen dröhnenden Panzerketten und zerfetzten Betonresten – und immer wieder tauchen die rot glühenden Augen der fanatischen Sturmtruppen aus Nebelbänken auf, schwer atmend wie Darth Vader, aggressiv wie Killermaschinen. Kenner werden schnell feststellen, dass sich das Figuren- bzw. Schießverhalten nochmal verbessert hat. Selbst wenn es dicht an der meist fragilen Deckung auch mal eine schwächere Textur gibt, hat man dort nur wenig Zeit für einen Blick über das Vorfeld.

Das Spiel brilliert vor allem in der Luft und der Distanz, denn der Wind peitscht Wimpel und Fahnen, weht Staub und Schnee auf, lässt Funken und Qualm fliegen. Schon im Einstieg läuft man quasi inkognito in Helghastuniform durch die Waffenfabrik „Stahl Arms“, an blinkenden Terminals und schwebenden Wachrobotern vorbei, während hinter riesigen Glaspanoramen zwischendurch Schiffe landen. Ähnlich wie im berühmten Bergdorf von Uncharted 2 schaut man sich hier einfach nur um, staunt über die weite Sicht in die Schneelandschaft, das spiegelnde Glas der riesigen Anlage, die eigenen Fußspuren (im Splitscreen seltsamerweise nur bei einem) und all die experimentellen Apparaturen.

Täglich grüßt das Polartier

Vor allem die eigenen Flüge mit und gegen Feinde mit Jetpack machen Laune.

Dass man später tatsächlich nochmal (fast) dieselbe Route laufen muss, bevor man dort alles in Schutt und Asche legen kann, schmeckt etwas zu kopierfreundlich. Aber selbst wenn man nicht ganz die Brillanz des Himalaya-Abenteuers von Naughty Dog erreicht, deuten schon diese ersten Schritte an, dass es diesmal weitaus mehr zu sehen gibt als graue Hausruinen und Betonschlachtfelder. Und wenn man im späteren Verlauf in das Gebirge zurückkehrt, läuft die Engine so richtig auf Hochtouren.

Soldaten mit virtuellem Wasserfetisch sollten schon mal die Fotoarchive frei machen und nah ran zoomen: Das nicht ganz zugefrorene Meer sieht einfach grandios aus, sorgt für eine fantastische, grau schwappende Brandung. Man fliegt in dieser Winterlandschaft in einer Jetpack-Rüstung von Eisscholle zu Eisscholle, während man gezielte Temposchübe setzen kann und plötzlich auftauchende Feinde in der Luft abwehren muss – Lost Planet 2 <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=365083′)“>

wirkt dagegen wie Schnee von gestern.

Die Schlachtfeldatmosphäre ist aber nicht nur aufgrund des feinen Partikelregens oder der markanten Beleuchtung so greifbar, sondern auch, weil es akustisch je nach Kaliber mal satt, zischend oder scheppernd aus den Waffen kracht, während gleichzeitig von überall Befehlsfetzen gepaart mit Todesschreien herein rauschen. Egal ob beengter Häuserkampf in Treppenfluren, Vormarsch mit Panzern auf breiter Straße oder von Flammenwerfern begleitete Hetzjagd durch Schützengräben – hier werden alle Facetten eines unreflektierten Kriegsspiels im martialischen Stakkato ausgewalzt: Gut gegen Böse, immer wieder Kimme und Korn, Munition und Granaten satt.