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Cyberpunk 2077 (Rollenspiel) – Willkommen in Night City

Alle wollen Rockstars werden – auch CD Projekt RED. Mit Cyberpunk 2077 haben sie schon bei der Ankündigung ein außergewöhnliches Rollenspiel versprochen. Nachdem man mit The Witcher 3 erfolgreich aus den Fußstapfen von BioWare trat, will man jetzt nicht weniger als ein Spiel in der Größe und Wirkung eines Grand Theft Auto inszenieren. Können sich die Polen mit Cyberpunk 2077 nochmal steigern? Oder haben sie zu viel versprochen? Mehr dazu im Test.

© CD Projekt RED / Bandai Namco Entertainment Europe

Deus Ex lässt grüßen

Im spielerischen Kern hat man meist die Wahl der Route und Vorgehensweise: Das fängt bei kleinen Fragen an, ob man eher den Vorder- oder Hintereingang, über den Balkon oder das Dach einen Weg sucht. Um Türen zu öffnen, kann man Gewalt einsetzen oder das Schloss knacken, falls man denn entsprechend hohe Werte z.B. in Tech besitzt. Auch Akrobatik kann helfen: Man kann sich an Simsen hoch ziehen, über Zäune klettern und Abgründe springen oder seinen Körper über Cyberware mit dem Doppelsprung aufrüsten, der weitere Möglichkeiten in der Route eröffnet.

Der Star des Spieldesigns ist für mich ohnehin neben der Modifizierung durch Cyberware, die man von den Augmentierungen aus Deus Ex kennt, das kreative Hacken: Damit kann man im Vorfeld aufklären, clever infiltrieren, cool ablenken und nahezu alles sabotieren oder gar töten. Wer seine Intelligenz steigert, kann auch immer bessere und effizientere Quickhacks einsetzen. Beispiel gefällig? Mit PING seht ihr alle verbundenen elektrischen Geräte – findet ihr so den Hauptcomputer, könnt ihr über ihn meist alle Sicherheitssysteme auf einmal deaktivieren. Ansonsten könnt ihr auch einzelne Kameras ausschalten. Sehr cool: Während man zwischen ihnen wechselt, kann man auch ohne anwesend zu sein weitere Quickhacks über Kameras einleiten!

Es leben die Quickhacks!

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Zwar greift die Polizei ein, wenn ihr es übertreibt und Verbrechen verübt – aber sie heuert euch auch gerne an und ist strukturell korrupt. © 4P/Screenshot

Eine Wache nervt? Lenkt sie ab, indem ihr ein elektrisches Gerät in der Nähe kurzschließt, sie erblinden lasst oder per Pfiff woanders hin lockt. In diesen Sekunden könnt ihr an ihr vorbei schlüpfen! Benutzt ihr vor einem Quickhack auf Systeme oder Personen das Hacking BREACH und meistert das Minispiel, schwächt ihr nicht nur euer Ziel für weitere Quickacks, sondern könnt Viren einschleusen, die alle verbundenen Geräte und Personen sabotieren. Außerdem sind Quickhacks nützlich im Kampf: Die Zeit wird etwas verlangsamt, bevor man seinem heran stürmenden Gegner mal eben einen Kurzschluss oder Bioschock verpasst. Aber Vorsicht ist geboten, denn feindliche Netrunner wenden all das auch gegen euch an! Wenn ihr sie nicht schnell eliminiert, dann werden ihr selbst gehackt…

Überhaupt steckt sehr viel Stealth-Action in diesem Spiel. Man kann dafür sorgen, dass man über das Schleichen und Ablenken viele Feinde lautlos von hinten erledigt, indem man sich geduckt nähert – diese kann man dann wegtragen und in Containern oder dunklen Ecken verstauen, damit sie nicht entdeckt werden. Dabei hat man zwar die Wahl, ob das tödlich oder ein nicht tödlicher Knockout sein soll. Aber diese Entscheidung hat letztlich keinerlei moralische Konsequenzen, denn es gibt keinen Wert für Karma oder Ähnliches.