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Cyberpunk 2077 (Rollenspiel) – Willkommen in Night City

Alle wollen Rockstars werden – auch CD Projekt RED. Mit Cyberpunk 2077 haben sie schon bei der Ankündigung ein außergewöhnliches Rollenspiel versprochen. Nachdem man mit The Witcher 3 erfolgreich aus den Fußstapfen von BioWare trat, will man jetzt nicht weniger als ein Spiel in der Größe und Wirkung eines Grand Theft Auto inszenieren. Können sich die Polen mit Cyberpunk 2077 nochmal steigern? Oder haben sie zu viel versprochen? Mehr dazu im Test.

© CD Projekt RED / Bandai Namco Entertainment Europe

Drei Hintergründe

Der Einstieg in diese futuristische Welt ist klasse – gerade für Rollenspieler. Ich überspringe allerdings die extrem detaillierte visuelle Charaktererschaffung samt Penisgestaltung, zumal man die meiste Zeit ohnehin in Egosicht unterwegs ist. Lediglich im Auto sowie in einigen Szenen vor dem Spiegel kann man sehen, welche Art von Mann oder Frau oder Mischung man da von der Narbe bis zur Brustwarze erschaffen hat. Aber hallo: Warum bricht das Spiel denn da komplett ein, trotz RTX 3080 und höchst potenter Hardware, wenn der Charakter sich ansieht?

Viel wichtiger als diese äußeren Merkmale sind die drei Hintergründe aka Lebenspfade. Denn je nachdem, ob man sich für den Nomaden, den Konzerner oder das Streetkid entscheidet, hat man nicht nur andere Startgebiete, sondern auch zusätzliche Dialogoptionen oder Lösungswege für Quests – ich verweise auf dieses Video von uns, das etwas mehr ins Detail geht. Das sollte man nicht unterschätzen, auch wenn sich alle Pfade irgendwann treffen, denn das erhöht durchaus den Wiederspielwert und bietet einige nette Überraschungen.

Offene Charakterentwicklung

Ansonsten kann man sich frei entwickeln: Alle Charaktere starten trotz unterschiedlicher Lebenspfade mit identischen Grundwerten. Es gibt ja keine festen Klassen, so dass man sich selbst spezialisieren kann, wenn man aufsteigt. Dann wird es angenehm komplex: Man verteilt nach einem Aufstieg zwei Arten von Punkten auf die Fähigkeiten sowie die damit verknüpften Talente, die sich wiederum in mehreren Bäumen darunter verzweigen.

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Ja, das Spiel sieht genauso aus – hinsichtlich der Kulisse ist Night City beeindruckend. © 4P/Screenshot

Wer also seine Intelligenz erhöht, steigert damit automatisch gewisse Hackingwerte, aber findet darunter zwei Talentbäume namens BREACH und QUICKHACK, in denen er weitere passive oder aktive Talente, teils in mehreren Stufen, freischalten kann. Genauso verzweigt sind auch die anderen Fähigkeiten wie Coolness, Tech, Konstitution etc., so dass man sich vom reinen Netrunner über den agilen Straßen-Samurai oder dem alles zerstörenden Brawler zig Klassen selber schnitzen kann. Wenn da nur nicht diese angenehme Qual der Wahl wäre und letztlich wieder ein Allrounder rauskommt, weil man alles ausprobieren will…

Sehr interessant ist, dass man à la Fallout auch durch die Praxis in Unterbereichen aufsteigen kann: Wer also viel hackt, viel mit Klingen schnetzelt oder Gewehren schießt, kann in einer separaten Leiste weitere Boni dazu freischalten. Allerdings geht das auch nur bis zu einem Maximum, das wiederum durch den aktuellen Level der dazugehörige Fähigkeit bestimmt wird. Wer Intelligenz nur auf dem Wert „Drei“ hat, kann also Boni darüber hinaus selbst bei vielfachem Gebrauch nicht freischalten. Die Charakterentwicklung macht jedenfalls Laune, aber erst in der Praxis der Missionen geht der Spaß so richtig los. Die Qualität der Quests schwankt zwar – das ist bei einem Spiel dieser Größe jedoch normal, es gibt auch Holen und Bringen, Ballern und Bringen etc. Aber in der Masse steckt noch mehr Klasse als in The Witcher 3.