Dafür hat man ein sehr offenes Abenteuer vor sich. Denn zu den Gefahren durch Überfälle auf der Karte gesellen sich böse politische Überraschungen: Man stößt auf verzwickte regionale Konflikte, in die zwei, manchmal drei Fraktionen involviert sind. Und hier beginnt das eigentliche Rollenspiel, denn man kann in den Gesprächen mit den Leuten mehr erfahren, kann auf sie einwirken, über erledigte Aufgaben ihre Gunst gewinnen und sich nach der Recherche vor Ort vielleicht für eine Fraktion entscheiden – oder gegen alle.
Soll man den verlängerten Arm von General Vargas spielen und den gesetzestreuen Desert Ranger mimen? Das kann
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man tun, aber recht schnell verschwimmen das gut Gemeinte und für die Leute da draußen extrem schlecht Erlebte. Sprich: Es gibt viele Verbitterte, denen nicht geholfen wurde und die vor allem die Ranger mit ihrer Doppelmoral dafür verantwortlich machen. Wasteland 2 simuliert das Dilemma der selbst ernannten Sheriffs sehr gut, wenn Gespräche mit Cowboys plötzlich eskalieren und Waffen gezogen werden.
Soll man seine Fahne in den Wind hängen und so schnell es geht mit dem eigenen Vorteil flattern? Der Opportunismus scheint mitunter das Einfachste, denn je nachdem ob man Geld, Waffen, regionalen Zugang oder Verbündete braucht, kann man ja mal eben ideologisch umdisponieren – egal, ob es sich um Terroristen, Menschenhändler, Killer oder Sekten handelt. Ihr wollt das skrupellose Arschloch spielen? Auch das ist möglich. Aber nicht alle NSC (Nicht-Spieler-Charaktere) finden es lustig, wenn man Unschuldige einfach über den Haufen schießt; sie verschwinden vielleicht. Und General Vargas kann einen nicht nur so richtig zusammen scheißen, wenn man die Gesetze der Ranger missachtet.
Rhetorische Deeskalation in Dialogen
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Viele Konflikte lassen sich verbal lösen. Vor allem, wenn man die drei rhetorischen Talente einsetzt. Hat man genug Punkte auf Einschüchterer, Charmeur oder Überzeuger verteilt, bekommt man zusätzliche Gesprächsoptionen, die besonders markiert werden. Das Dialogsystem ist dabei so dynamisch strukturiert, dass man auch mal zwischen der zusätzlichen harten oder logischen Variante entscheiden muss. Es gibt also keine Sicherheit, nur weil eine erweiterte rhetorische Option im Gespräch erscheint! Man muss überlegen, in welchem Fall sich was lohnt – auch hier animiert Wasteland 2 zum genauen Mitlesen.
In der Theorie kann man das Dialogsystem auch aktiv nutzen, indem man nicht nur die gelben oder roten Schlagwörter anklickt, sondern selbst etwas eintippt – das hört sich nach einem offenen System an. Das beschränkt sich in der Praxis allerdings meist auf Zahlencodes, denn selbst wenn man wichtige Schlüsselbegriffe oder Namen eingibt, die aus irgendeinem Grund noch nicht als Schlagwort aktiv sind, passiert meist nichts. Ein Beispiel: Da wird in einem Dialog von einem durchgeknallten Desert Ranger namens Rick Baychowski gesprochen, der etwas wissen würde und jetzt Gefangener sei. Fragt man General Vargas per Texteingabe nach diesem Rick, egal ob nur Vorname oder Nachname, kann er nichts mit dem Namen anfangen. Und das, obwohl dieser Rick etwas weiter in der Zelle der Desert Ranger hockt – arghs.