Veröffentlicht inTests

Risen 2: Dark Waters (Rollenspiel) – Risen 2: Dark Waters

Die Augenklappe sitzt, der Säbel tanzt, die Titanen können kommen! Denn für karibischen Urlaub ist keine Zeit: Angst und Zerstörung regieren im Reich, aber es gibt Hoffnung in der Südsee. Als namenloser Abenteurer soll man zehn Jahre nach Risen eine magische Waffe finden, die die Inquisition gegen die mächtigen Kreaturen einsetzen kann. Aber bevor man zum gefeierten Helden avanciert, muss man erstmal ein tapferer Pirat werden.

© Piranha Bytes / Deep Silver

Fraktionen? Wo?

Schlimmer geht's nimmer: Das Knacken der Schlösser ist ein belangloser Witz.
Schlimmer geht’s nimmer: Das Knacken der Schlösser ist ein belangloser Witz. © 4P/Screenshot

Für regelrechte Beliebigkeit sorgt das fehlende Fraktionssystem. Hat man an der Schwertküste noch die Hoffnung, dass sich die Machtpolitik zwischen Eingeborenen, Inquisition sowie den untereinander verfeindeten Piraten irgendwie auswirkt oder dass man als Held größeren Einfluss hat, löst sich diese kurz nach der einzigen relevanten Entscheidung des Spiels in Luft auf: Man kann sich an einer Stelle für die Eingeborenen oder die Inquisition entscheiden, so dass man entweder Voodoo lernt oder sich der Muskete widmet – das war’s. Man muss sich kein Vertrauen einer Fraktion über gleichzeitige Quests erarbeiten, so dass man evtl. über Stunden in Konflikte gerät wie noch zu Gothiczeiten. Hier mangelt es dem Spiel an Komplexität und epischer Sogkraft. Man hat eher das Gefühl, sich durch ein hübsches Bilderbuch zu blättern als auf einer gefährlichen Reise zu sein.

Man hat auch nicht den Eindruck, dass sich wenigstens diese einzige Entscheidung irgendwie auf das Verhalten der Parteien auswirkt – es geht weiter linear vorwärts, denn selbst mit einer Eingeborenen im Schlepptau  spaziert man munter durch die Orte der Blauröcke oder umgekehrt. Man kann es sich nirgends so verscherzen, dass es spürbare Konsequenzen oder Tabuzonen gibt. Die Story kann auch keine charismatischen Antagonisten aufbauen. Kaum begegnet man einem potenziellen Kontrahenten, wird dieser auch schon in einem Duell besiegt. Lediglich im letzten Drittel gibt es mal eine überraschende Wendung – gerade für eine Piratengeschichte fehlt es aber über weite Strecken an Intrigen und Überraschungen.

Angenehmer Spielfluss

Sieht interessant aus, aber kaum begegnet man einem Antagonisten, wird er schon wieder erledigt.
Sieht interessant aus? Kaum begegnet man einem Antagonisten, wird er schon wieder erledigt. © 4P/Screenshot

Bis dahin plätschert alles erzählerisch belanglos vor sich hin. Und so seltsam das klingt, sorgt auch das für einen angenehmen Spielfluss, denn es gibt zig Aufträge, die einen auf Trab halten und in der guten Übersicht dokumentiert werden. Zwar gibt es auch hier kleinere Bugs, aber das Inventar ist gut zu bedienen. Schön ist, dass man einige Aufträge auch ohne Kämpfe oder lange Botengänge lösen kann, indem man Leute einschüchtert oder überredet. Wenn das nötige Talent fehlt, kann man auch über Ringe, Amulette oder Tränke nachhelfen, die vielleicht einen Bonus auf „Silberzunge“ verleihen. Man  hat immer noch so viel an so vielen Schauplätzen zu tun, dass einem nicht langweilig wird. Sehr ärgerlich bleibt, dass man nicht aktiv segeln darf – wer von der Schwertküste nach Antigua will, klickt einfach auf die Karte.

Vor Ort gibt es immer viel nebenbei zu tun: Man kann Affen zähmen und diese in unzugängliche Bereiche schicken, man kann legendäre Gegenstände und weitere Schätze suchen. Vor allem beim zweiten Besuch von Caldera machen auch die Hauptaufträge Spaß, weil z.B. Voodoo clever eingesetzt werden muss – man kann fremde Körper übernehmen, um sich so höhere Belohnungen oder Zugang zu bisher verbotenen Orten verschaffen. Man manipuliert Stimmabgaben, verkleidet sich und erlebt endlich etwas Abwechslung von Bring-mir-dies-oder-das. In der Bucht von Maracai sorgt die Erkundung des Dschungels dann für gute Unterhaltung in der Wildnis, denn hier hat man lange Zeit keine Karte, darf auch mal an Simsen – schrecklich hölzern animiert, voller Clippings- irgendwo hinauf klettern und durchstreift einen labyrinthischen Urwald mit vielen Höhlen und Ruinen. Es gibt abseits der Pfade also einiges zu entdecken, zumal man sich auch mit dem Brauen von Tränken, Schmieden von Schwertern oder Pistolen beschäftigen kann.

Mehr Masse als Klasse

In der Bucht von Maracai kommt nochmal Stimmung auf.
In der Bucht von Maracai kommt nochmal ruinöse Stimmung auf. © 4P/Screenshot

Die Quantität der Aufträge stimmt, aber die Qualität lässt oft zu wünschen übrig, weil sie entweder zu billig sind, spürbare Konsequenzen fehlen oder das Figurenverhalten schlichtweg fehlerhaft ist: Wenn man einen Gefangenen befreien soll und der Schlüssel drei Meter vor dem Knast „von der Wache fallen gelassen wurde“, ist das genau so billig wie die Pflanzensuche für Einheimische, die sich darauf beschränkt, die drei Quadratmeter vor deren Füßen zu begutachten – auf diesem engen Raum muss man tatsächlich auch mal ein Artefakt finden, dass jemand verloren hat. Leichter geht es kaum noch.

In manchen wichtigen Szenen fehlt zudem die Glaubwürdigkeit: Da hat man gerade mit einem Geist der Ahnen gesprochen und kann einfach so dessen Sarkophag plündern, obwohl das Plündern der alten Tempel laut Story ein Sakrileg ist? Da hat man gerade den Piraten Hawkins aus dem Knast der Inquisition befreit und der darf einfach mit Patty unten am Hafen palavern, obwohl dort Wachen patrouillieren? Man übernimmt einen Kommandeur mit Voodoo und kann die Truhen im eigenen Haus nicht öffnen, weil der [GUI_PLAYER(ID=89377,width=400,text=Dieses Figurenverhalten macht die Stimmung gleich wieder zunichte.,align=right)]Schlüssel fehlt?

Richtig ärgerlich sind seltene, aber schwere Bugs im Figurenverhalten, die so manche heikle Quest zum Treppenwitz degradieren: Man soll Kanonen sabotieren, die bewacht werden. Wie bekommt man bloß die sture Wache Benito da weg? Erstens gibt es hier weder über Voodoo noch Rhetorik in Dialogen eine Chance, was schon mal schade ist. So besteht der einzige Weg darin, ihr eine aufs Maul zu hauen, was plump, aber immerhin akzeptabel ist. Aber wenn man den Säbel zieht und sie attackiert, lässt sie sich einfach so ohne Gegenwehr fertig machen (siehe Video) – das zerstört jegliche Spannung.

  1. So, ich habe das Teil dieses Wochenende auch endlich mal richtig angefangen, habe die ersten beiden Inseln beendet und muss sagen dass ich nach diesem Test überrascht bin. Mich hat das Gothic/Risen Flair gepackt.
    Die Kämpfe wurden nach einiger übung durchaus nicht übel. Die Viecher und Halsabschneider können halt was an Skill bieten, anders wie in Skyrim wo ein Gegner alle Schaltjahre mal zuschlägt und eigentlich fast nur über Masse gefährlich wird. Ja, das eine oder andere Vieh und auch so manchen Pirat kann man mit Dauerklicken erwischen, aber mir sind auch genügend über den Weg gelaufen wo Bewegung und Rollen wichtig wurde. Könnte natürlich auch daran liegen dass ich kaum in die Schwertkunst investiert und mich auf andere Skill festgelegt habe.
    Das Questdesign ist nichts besonderes, aber hier und da sticht schon mal eine Quest heraus wo ich dachte "cool gemacht".
    Was den vereinfachten Diebstahl angeht, ist er nur logisch, denn wenn in Gothic etwas schief ging hat man den Spielstand geladen den man genau vor dem besagten Diebstahl angelegt hat. So wird dem Spieler ein wenig Trial and Error und Loading-Screen erspart. Ist nicht realistisch, aber in Bezug auf den Spieler intelligent gelöst und hat trotzdem noch etwas flair. Zudem lassen die Bewohner einen nicht mehr aus den Augen wenn man in besagtem Haus gesehen wurde. Auch schön.
    Habe bisher nur einen Käfer entdeckt, was aber daran liegen könnte, dass die meisten nun gepatcht sind? Risen 2 ist, zu meiner eigenen Überraschung bisher ein gutes Game und wenn es sich hält wird es zu einer Perle in meiner Sammlung.

  2. Scorcher24 hat geschrieben:Für sowas haben wir im PC Forum den Schnäppchen Thread und deswegen braucht man echt keinen so alten Thread hochpushen.
    Echt jetzt? Es gibt, gerade im News Bereich, so viele Beiträge in denen mal ein Machtwort gesprochen werden müsste, und bei sowas hier lässt du plötzlich den Moderator raus hängen?

  3. Scorcher24 hat geschrieben:Für sowas haben wir im PC Forum den Schnäppchen Thread und deswegen braucht man echt keinen so alten Thread hochpushen.
    Ist doch scheißegal.

  4. Wer es noch nicht besitzt, kann es sich jetzt für mindestens 1$ zusammen mit Sacred 2 Gold und Saints Row 2 & 3 im Humble Bundle kaufen!
    http://www.humblebundle.com/
    War für mich neben "Kingdoms Of Amalour" das RPG des Jahres 2012! Viele Kritikpunkte sind berechtigt, ändern aber denoch nichts an der Tatsache, dass es mir viel Spaß gemacht hat!

Hinterlassen Sie bitte einen Kommentar.

Seite 1