Ich kann außerdem nicht umher, auf die teils idiotische KI und andere Fehler abseits des Hackens einzugehen. Es zerstört nämlich häufig die Illusion sich an einem realen Schauplatz zu befinden, wenn Sicherheitskräfte lauthals nach der Person suchen, die gerade sämtliche Fahrzeuge an einer Kreuzung in Unfälle verwickelt hat, ohne zu bemerken, dass sie schon lange direkt neben ihnen steht. Ich habe gesehen, wie Motorradfahrer direkt vor einem Hindernis Gas geben, um in hohem Bogen von ihrer Maschine katapultiert zu werden. Meine Agenten werden grundlos von Albion-Streifen angegriffen und erhalten keine Hilfe von frei herumlaufenden DedSec-Kollegen. Vehikel fahren durcheinander hindurch, finden partout keinen Weg um eine Kurve und werden wie Spielzeugmodelle in die Luft gehoben. Passanten fallen von irgendwo oben auf die Straße oder springen zum Ausweichen auffallend oft direkt vors Auto. Sowie mein Favorit: Öffnet man den Eingang zu einem Sperrgebiet, latschen die Fußgänger reihenweise und völlig unbehelligt in die Polizeistation oder das Clan-Quartier, ohne von den Wachen auch nur bemerkt zu werden!
Das alles ist umso bedauerlicher, da London stellenweise wirklich famos aussieht. Obwohl die Stadt gegenüber der Realität natürlich stark verkleinert ist, findet man sich mit etwas Ortskenntnis tatsächlich zurecht, bestaunt eindrucksvolle Sehenswürdigkeiten, fährt eine komplette Runde mit dem Millennium Wheel – wundert sich aber über ein Millionen-Dorf, in dem man alle Nase lang bekannte Rekruten und ihre Bekannten oder Verwandten trifft. Nicht zu vergessen auch Fußgängerampeln, die nur auf einer Straßenseite stehen, sowie Geschäfte, die man nicht betreten darf, weshalb man ausschließlich per Tablet am Eingang neue, aber selten hübsche Kleider, Schuhe oder Masken kauft.
Bei Höchstgeschwindigkeit bitte langsam fahren!
Vielleicht hat manches damit zu tun, dass die aktuellen Konsolen technisch am Limit sind. Auf jeden Fall gibt es auf allen Plattformen unterschiedlich große Einbrüche der Bildrate, obwohl viele Objekte und Details erst spät im Sichtfeld auftauchen. Ausgesprochen merkwürdig ist außerdem ein Effekt, der beim schnellen Fahren einsetzt, denn selbst ein Lamborghini-Verschnitt hört bei gefühlt 70 km/h einfach auf zu beschleunigen. Der Motor dreht dann zwar weiter und schaltet sogar in höhere Gänge, aber nachdem die Bildrate meist kurz in die Knie geht, wird die Geschwindigkeit auf einmal festgesetzt und ändert sich nicht mehr. Die gesamte Welt wirkt dann wie ein zäher Traum.
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Auch die PC-Fassung von Watch Dogs: Legion kämpft mit Schwierigkeiten, denn selbst derzeit schnellste Rechner können die höchste Detailstufe nicht in einer Auflösung von 4K mit durchgehenden 60 Bildern pro Sekunde darstellen. Der Hardwarehunger bzw. die sehr hohe CPU-Auslastung ist besonders an einigen der belebten Plätze zwar nachzuvollziehen, fällt insgesamt aber zu hoch aus – bei ausgeschalteten Raytracing-Reflexionen sowieso.
Doch apropos: Bringen die Raytracing-Reflexionen denn einen spürbaren Unterschied? Unbedingt! Schließlich ist die Kulisse mit zahlreichen Glasfassaden, transparenten Objekten, metallischen Oberflächen und anderen spiegelnden Elementen überzogen, was der futuristisch angehauchten Großstadt zusätzliches Flair verleiht. Die Bildrate wird bei aktiviertem Raytracing allerdings um ein gutes Drittel reduziert, was selbst das ordentliche DLSS nicht vollständig wettmacht. Alles in allem fehlt also auch hier eine dringend notwendige Optimierung.