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The Elder Scrolls 5: Skyrim (Rollenspiel) – The Elder Scrolls 5: Skyrim

Den Tod vor Augen im hohen Norden: Als anonymer Gefangener rumpelt man zusammen mit drei Gefesselten auf einem Karren zu einem Tribunal, eskortiert von kaiserlichen Wachen. Gerade hat man noch etwas über eine Rebellion aufgeschnappt, da rollt auch schon der erste Kopf unter dem Beil des Henkers. Als man zum Richtblock gerufen wird, überschlagen sich die Ereignisse: Ein Drache kreischt, Flammen lodern und ein Abenteuer von epischem Ausmaß beginnt.

© Bethesda Softworks / Bethesda Softworks

Der klassenfreie Aufstieg

Zwar kann man mit den Bewohnern nicht immer komplexe Dialoge führen, aber sie reagieren überraschend natürlich.

Zwar kann man mit den Bewohnern nicht immer komplexe Dialoge führen, aber sie reagieren überraschend natürlich; auch die Frauenfiguren sind weit weg vom Babe-Kitsch.

Bei einem Stufenaufstieg wählt man zunächst manuell, ob man Gesundheit, Magie oder die Ausdauer verbessern möchte – Letztere ist u.a. wichtig für das Rennen, das Blocken oder schwere Angriffe. Danach darf man Punkte in Fähigkeiten investieren, die wie Sternbilder aufgebaut sind, die sich meist ab 30, dann weiter ab 40, 50 oder 60 Punkten in weitere Bereiche aufspalten. Wer das Schleichen öffnet und dort investiert, kann z.B. erkennen, dass man sich irgendwann zwischen der Lautstärkereduzierung oder hinterhältiger Attacke entscheiden kann, wobei Letztere wiederum Wege zu tödlichen Hieben und der Assassinenklinge öffnet; mehr Auswahl hat man bei den einhändigen Waffen, die zig Spezialisierungen vom Klingenmeister bis zum stumpfen Haudrauf erlauben; noch mehr Auswahl hat man bei den arkanen Schulen von Zerstörung über Illusion bis Wiederherstellung – viel Spaß beim Grübeln.

So motivierend das klassenfreie System auf lange Sicht ist, offenbart es zwischendurch kleine Tücken: Dass man von Beginn an alles kann, ist nicht das Problem – sowohl das Führen von zwei Klingen als auch das Verzaubern oder Schmieden muss nicht erst gelernt, sondern „nur“ gemeistert werden. Aber dass man einige Situationen auch ohne entsprechend entwickelte Fähigkeit bewältigen kann, wirkt manchmal etwas unglaubwürdig. Obwohl man bei der „Redekunst“ nur 15 von 100 Punkten besitzt und sogar noch ein Fremder ist, kann man eine Wache am Stadttor oder einen misstrauischen Charakter schon mal auf einen Klick rhetorisch überzeugen. Und obwohl man im „Schlösser knacken“ noch ein blutiger Anfänger mit 20 von 100 Punkten ist, kann man mit etwas mehr Dietrichverschleiß und Glück schon Expertenschlösser öffnen. Diese Situationen sind nicht die Regel – man scheitert sehr häufig sowohl in der Rhetorik als auch an Meistertruhen, wenn man dort kaum investiert hat. Es wäre aber besser gewesen, wenn man bei zu hohem Unterschied zwischen Fähigkeit und Anspruch einfach mal „Kein Erfolg möglich!“ oder „Talent reicht nicht aus!“ gehört hätte.

Offene Fragen und Ziele

Sehr hilfreich: Der zweihändige Kampf - links die Flammen, rechts die Klinge.

Sehr hilfreich: Der zweihändige Kampf – links die Flammen, rechts die Klinge.

Zu Beginn ist man natürlich über jeden Erfolg froh. Aber es beschäftigen einen nur folgende Fragen: War das Zufall, dass der Drache just in dem Moment auftauchte als man hingerichtet werden sollte? Warum kämpfen diese Sturmmäntel eigentlich gegen den Kaiser? Und hat es auch dieser abtrünnige Jarl lebend aus der Feuerhölle geschafft? Wenn ja, in welche Stadt ist er geflüchtet – hieß sie Windhelm? Folgt man dem Rat des blonden Helfers und schließt sich der Rebellion gegen den Kaiser an? Immerhin bietet er einem im nächsten Dorf seine Unterstützung an – man sei willkommen in seinem Haus.

Man kann die Ereignisse in Himmelsrand nicht übersehen, denn der Bürgerkrieg ist überall: Patrouillen ziehen mit Gefangenen durchs Land und ermahnen einen scharf, bloß weiter zu gehen (befreit man sie?), Krieger werden zusammen gezogen, der Handel stagniert und wenn man das Blaugrau der Rebellen trägt, wird einem der Missmut der Kaisertreuen offen ins Gesicht geflucht. Bethesda gelingt es sehr gut, die äußeren Umstände glaubhaft darzustellen. Das geht so weit, dass man mit etwas Neugier und Eigeninitiative in laufende Entwicklungen eingreifen kann: Denn es passieren an bestimmten Orten interessante Dinge, wenn man denn rechtzeitig dort ist – diese Aussicht auf Ereignisse, in die man hinein stolpert, ist sehr motivierend.