Schlampige Texte, gute Sprachausgabe
Wenn doch alles so perfekt wäre, könnte man eine Hymne schreiben. Aber der Jubel über die gute Dramaturgie des Einstiegs wird von üblen Misstönen unterbrochen. Die ersten Stunden offenbaren neben all den Stärken auch eine große Schwäche, die die Euphorie klar ausbremst – die deutsche Lokalisierung. Dabei muss man differenzieren: Das Handbuch wurde gewissenhaft übersetzt. Und die Sprecher sind zum größten Teil in Ordnung.
Zwar kommen sie nicht an die Markanz des amerikanischen Originals heran – man nehme zum Beispiel Kaiser Uriel, der in der US-Fassung an der Schlüsselstelle das drohende Unheil mit seiner aufwallenden Stimme fast schon beschwört, während ihm in der deutschen Fassung einfach diese Emotion fehlt -, aber dafür ist die Qualität der Sprecher in der Breite überzeugend. Es gibt sogar einige Highlights, wie etwa pöbelnde Orks oder genervte Händler, die ihre Aggression überaus glaubwürdig transportieren.

Die Eindeutschung der Texte ist in The Elder Scrolls 4: Oblivion allerdings eine Katastrophe. Wenn mal Worte vergessen oder falsch übersetzt werden, wenn mal ein Rechtschreibfehler auftaucht – alles kein Thema. Aber hier gibt es eine ganze Phalanx an Schlampigkeit, die angesichts des großen Titels vollkommen unverständlich ist.
Der Fehlerteufel lässt grüßen
Das Blöde ist: Diese Fehler tauchen sofort geballt auf und überschatten damit das Erlebnis des Einstiegs. Warum heißt der Heilzauber z.B. „Feuerball“? Das ist nur der Anfang. Man stolpert quasi alle paar Minuten über grammatikalische Schnitzer oder halb englische Formulierungen, ohne Sinn und mit abstrusen Satzzeichen:
„To ready your weapon or fists, drücke die Taste X. To attack, Alle Mappings auf Standardwerte setzen?. To block, den linken Schalter drücken.“
Das ist Denglisch in Reinkultur. Manchmal passen die Texte auch nicht in ihre Menüs, werden am Ende einfach abgeschnitten oder wachsen über den Rand hinaus, so dass das Layout zerschossen wird. Auch die Plattformen wurden bei der Übersetzung nicht konsequent getrennt. Schon im Tutorial auf dem PC (!) liest man: „Drückt der rechten Bumper, um eure Zauber zu wirken.“
Mal abgesehen davon, dass es „den“ heißen müsste, hat die Maus bloß zwei oder drei Tasten und ein Rad, aber keinen „Bumper“. Das ist doppelt bitter, weil PC-Spieler gar kein Gamepad benutzen können; selbst der Windows-kompatible 360-Controller wird nicht erkannt. Auf dem Weg zur Schließung des ersten dämonischen Portals liest man dann: „Ich habe den Schlüssel zum Siegelwarte.“

Au Backe! Hey, ich will ein Epos spielen und keine Erkan & Stefan-Parodie! Soetwas reißt einen einfach raus. Der Bann der Kulisse ist plötzlich gebrochen, der Zauber epischer Fantasy erloschen – jedenfalls für kurze Zeit.
Es gibt sogar richtig grobe Textfehler, die sich durch das ganze Abenteuer ziehen: Ich spiele einen männlichen Waldelfen. Ich schließe das erste Tor nach Oblivion. Ich bin ein Hoffnungsträger, der gefeiert wird. Aber die Bewohner in allen Städten begrüßen mich mit „Herrin“ oder reden mich als „Heldin“ an. Hallo? Hier wurde einfach mal das Geschlecht vertauscht, obwohl meine Rasse zu Beginn und im weiteren Verlauf noch so löblich erkannt wird.
In dieser penetranten Häufigkeit sind das keine Kleinigkeiten mehr, sondern große Nadelstiche, die The Elder Scrolls 4: Oblivion sofort etwas von seiner sonst so zauberhaften Atmosphäre rauben. Leider konnte uns Take 2 noch nicht sagen, ob und wann diese Fehler ausgebessert werden. Fest steht: Sie haben mit dazu geführt, dass der Platin-Award verfehlt wurde.
Fantastische Bibliothek
Das Positive ist: Es gibt im Vergleich zur Fülle an Texten relativ wenig Fehler – vor allem in der Mitte des Spiels tauchen deutlich weniger auf. Und es wird verdammt viel gesprochen: Selbst einfache Bewohner artikulieren sich und machen eine weitaus bessere Figur als die Texte. Außerdem beherbergt Oblivion quasi eine virtuelle Bibliothek mit knapp 400 Bänden.
Wer sich in die Geschichte des Kontinents, seiner Rassen und Kriege vertiefen will, hat reichlich Gelegenheit dazu. Hier sind die Bücher in Regalen keine Zierde, sondern tatsächlich lesbar – es gibt mehrseitige Abhandlungen, Chroniken und Handbücher. Es gibt sogar richtig gute Kurzgeschichten über Vampirismus oder Reiseberichte von Archäologen – wunderbar!
Diese Fülle an Hintergrundinformationen verleiht der Fantasywelt nicht nur eine authentische Dimension, sondern auch spielerische Tiefe, denn man kann sowohl seine Statistiken über das Gelesene aufwerten als auch literarische Hinweise zu seinem Vorteil nutzen.