Per Zeitmaschine geht die Reise gleich achtausendmal so schnell
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Das Manövrieren aus dem Heimathafen ist eine frickelige Angelegenheit, schnell knallt man gegen eine Kaimauer. |
Was hingegen absolut unverständlich ist: Die Rückstellung der Zeitbeschleunigung ist nur umständlich per Mausklick auf das entsprechende Symbol oder höchst unelegant per ESC-Taste möglich, was mich jedes Mal aus dem Kartenfenster in die Spielwelt katapultiert. Wenn ich die Zeit per Plus- und Minus- Tasten stufenlos verändern kann, warum nicht mit (beispielsweise) ENTER ratz-fatz wieder auf Null? Immerhin: Die aus den Vorgängern berüchtigten, lästigen Unterbrechungen durch feindliche Flugzeuge sind deutlich seltener geworden und im Grunde eh reine Makulatur. In mehr als 25 Stunden Spielzeit wurde ich nicht einmal von einem Flieger angegriffen, obwohl ich entdeckt wurde. Wenngleich dies unrealistisch ist und in dieser Form auch ein Programmfehler, so empfinde ich diesen als einen der weniger ärgerlichen Sorte – ich will schließlich Schiffe versenken, keine Flugzeuge vom Himmel schießen (was ja dennoch nach wie vor geht, nur eben recht witzlos ist). Der Königsweg wäre natürlich eine Wahlmöglichkeit in den Realismuseinstellungen (Attacken durch Flugzeuge: Ja/Nein), denn selbstverständlich spielten Luftangriffe auf U-Boote im 2. Weltkrieg eine entscheidende Rolle. Nach ca. drei realen Minuten erreiche ich dann das Einsatzgebiet südlich von Irland, trotz Umweg um Nordengland. Endlich kann es „richtig“ losgehen … hoffentlich.
Egoshooter trifft Simulation
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Das Auslaufen vor der aufgehenden Morgensonne sieht schonmal prima aus. Im Vordergrund ein Matrosenobergefreiter. |
Die größte Neuerung des fünften Teils ist das begehbare Schiffsinnere und das ist den Entwicklern auch tatsächlich gut gelungen. Man hat hier mit viel Liebe zum Detail ein deutsches U-Boot des Typ VII nachgebildet, vom Bugtorpedoraum über den Horchposten, die Kommandozentrale, die Kombüse, den Maschinenraum bis zum Heck. Ich bewege mich als Kapitän per WASD-Steuerung in Egosicht durch die enge Röhre, darf per Shift-Taste sogar rennen und auf meinem Weg die leitenden Offiziere per Mausklick ansprechen und ihnen Befehle erteilen, die sie zum Teil auch ausführen. Am Anfang macht das sogar Spaß, wenngleich ich mich schon recht früh über die frickelige „Leiterroutine“ geärgert habe. Zum Wachturm bzw. zum Angriffsperiskop gelangt man nämlich nur über diese Leiter und ich bin oft daran hängen- bzw. davor kleben geblieben. Ich fühlte mich hier unweigerlich an frühe Ego-Shooter erinnert, die mit dieser Abfrage ebensolche Mühen hatten, aber seit einigen Jahren ist das eigentlich kein Thema mehr. Das hat übrigens auch nichts mit Übung zu tun, ich hatte dieselben Probleme nach fünf Minuten genauso wie nach 25 Stunden, mal erklimmt man die Sprossen ohne Probleme, mal braucht man drei Anläufe … grundlos: So was nervt.
Kaleu an Waffenoffizier – bitte kommen?!
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Schon bald ist der erste Geleitzug ausgemacht. Der graue Bereich stellt den Sichtradius der feindlichen Schiffe dar. Entsprechend halte ich Abstand und setze mich vor den Konvoi. |
Womit ich beim nächsten Punkt wäre: Ja, es ist realistisch, dass ich mich im U-Boot bewegen muss. Und ja, man kann sich in der Realität schließlich auch nicht vom Wachturm direkt in den Kartenraum „beamen“. Aber dass ich während eines Angriffs von meinem UZO auf der Brücke herunter in den Torpedoraum latschen muss, um dem Waffenoffizier persönlich den Befehl zu erteilen die Torpedos vorzuwärmen ist völliger Quatsch. Nicht ohne Grund befindet sich neben dem Angriffssehrohr eine Sprechanlage, die hat der Kaleun in solchen Momenten sicherlich für genau solche Befehle verwendet. Ich kann die Motivation der Programmierer zwar etwas nachvollziehen, den Spieler dazu „anzuhalten“ ihr schönes, Feature auch zu nutzen, aber mitunter fühlt man sich einfach nur gegängelt und zwar im Wortsinn.
Richtig schick sieht das Ganze aber auf jeden Fall aus – keine Frage. Besonders auf der Kanzel bzw. der Flak-Plattform (Wintergarten) . Wenn ich da oben dann zwischen meinem 1. Offizier und weiteren Besatzungsmitgliedern stehe, die Gischt aufschäumt und die Sonne unsere Schatten seitlich auf das Meer wirft, hat das schon was. Auch wenn die 88. Deckkanone auf Deck bemannt wird um einem Frachter den „Fangschuss“ zu verpassen, kommt die neue Darstellungsweise voll auf ihre Kosten. Über fehlende Details wie jenes, dass die Besatzung auch bei schwerster See kein Ölzeug trägt, wollen wir an dieser Stelle gerne hinwegsehen, da gibt es Schlimmeres.