© Climax / Konami

Créme dé la Créme

Dead Space Extraction hat es bereits gezeigt: Wii-Titel können sich auf technisch hohem Niveau bewegen und müssen nicht so weit von den überlegenen HD-Konsolen entfernt sein, wie es den Anschein hat.
Konami und Climax  liefern ein weiteres Beispiel dafür, dass Wii mehr auf dem Kasten hat, als man glauben möchte, wenn man die Konsole in fähige Hände legt. Sicher: Wer mit Argusaugen hinschaut, wird in der einen oder anderen Szene

Wer sich die Bilder eingehend betrachtet, erkennt nicht nur die hohe Texturqualität, sondern wird vom internen Therapeuten bewertet. Die meisten Aktionen haben direkt oder indirekt Auswirkungen auf die verschiedenen Enden.
unschönen Grafikaufbau erkennen, der nicht von Nebel oder Schneetreiben abgemildert wird. Oder man sieht mal Clipping-Fehler. Oder man nimmt die eine oder andere ungelenk wirkende Animation wahr. Und auch das ständige Streaming der Kulisse, das diese aufwändige Technik erst ermöglicht, hat einen Preis: Bei manchen Türen, vor allem beim schnellen Laufen, kommt der Motor kurzzeitig ins Stocken.

Doch all das war mir spätestens in dem Moment egal, als ich mit der Taschenlampe im überzeugenden Schneefall durch einen Wald gewandert bin und mir die gelungenen Schatten der Bäume einen Schrecken nach dem anderen einjagten. Die Welt wirkt absolut glaubwürdig, seien es nun die von Schneewehen bedeckten Straßenzüge, die klaustrophobischen dunklen Innenräume oder die kaltblauen Albtraumsequenzen.

Dies wird vor allem dann klar, wenn man die Zoomfunktion nutzt und sich die Umgebung genauer anschaut: Die Texturen sind aufwändig und auf Wii vor allem mit Verwendung eines Komponentenkabels sehr klar. Das müssen sie auch sein, denn der Zoom hat auch eine spielerische Bedeutung: Schaut man sich bestimmte Dinge in der Umgebung an, wird häufig nicht nur ein innerer Monolog (meist ein Einzeiler, aber kann auch mal länger sein) gestartet, der über die gegenwärtige Gemütslage Harrys Aufschluss gibt oder man entdeckt die Lösung für ein Rätsel, sondern es können sich auch Änderungen hinsichtlich des Endes ergeben. Zoomt man z.B. bei Gesprächen mit den zumeist weiblichen Bewohnern Silent Hills auf die Oberweite oder das Gesäß, kann man schnell in die psychoanalytische Sexsucht-Schublade rutschen, die das Ende maßgeblich beeinflusst.

Schauspielkunst

In einem Titel, der weniger auf Schock, sondern vielmehr auf Gemütslagen und Gefühle setzt, müssen die Gesichter ausdrucksstark und die Mimik überzeugend sein. Und auch hier enttäuscht Climax nicht. Natürlich ist man ein gutes Stück von der schauspielerischen Beinah-Perfektion eines Heavy Rain entfernt, die auf dieser Hardware schlichtweg unmöglich ist. Doch aus den vorhandenen Möglichkeiten holt man das Maximum heraus. Man schaut den glaubhaft agierenden Figuren gerne zu, versucht, in ihren Gesichtern eine Lösung für das Verschwinden Cheryls zu lesen und hängt an ihren Lippen. Kurzum: Auch auf Wii sind überzeugende schauspielerische Leistungen möglich

Shattered Memories setzt nicht auf Gore, sondern auf subtilen, mitunter sehr leisen Psycho-Horror, der von den digitalen Schauspielern gut getragen wird.
Doch der insgeheime Hauptdarsteller ist nicht Harry, es ist nicht der Psychotherapeut und es ist auch keine der schillernden Nebenfiguren wie z.B. die Polizistin Cybil Bennett, die man noch aus dem Ur-Silent Hill kennt.
Es ist das Licht, das natürlich nicht ohne seinen kongenialen Schauspielpartner Schatten auskommt. Wenn der Lichtkegel über detaillierte Möbel zieht, dabei z.B. altmodische Kerzenleuchter erfasst, deren Schatten vollkommen klar definiert und ohne „Flirrfäden“ mit Harrys Bewegung über die Wand fährt und sich bis auf sehr wenige Ausnahmen perspektivisch korrekt verändert, fragt man sich unwillkürlich, ob man tatsächlich Nintendos Familienkonsole vor sich hat.
Natürlich hilft die Verwendung des grobkörnigen Filters, um sowohl stilistisch als auch technisch gewisse Unzulänglichkeiten zu übertünchen. Doch andererseits gibt es wahrlich nicht viel, was man überspielen müsste.

Auf PSP ist die Kulisse nicht ganz so überzeugend: Das Schneetreiben ist nicht so dicht, die Umgebung insgesamt nicht so detailfreudig und bei der Mimik schleicht sich auch der eine oder andere Fehler ein, den es auf Wii so nicht gibt. Doch da die Prämisse hier natürlich identisch ist, bleibt das Spiel auch hier ein interessantes und ungewöhnliches Erlebnis – selbst wenn man die Taschenlampe nicht mehr unabhängig von Harrys Bewegung steuern kann und die Sichtweite nicht so hoch ist wie beim stationären Ableger.