Zurück zu den Wurzeln
Harry Mason sucht nach einem Autounfall im ebenso verschlafenen wie verlassen wirkenden Städtchen Silent Hill seine Tochter Cheryl. Diese Prämisse kennen die älteren Horror-Fans bereits. Immerhin war sie die Grundlage für den allerersten, seinerzeit auf PSone erschienenen Abstecher in die Stadt des subtilen Grauens, die es aus dem Stegreif geschafft hat, sich als Horror-Marke neben Resident Evil zu etablieren. Elf Jahre später ist Shattered Memories (SHSM) aber kein Remake mit hübscherer Kulisse. Zwar erzählt es eine ähnliche Story und setzt auf den Bekanntheitsgrad des Schauplatzes. Doch abseits
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Willkommen zurück in Silent Hill! Shattered Memories betrachtet die Geschichte des ersten Teiles aus einer neuen kreativen Perspektive. |
Silent Freud?
„ACHTUNG! Dieses Videospiel erstellt während des Spiels ein psychologisches Profil von Ihnen. Es findet heraus, wer Sie wirklich sind und verwendet diese Informationen dann dazu, sich zu verändern. Es setzt diese Informationen gegen Sie ein – und schafft damit ihren ganz persönlichen Albtraum. Dieses Spiel spielt mit Ihnen genauso wie Sie mit ihm.“
Mit diesen Worten beginnt Shattered Memories. Und es lässt Taten folgen. Diese Sätze sollten daher nicht nur als bewusste Verunsicherung des Spielers verstanden werden – auch wenn das Vorhaben gelingt und man deutlich bewusster über Entscheidungen und Handlungen innerhalb der Spielwelt nachdenkt. Sie sind eine Warnung, die man ernst nehmen sollte.
Denn je nachdem, wie man sich innerhalb Silent Hills verhält, aber auch vor allem wie man in den Therapie-Sitzungen auf die scheinbar einfachen Fragen antwortet, verändert sich nicht nur das Ende des Psycho-Trips. Teilweise sind die Änderungen viel subtiler und beruhen schon auf den „Ja“- oder „Nein“-Antworten des ersten oberflächlich scheinenden Fragebogens, den man ausfüllen muss – auch wenn man diese Auswirkungen erst bei einem erneuten Durchspielen wahrnimmt.
Ist man z.B. „alkoholischer Entspannung“ nicht abgeneigt, ist ein Etablissement in der Stadt ein Irish Pub. Bevorzugt man Wasser und Milch, ist es eine „Sports Bar“. Doch um überhaupt Zugriff auf die Bar zu bekommen, muss auf dem Weg dorthin ein bestimmter Trigger ausgelöst werden – ein cleveres System, das den Wiederspielwert erhöht.
Doch nicht alles ist so nebensächlich: Je nach Antwort und Verhalten reagieren die wenigen Personen anders, mit denen man als Harry Mason in Silent Hill zusammentrifft – oder sie sehen anders aus. Es gibt einige „Entweder-Oder“-Situationen, die nicht nur die Neugier wecken, sondern die immer wieder Vergleiche zu Heavy Rain bzw. dem spirituellen Vorgänger Fahrenheit beschwören. Nur mit dem Unterschied, dass wesentliche Entscheidungen vor den Spielszenen den Fortschritt beeinflussen.
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Je nach Verhalten und Frage-Beantwortung während der Therapie können sich Aussehen von Cybill Bennett und Gesprächsverlauf ändern – wie vieles in Silent Hill. |
Lebendige Leere
Doch das ist Jammern auf hohem Niveau. Denn es ist Climax gelungen, die verlassene Stadt, deren Nebel der PSone-Version mit depressivem Dauerschneefall ersetzt wurde, mit viel Leben und vor allem düsterer Atmosphäre zu füllen – wenn man gewillt ist, etwas zu suchen. Häufig muss man nicht einmal weit schauen, denn immer wieder findet man Gegenstände, die mit bestimmten Erinnerungen verknüpft sind und die man auch eingehend von allen Seiten betrachten kann.