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Oculus Quest (Hardware) – Endlich frei!

Kein teurer PC, keine störenden Kabel, kein Gebastel mit dem Smartphone: Oculus Quest verspricht ein neues Freiheitsgefühl in der Virtuellen Realität, ganz ohne im Zimmer aufgebaute Sensoren. Und anders als bei der alten Oculus GO erweist sich das 6DOF-Tracking (Six Degrees of Freedom) als erfreulich präzise, so dass wir uns tatsächlich völlig in manchen der Roomscale-Spiele verloren haben. Mehr zum autarken VR-Headset und dem Spiele-Lineup im Test.

© Oculus / Facebook / Oculus / Facebook

Erstaunlich präzise

Auch die leicht überarbeiteten Bewegungs-Controller „Touch“ werden von den Kameras erfasst: Damit sie aus allen Winkeln gut erkannt werden, liegen die etwas kleineren Ringe neuerdings oben. Von solchen Details abgesehen hat sich wenig am angenehm ergonomischen Design mit seinen praktischen kleinen Analogsticks geändert. Neuerdings öffneten wir in der Hitze des Gefechts manchmal versehentlich den Batteriefachdeckel, der aber schnell wieder magnetisch in seine Position zurück flutscht. Das Zugreifen und Werfen im Spiel ist zwar noch nicht so ausgereift möglich wie es bei Valves kommenden Index-Controllern der Fall sein dürfte; aktuell sind die Touch-Controller der Quest aber meine liebsten Eingabegeräte für VR. Sie werden übrigens auch bei der Rift S mitgeliefert (die ebenfalls am 21. Mai erscheint) und sind mit beiden Plattformen kompatibel.

Ob ich in Sports Scramble (zum Test für Oculus Quest) den Tennisschläger schwinge oder in Space Pirate Trainer (zum Test) mit einer Laserkanone auf eine Drohne ziele: Meine Bewegungen werden fast immer traumhaft präzise erfasst! Probleme ergeben sich nur in Ausnahmefällen, z.B. wenn sie in den Bereich hinterm Rücken landen, der von keiner Kamera erfasst wird. Sobald ich die Hände wieder nach vorne schwinge, flutschen ihre virtuellen Gegenstücke manchmal etwas ruckartig in die richtige Position. Auch direkt vorm Headset gibt es einen kleinen toten Winkel, der für kurze „Zuckungen“ sorgen kann. Um ihn zu erwischen, müsst ihr euch aber beinahe schon selbst ins Gesicht boxen. Beim Spielen spürte ich nur selten Tracking-Nachteile: Im schnellen Rhythmus-Titel Beat Saber etwa verpasste ich einmal ohne Eigenverschulden einen Notenblock. Mathias hatte in Dance Central (zum Test für Oculus Quest) etwas häufiger Probleme mit der Erkennung, wenn sich viele Tanzbewegungen im Schulterbereich abspielten. Um solche Momente zu vermeiden, versucht das System, die Position hinterm Rücken mit Beschleunigungs- und Lagesensoren zu erfassen; ein Trick der vor allem bei schnellen Bewegungen funktioniert.

Spielerisch starkes Startaufgebot

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In Journey of the Gods bewegen sich nicht nur Schwert und Schild, wie man es erwartet. © 4P/Screenshot

Vor weiteren technischen Feinheiten gehe ich aber erst einmal aufs Spiele-Lineup ein. Androidpit.com hat sich übrigens die Arbeit gemacht, alle Titel aufzulisten, die im Rahmen des #Quest-Countdowns offiziell angekündigt wurden (mittlerweile 53 Stück), von Entwicklern bestätigt oder auch nur in Gerüchten erwähnt wurden. Die bereits verfügbaren, gut angepassten Titel sind ein wichtiger Grund dafür, dass ich mich in der Quest so wohl fühle. Vor allem Neulinge profitieren hier von vielen Errungenschaften, welche die Entwickler schon auf früheren Systemen ausgetüftelt haben. Titel für größere Spielfelder kommen im üppigen Start-Aufgebot am besten zur Geltung: Im kreativen Zeitlupen-Shooter Superhot VR (zum Test) lasst ihr auch die Fäuste, Schwerter oder andere herumliegende Gegenstände in Richtung der Gegner fliegen. Zum Testzeitpunkt war erst die Demo verfügbar, die aber schon bestens funktionierte. Ähnlich schweißtreibend dürfte es in Robo Recall (zum Test) und Fruit Ninja VR werden, die momentan noch im Store fehlen.

In die Starttitel Ballista von High Voltage Software (ein mittelalterliches Artillery-Spiel im farbenfrohen Angry-Birds-Stil) und Sports Scramble von „Fail Factory!“/Armature Studio haben wir bereits hineingeschnuppert. Passend zum Einsteiger-Fokus wird der Spieler im Oculus-exklusiven Ballista schön von einem sprechenden Spiegel an die Hand genommen, um ihm allerhand Katapult-Techniken und magische Spezialfähigkeiten beizubringen. Auch im euphorischen Sports Scramble wird man pausenlos zugequatscht, in diesem Fall von einem hyperaktiven Baseball. Er erklärt die auf spaßige Weise vermischten Sportarten wie Tennis, Bowling und Baseball.

Link lässt grüßen


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In Sports Scramble schleudert man Ananasse, Curling-Steine oder auch Bomben die Bowling-Bahn entlang. © 4P/Screenshot

Der spannendste Starttitel ist das angenehm an ältere Zelda-Teile erinnernde Journey of the Gods von Left-4-Dead-Entwickler Turtle Rock Studios und den Oculus Studios. Das Action-Adventure bietet nicht nur einen faszinierend mystischen, minimalistischen Grafikstil, der mit großflächigen Polygonen den Grafikchip entlastet. Hier macht sich zudem schön bemerkbar, wie unkompliziert und immersiv man mit dem autarken Headset in eine fremde Welt abtauchen kann. Vor allem nach der Verwandlung in einen riesigen Gott habe ich beim Knobeln mit den eigenen Händen schnell die Zeit vergessen: Hier einen Blitz aus dem gewittrigen Himmel zupfen, dort eine Barriere und ein paar Gegner wegbrutzeln – und schon werde ich wieder zum kleineren Krieger mit frei beweglicher Ausrüstung wie Schwert, Schild und Armbrust. Ebenfalls gut umgesetzt sind das beliebte Laserschwert-Musikspiel Beat Saber (momentan offenbar noch mit dem Umfang der Early-Access-Fassung), das Escape-Room-Abenteuer I Expect You To Die (zum Test für Oculus Quest) oder der Horror-Schocker Face Your Fears 2 der Left-4-Dead-Entwickler. Für Freunde zwischenmenschlicher Begegnungen übers Internet sollen zum Start Rec Room und „VR Chat“ bereitstehen. Für Frust sorgten (seltene) Abstürze einiger Apps sowie ein Bug im (noch nicht finalen) Betriebssystem der Quest. Daher mussten wir manche Spiele mehrmals herunterladen, bis sie endlich korrekt installiert waren. Schade auch, dass es noch keinen vollwertigen Download-Manager gibt.