Gerade bei Lob und Stopp zeigen sich aber erste Schwächen: Die Spezialschläge gehen viel zu leicht von der Hand. Es braucht kein Timing oder gutes Stellungsspiel, wie es z.B. Top Spin 4 verlangt – die gezogene Schultertaste macht fast jeden Schlag zur Raffinesse. Spätestens in solchen Momenten entpuppen sich die Ballwechsel als oberflächliche Simulation, die auf geschicktes Taktieren wenig Wert legt. Selbst schwierige Drop Volleys gelingen ohne Mühe.
Es fehlen weitere Feinheiten, die gerade die Top Spin 4-Duelle zu packenden Matches machten. Wo Top Spin z.B. zwischen einem harten und einem schwächeren, dafür aber sehr präzisen Schlag unterscheidet, zählt hier nur das rechtzeitige Aufladen der Ausholbewegung.

Die Profis laufen außerdem über weite Strecken automatisch zum Ball, wodurch einige Finessen des Stellungsspiels nahezu unmöglich sind. Man kann etwa nicht schneller zum Ball gehen, um ihn eine Idee früher übers Netz zu spielen – in Top Spin ein wichtiger Kniff.
Nicht zuletzt gelingt es kaum, den Gegner durch weite Bälle nach hinten zu drängen oder (von Stopps abgesehen) durch kurze ans Netz zu ziehen. Auch weil die Spieler im Vergleich zum Platz sehr groß erscheinen und überzogen schnell sprinten, ist es fast unmöglich, durch eine taktische Spielweise einen Angriff vorzubereiten: Stopps sind ein Kinderspiel – dafür erläuft sie der Gegner ohne Schwierigkeiten. Auch einen mit kleinem Winkel gespielten Ball erreicht man zu leicht – kann ihn aber nicht mit einem besonders präzisen Return kontern. Nachlassende Ausdauer spielt übrigens keine Rolle. So beschränkt sich Grand Slam Tennis 2 auf das trotz Einschränkungen wichtige und spannende Laufspiel, vernachlässigt andere Facetten aber sträflich.
Das Aufschlag-Ass
Muss man sich eigentlich auf die ungewöhnliche Art der Analogstick-Steuerung einstellen oder geht es auf dem herkömmlichen Tastenfeld auch bequemer? Es geht – und zwar ganz ausgezeichnet. Ganz ähnlich wie in Top Spin 4 muss man die Schusstaste möglichst zeitig gedrückt halten, bevor man sie im richtigen Moment loslässt. Das taktische Spiel wird dadurch allerdings nicht besser. Man ist nur deshalb im Vorteil, weil Prinzip und Timing

leichter zu durchschauen sind und weil die Analogstick-Steuerung keine Vorteile bietet. Das Zielen über den Stick ist zwar unabhängig von der Laufbewegung, doch das Spiel zieht den Profi ohnehin so früh zum Ball, dass man sehr zeitig zielen kann. Hier hat selbst das schwächere Virtua Tennis 4 die Nase vorn, weil Sprint und Ausholbewegung genauer aufeinander abgestimmt sein müssen.
Es gibt aber ein Element, mit dem das zweite Grand Slam Tennis mächtig auftrumpft: der Aufschlag. Obwohl man nämlich ähnlich wie in Top Spin viel zu einfach perfekte Aufschläge auf die Gegenseite knallt, lassen sich die meisten Bälle ohne übertriebene Schwierigkeiten returnieren. Besser noch: Während man sowohl in Top Spin als auch in Virtua Tennis mit spielerischer Leichtigkeit krachende zweite Aufschläge über Netz drischt, erhöht man hier das Risiko, je härter man den Ball spielt. Das kommt dem echten Tennis erfrischend nahe!