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Virtua Tennis 4 (Sport) – Virtua Tennis 4

Ich liebe Arcade! Im Sport gebe ich einer Simulation aber stets den Vorzug. Bis vor drei Jahren, als „mein“ Top Spin spielerisch wankte, während mich Segas Arcade-Schmettern in packende Ballwechsel verwickelte. Wochenlang trainierte ich auf Xbox Live… doch das ist lange her. Der Schlagabtausch zwischen Sega und 2K Sports ist längst in die vierte Runde gegangen. Genauer gesagt spielte Top Spin 4 bereits vor einem Monat so vorzüglich auf, dass schon zu diesem Zeitpunkt klar war: Virtua Tennis wird es in dieser Generation verdammt schwer haben!

© Sega / Sega

Tradition und die Moderne

Was setzt die Traditionsserie der starken Konkurrenz entgegen – eine schlagkräftige Riege lizenzierter Spieler vielleicht? Tatsächlich müssen sich ungefähr 20 Sega-Profis nicht vor den 25 2K-Assen verstecken. Und natürlich wirft Sega auch den guten Namen in die Waagschale: „Virtua Tennis“ steht für hervorragende Ballwechsel – actionreich überzeichnet, aber taktisch fordernd. Vielleicht ist es ja dieses Selbstverständnis, das den Japanern den Mut für einen spielerischen Konter gibt. Denn in seinem wichtigen Kern versucht das vierte Virtua Tennis etwas, das Top Spin in Ausgabe drei bereits gewagt hatte: Es will die Spielmechanik umstellen!

Dabei macht Sega bedeutend kleinere Schritte als die Konkurrenz, denn weder fliegen die Bälle plötzlich zu den Regeln einer glaubwürdigen Physik noch hat sich etwas Wesentliches an der überschaubaren Steuerung geändert. Die Arcade-Serie bleibt ihren Wurzeln treu: [GUI_PLAYER(ID=71004,width=540,text=Hier kämpfen die Asse um Punkte: Die Karriere im Überblick.)] Man findet sofort Zugang zum Spiel, schlägt Schmetterbälle und jetzt auch Asse übers Netz. Slice, Lob sowie Top Spin liegen auf drei der farblichen Tasten und je länger man sie drückt, desto härter donnert der Ball ins gegnerische Feld. Aufs Timing kommt es hier nicht an: Man hält die Taste so lange fest, bis sich der Schuss löst.

Super! Oder?

Neu ist ein Superschlag, den man sich erst erarbeiten muss. Denn Virtua Tennis ändert das System, mit dem es die unterschiedlichen Stärken verschiedener Spieler darstellt: Beim gewöhnlichen Ballwechsel unterscheiden sich die Profis jetzt kaum noch – schade! Spielt man sie allerdings so, wie es ihrem Charakter entspricht, füllt man ihre Konzentrationsanzeige. 20 solcher Spielertypen gibt es. Ein Volley-Virtuose sollte also am Netz stehen, ein Konterkönig gefährliche Bälle retournieren und ein Trickser muss den Rhythmus seines Kontrahenten stören. Verfügt man schließlich über genug Konzentration, darf man einen besonders kraftvollen Ball übers Netz drücken. Vorteil: Das bedeutet noch lange keinen Punktgewinn. Man sollte den Schlag also im richtigen Augenblick einsetzen. Nachteil: Ich habe gesehen, wie Monfils einen flachen Slice gerade noch löffeln konnte, indem er seinen Schläger fast waagerecht unter den Ball hielt – er hat diese Notlösung trotzdem als druckvollen Superschlag gespielt…

Es ist nicht die einzige Schwäche der neuen Technik, die durch eine Zeitlupenstudie erst aus nächster Nähe eingefangen wird, bevor die Kamera den Schlag als normalen Spielball wiederholt. So kann man nämlich genau erkennen, in welche Ecke der Schuss gehen wird – ein ausgesprochen unsinniger Fauxpas, wenn mindestens zwei Menschen gegeneinander spielen! Ohnehin ist es ein seltsam beengendes Gefühl, den virtuellen Profi so zu imitieren, dass sich die Konzentrationsanzeige möglichst schnell füllt. Top Spin löst die Charakterisierung besser, weil es die Stärken und Schwächen der Profis so markant herausarbeitet, dass man ihre Vorteile unbedingt nutzen will.