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Gran Turismo 5 (Rennspiel) – Gran Turismo 5

Gran Turismo 5 war eine schwere Geburt: Die ständigen Verschiebungen, die von Sony gerne mit Kazunori Yamauchis Hang zur Perfektion begründet wurden, brachten dem Titel bald Spitznamen wie „Duke auf vier Rädern“ oder „Gran Trödeldismo“ ein. Jetzt ist das Mammut-Projekt endlich abgeschlossen. Und wir sind sehr gespannt, was uns nach all der Wartezeit im Laufe der Karriere erwartet.

© Polyphony Digital / Sony

Pistensäue

Hinzu kommt, dass der Schwierigkeitsgrad zwischen und innerhalb der Serien teilweise extrem schwankt. Während man sich z.B. beim Motorsport Oldies-Pokal die Zähne ausbeißt, meistert man die Schwarzwald-Liga A innerhalb der gleichen Serie (Expertenserie) mit links, da hier der stärkste Gegner mit gerade mal 177kW in seinem Golf GTI unterwegs ist. Auch die Abschlussmeisterschaft (Polyphony Digital Cup) ist ein Klacks verglichen mit manch andere Wettbewerben, in denen man in niedrigeren

Die KI versucht sich gerne durch aggressive Ramm-Attacken Respekt zu verschaffen. Die Aktionen enden allerdings meistens im Frust für den Spieler.

Serien um jede Position kämpfen musste. Ja, manchmal kommen auch hier Rennen zustande, die sich als solche anfühlen, wenn man sich durch den Pulk aus maximal 15 Gegnern kämpft, obwohl sich in der Regel insgesamt nur zwischen acht und zwölf Boliden auf der Piste befinden.

Die anfängliche Freude über die Positionskämpfe im engen Fahrerfeld währt allerdings nicht lange: Spätestens wenn die KI einem ins Heck fährt und beherzt umdreht, ist der Rennspaß schnell vorbei. Das ist besonders dann bitter, wenn man gerade in einer Meisterschaft unterwegs ist und das Rennen nach der rüden Attacke nicht einfach noch mal neu starten kann – einen Rückspul-Joker à la Forza gibt es auch nicht. „Okay“, dachte ich mir, „das kann ja mal passieren“. Das Problem ist aber, dass es ständig passiert. So wird mir neben der schlechten Balance innerhalb des Fahrerfelds nur ein weiterer Grund geliefert, meinen Boliden so stark aufzumotzen, dass ich mit diesem Rowdy-Pack gar nicht erst in Berührung komme. Kommt es trotzdem dazu, fällt außerdem die schlimme Kollisionsabfrage auf, mit der man auch beim Touchieren von Banden Bekanntschaft macht. Beim Auffahren scheint es oft so, als würden beide Boliden aneinander kleben und durch einfaches Lenken kann man sich nicht losreißen. Erst wenn man vom Gas geht und dadurch wieder Abstand zum Vordermann gewinnt, hat man wieder die volle Kontrolle und kann vorbeifahren.

Dabei macht die KI auf den ersten Blick so viel besser als in den Vorgängern: Anstatt wie an einer Perlenkette brav hintereinander her zu fahren, kann man hier auch immer wieder Überholmanöver beobachten oder sieht im Rückspiegel, dass die Verfolger manchmal tatsächlich auf meine Bremsaktionen oder Unfälle reagieren. Leider bilden diese löblichen Ansätze die Ausnahme. Fährt man im Arcademodus ein Langstreckenrennen, gibt die Boxenstrategie der KI Rätsel auf: Während meine Reifen bei einem 33-Runden-Lauf ab der 17. Runde nicht mehr zu gebrauchen waren, fuhren die KI-Piloten teilweise bis zur 27. Runde auf dem ersten Reifensatz weiter, obwohl deren Zeiten ebenfalls schon ab der Mitte des Rennens immer langsamer wurden. Schade ist zudem, dass man im Gegensatz zum Prologue oder Forza 3 den Schwierigkeitsgrad

Von der TV-Show ins Spiel: Der Top Gear Test Track ist ebenfalls enthalten.

der KI nicht anpassen kann. Nur im Arcade-Modus stehen drei Stufen zur Auswahl, in der Karriere muss man dagegen mit einer stark schwankenden Standard-Einstellung Vorlieb nehmen.

Spezialveranstaltungen

Die kann einen auch im Rahmen der Spezialveranstaltungen an den Rand des Wahnsinns treiben, die neben der Karriere angeboten werden und z.T. aus hammerharten Herausforderungen bestehen. Lassen sich die witzigen Kart-Rennen noch relativ einfach meistern, sind beim Besuch in Jeff Gordons Nascar-Schule sowie dem Abstecher auf den Top Gear Test Track einige verdammt harte Nüsse zu knacken. Auch für die Goldpokale im Rahmen der AMG Fahrschule auf der Nordschleife darf man sich keine Fehler erlauben und muss jede Kurve perfekt nehmen. Den Höhepunkt dieser Event-Reihen, die eine hervorragende Abwechslung zur Karriere darstellen und gleichzeitig viel Geld aufs Konto spülen, ist für mich neben den drei Rallye-Herausforderungen von Sebastien Loeb die Grand Tour. Dabei reist man von Bern über Monza und die Toskana bis nach Rom und absolviert in vorbestimmten Autos diverse Rennen. Dabei wird das Umsteigen an traumhaften Orten wie Luzern, San Gimignano oder Siena mit atmosphärischen Zwischensequenzen inszeniert – einfach toll. Ich hätte mir sehr viel mehr von dieser lebendigen Art von Veranstaltung gewünscht, die im Gegensatz zu dem meist trockenen Abklappern von Events in der Karriere steht.

WRC-Konkurrenz?

In den Spezialveranstaltungen findet sich außerdem die Rally Gran Turismo: Hier steht auf zufällig generierten Kursen das klassische Zeitfahren über staubige Pisten auf dem Programm, wie man es von der WRC kennt. Allerdings gibt es ein paar Unterschiede, denn zum einen sind die Etappen sehr kurz und zum anderen tritt man hier lediglich gegen vier Konkurrenten an. Das Offroad-Feeling kommt zwar im Ansatz gut rüber, doch mangelt es an Abwechslung und einer echten Meisterschaft. Ähnlich inkonsequent wirken die Nascar-Events: Wenn maximal 16 Fahrzeuge im Kreis fahren, hat das nur wenig mit dem realen Motorsport gemeinsam, wo 40 und mehr Boliden ihre Runden drehen. Von daher sind die beiden Rennserien nur ein netter Zusatz – mehr nicht.

Doch wie bei den restlichen Spezialveranstaltungen winken auch hier großzügige Preisgelder. Gleichzeitig gewinnt man eine Menge Erfahrung, mit der man sich innerhalb des neuen Rangsystems nach oben arbeitet. Insgesamt gibt es 40 Stufen, bis man sich die Auszeichnung „Perfekter Fahrer“ verdient. Je nach Rang bekommt man Zugang zu bestimmten Events. Wer schnell aufsteigen möchte, sollte sich also auf die ersten Events der Spezialveranstaltungen stürzen, auch wenn hier viel verlangt wird. Doch auch hier sind spätere Herausforderungen zunächst gesperrt und werden erst nach dem Erreichen bestimmter Stufen freigeschaltet. Leider ist das Erfahrungssystem nicht sonderlich transparent: Man bekommt nach jedem Rennen seine Punkte, aber niemals eine Aufschlüsselung, wodurch sich das Ergebnis zusammensetzt.