Den ganzen Tuning-Krempel einzukaufen und einzubauen ist eine Sache – einen optimalen Nutzen daraus zu ziehen eine andere. Was nützt mir ein vollständig einstellbares Getriebe, wenn ich die Gangübersetzungen nicht der Streckencharakteristik anpasse? Was soll ich mit einem Aufhängungsbausatz oder einem voll anpassbaren Sperrdifferenzial, wenn ich die Teile nicht auf meinen persönlichen Fahrstil abstimme? Genau dafür ist das Setup da. Mit dem richtigen Equipment
eröffnen sich für den Mechaniker die Möglichkeiten, mit vollem Einsatz an den Boliden herumzuschrauben. Da wird u.a. in über 50 Schritten das Anfangsdrehmoment getrennt für Front und Heck festgelegt, an Stabilisatoren, Stoßdämpfern, Federn und Spurwinkeln gearbeitet sowie an der Fahrzeughöhe geschraubt.
Zwar fallen die Schritte hier nicht so fein aus wie z.B. bei Forza oder den PC-Simulationen, doch hat man genug Möglichkeiten, das Fahrzeug seinen Wünschen anzupassen. Nur beim Getriebe macht man es sich einfach: Hier bestimmt man lediglich die gewünschte Höchstgeschwindigkeit und die Übersetzungen für die einzelnen Gänge werden entsprechend automatisch angepasst. Daneben vermisst man auch Optionen wie den Reifen- oder Bremsdruck – einzig die Bremsbalance kann geregelt werden. Schade: Standen beim Prologue noch drei Setup-Slots zum Abspeichern unterschiedlicher Abstimmungen zur Verfügung, entfällt hier diese Möglichkeit genauso wie ein schneller Austausch mit der Community. Im Trainingsbereich, in dem man auch Markenrennen mit gleichen Modellen austragen kann, hat man dafür neuerdings Zugriff auf den Datenlogger, wo man seine Telemetrie im Detail studieren kann. Zwar darf man sie nicht abspeichern, doch wird man in Zukunft vermutlich Bezugsdaten (von Profi-Fahrern?) zum Vergleich laden können.
Jagd auf den Führenden
Ich bin immer noch im F430 unterwegs und obwohl ich bei der letzten Kurve fast angeflogen wäre, fahre ich hochkonzentriert und nahezu fehlerfrei weiter. Am Ende des nächsten Sektors kommt die Zwischenzeit: Verdammt, der Führende hat schon einen Vorsprung von gut fünf Sekunden! Ich hänge mich also voll rein, rase ohne Probleme auf die zweite Position vor und gebe alles am Steuer. Die nächste Zwischenzeit: Mein Abstand beträgt mittlerweile mehr als acht Sekunden. Wie kann das sein? GT-Spieler der ersten Stunde kennen das Phänomen, denn die beschriebene Szene ist symptomatisch für die Serie.
Es zieht sich wie ein roter Faden durch die gesamte Karriere, dass sich ein KI-Fahrer immer wieder deutlich vom Rest des Feldes absetzt. Um mir den Rennsieg zu sichern, muss ich mein Auto entweder extrem tunen oder mir einen leistungsfähigeren Neuwagen besorgen – Leistungsbeschränkungen gibt es innerhalb der Karriere eh kaum. Doch egal wie ich mich entscheide, sind die Konsequenzen für den Rennverlauf fatal: Jetzt sitze ich also in einem PS-Monster und warte, bis die Ampel auf Grün springt. Schon kurz nach dem Start passiere ich mit einer
wahnwitzigen Beschleunigung einen Großteil der KI-Piloten – kein Wunder, bei meinem Leistungsüberschuss. Erst später wird der Führende kassiert, der sich schon wieder abgesetzt hat.
Echtes Racing-Feeling will hier nicht aufkommen, denn oft gibt es nur zwei Möglichkeiten: Entweder gibt man sich einem unfair überlegenen Fahrzeug geschlagen oder pimpt sein Fahrzeug auf den gleichen Leistungslevel und macht das Rennen damit zu einem Duell zwischen zwei Fahrern. Die Ursache für das schlechte Balancing ist schnell gefunden, denn fast keines der Karriere-Events bietet eine Leistungsbeschränkung. Entsprechend wild zusammengewürfelt ist das Starterfeld, auf das man seit dem Day 1-Patch bereits im Vorfeld einen Blick werfen kann. Dort wird zwar meist noch ein relativ ausgeglichener Wettbewerb suggeriert, doch in der Praxis sieht es dann oft anders aus. Turn 10 und andere Rennspiel-Entwickler gehen cleverer vor und sorgen mit PS- und/oder Modellbeschränkungen dafür, dass das Feld sehr viel homogener zusammengestellt wird. Entsprechend hat man bei diesen Titeln mehr das Gefühl, an einem echten Rennen teilzunehmen anstatt einen Großteil der Konkurrenten schon nach den ersten hundert Metern hinter sich zu lassen.