Veröffentlicht inTests

Dragon Age: Inquisition (Rollenspiel) – Ein Fantasy-Spielplatz in XXL

Vier Jahre hat BioWare an Dragon Age: Inquisition für PC, PlayStation 4 und Xbox One gearbeitet. Kein Wunder, dass sowohl die Vorfreude als auch die Erwartungen bei Rollenspielern groß sind. Mit der Übernahme des Studios durch Electronic Arts ist allerdings auch die Skepsis gewachsen. Können die Kanadier mit ihrem neuen XXL-Konzept begeistern? Können sie ein faszinierendes Abenteuer mit ihren erzählerischen Tugenden, mit dramatischen Entscheidungen und lebendiger Party-Interaktion erschaffen? Und all das in einer offenen Welt à la The Elder Scolls V: Skyrim inszenieren? Mehr dazu im Test.

© BioWare / Electronic Arts

Zu wenig gute Quests

Und egal, was man macht: Richtig gute Quests, die über das Holen und Bringen, Zerstören und Bescheid geben hinausgehen, muss man lange suchen. Ja, es gibt sie, wenn man als Retter in der Not mal zwischen Parteien schlichten oder in arkane Missgeschicke eingreifen muss. Oder wenn man nach einigen Hinweisen, Erledigungen und Suchen endlich das Versteck eines Drachen ausfindig macht. Aber die Mehrheit der Aufgaben inszeniert eine 08/15-Routine, die man von vielen Online-Rollenspielen kennt. Und manche davon machen es sogar besser als BioWare.

[GUI_STATICIMAGE(setid=77227,id=92494531)]
Wer es darauf angelegt, kann mit den Gefährten auch erotische Beziehungen eingehen. © 4P/Screenshot

Die eigentliche Bedrohung der Welt versinkt angesichts der Fülle an möglichen Aufgaben in der Sammelroutine: Weil es auf dem Weg liegt, kümmert man sich erst um diesen durchgeknallten Templer, errichtet noch ein Lager oder überbringt diesen Trank an die schnappatmige Mutter. Obwohl das erste von mehreren riesengroßen, wunderschön designten Gebieten „Hinterlande“ heißt, erinnert es aufgrund der vielen Aktivitäten manchmal eher an einen All-you-can-XP-Vergnügungspark als an eine wirklich gefährliche Wildnis. Zwar freut man sich später über Oasen, Sturmküsten und Sümpfe, aber das Prinzip dahinter ist immer dasselbe.

Dabei gibt sich BioWare durchaus Mühe, so etwas wie Schroffheit oder monumentale Pracht à la Skyrim zu inszenieren – zumindest grafisch. Die Landschaft ist mit ihren bewaldeten Hängen und Wasserfällen, mit ihren kleinen

[GUI_STATICIMAGE(setid=77227,id=92494552)]
Es gibt auch einige Klettertouren durch die Hügel – wenn man vorher die Feinde besiegt. © 4P/Screenshot

Bergstiegen und zerklüfteten Nischen immer wieder eine Wanderung wert. Man findet verwitterte Statuen oder alte Ruinen, in denen man sogar etwas herum stöbern und klettern kann, um in versteckte Bereiche zu gelangen. Warum will dann trotzdem eher dieser Freischalt- als Entdeckerreiz entstehen? Das liegt nicht nur daran, dass es kaum Städte gibt: Neben Haven und kleineren Siedlungen ist eigentlich nur Val Royeaux in Orlais als solche zu bezeichnen. Und diese Metropole enttäuscht mit ihrer Statik. Das malerische Artdesign deutet etwas adliges Exotisches an, aber spätestens nach den ersten Teleports (!) durch die sterilen Gassen, in denen man wieder zu einer dämlichen Schatzsuche mit Pingimpulsen genötigt wird, verfliegt die Neugier. Alles Erkundbare wird einem schon recht früh über die Karte und die Symbole verraten – man surft von Icon

[GUI_STATICIMAGE(setid=77227,id=92494516)]
Man kann reiten, aber das wird nicht besonders cool inszeniert. © 4P/Screenshot

zu Icon, man hakt seine Listen ab. Außerdem kann man sich sehr unkompliziert und sicher selbst innerhalb kleiner Regionen von Lager zu Lager teleportieren.

Reiten und Routine

Das macht auch die Reittiere nahezu überflüssig: Der Moment, in dem man das erste Mal auf einem Pferd aufsitzt, ist auch alles andere als bemerkenswert, denn das Führen des Rosses plus Tempoboost mit Rauch am Schweif wirkt sehr künstlich. Spiele wie Shadow of the Colossus oder auch Two Worlds haben das Reiten besser inszeniert. Begegnet man Feinden, die einen im Sattel bis auf wenige Meter nahezu ignorieren, steigt man einfach ab und die während des Ritts unsichtbaren Gefährten materialisieren sich dann um einen herum. Aber sie sind nicht ganz überflüssig, denn es gibt so viele Hol- und Bringquests zwischen den Lagern, dass man als Bote gerne mit Tempo unterwegs ist.