Fazit
BioWare versucht sich an einem Spagat zwischen den eigenen erzählerischen Tugenden und einer offenen Welt à la The Elder Scrolls: Skyrim – und die faulen Kompromisse dazwischen sind sehr schmerzhaft. Anstatt die traditionellen Stärken auszubauen, hat man sich an der erfolgreichen Konkurrenz von Bethesda orientiert und vieles von Skyrim kopiert, ohne dessen Sogwirkung zu erreichen. Man hat sich vom situativen Rollenspiel mit dramatischem Drehbuch entfernt, um einen riesigen Spielplatz zu eröffnen. Der sieht wunderbar aus, lockt mit Weite und Vielfalt. Aber der Kern ist entweder gewöhnlich, anspruchslos oder so schrecklich statisch wie in manchem Online-Rollenspiel. Da ist weder erzählerisch noch spielerisch diese Faszination spürbar, die man nach Baldur’s Gate noch auf Dragon Age: Origins übertragen konnte. Sollte es in den letzten zwanzig Jahren Fortschritte hinsichtlich des Figurenverhaltens gegeben haben, wird man sie hier nicht finden. Die wenigen wirklich guten Quests gehen im überstrapazierten Holen und Bringen unter. Aufgrund der Widersprüche zwischen dem Erzählten und dem Erlebten entsteht zudem sehr früh eine Distanz zur Spielwelt und ihren Akteuren. Warum soll ich als Herold der Inquisition Eisen sammeln oder Widder jagen? Der eigene Held? Moralisch kaum formbar! Es gibt nur wenig dramatische Momente, in denen das alte BioWare aufblitzt, denn Drehbuch und Story gehen während der Schnitzeljagd immer wieder unter. Ja, man kann man sich für 30 bis 80 Stunden in einem schier endlosen Freischalt- und Vervollständigungsfluss treiben lassen: Es gibt so viel zu bekämpfen, zu befreien, zu pflücken, zu basteln und auch zu entscheiden – nur dass sich dabei wenig auf die Geschichte auswirkt. Die potenziellen Erkundungsreize der schönen Landschaften werden früh von der Spoilerkarte erstickt und vieles wird schrecklich offensichtlich für Sammler verteilt – das Auffinden von Geheimnissen per Richtungsimpuls ist das Dämlichste, was die Kanadier bisher entwickelt haben. Das Kampfsystem schließlich ist nichts Halbes für Actionfreunde und nichts Ganzes für Pausetaktiker, aber bietet immerhin Komboreize in fulminanten Gefechten. Man wird letztlich in eine vollgestopfte Fantasywelt entführt, die einen für Wochen mit all ihrem Klimbim zum Surfen an der Oberfläche animiert. Da noch eine Scherbe, hier noch eine Sehenswürdigkeit und vielleicht noch einen Riss schließen. Die wirklich guten Rollenspiele sind wie Tauchgänge. Aber BioWare will diese Tiefe gar nicht mehr erforschen – da schwimmt zu wenig Zielgruppe.
(Zum Testzeitpunkt konnten wir noch nicht online spielen. Anm.d.Red.)
Wertung
Auf den "alten" Konsolen verliert Dragon Age merklich an Reiz, weil die Landschaft, Figuren & Co grafisch deutlich abfallen.
Mehr Spielplatz als Spielwelt: BioWare öffnet einen riesigen Erlebnispark zum Sammeln und Freischalten. Das Erlebnis ist hinsichtlich Story, Figurenverhalten, Quests, Erkundungsreize und Minispiele ernüchternd.
Auf den "alten" Konsolen verliert Dragon Age merklich an Reiz, weil die Landschaft, Figuren & Co grafisch deutlich abfallen.
Mehr Spielplatz als Spielwelt: BioWare öffnet einen riesigen Erlebnispark zum Sammeln und Freischalten. Das Erlebnis ist hinsichtlich Story, Figurenverhalten, Quests, Erkundungsreize und Minispiele ernüchternd.
Mehr Spielplatz als Spielwelt: BioWare öffnet einen riesigen Erlebnispark zum Sammeln und Freischalten. Das Erlebnis ist hinsichtlich Story, Figurenverhalten, Quests, Erkundungsreize und Minispiele ernüchternd.
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