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Dragon Age: Inquisition (Rollenspiel) – Ein Fantasy-Spielplatz in XXL

Vier Jahre hat BioWare an Dragon Age: Inquisition für PC, PlayStation 4 und Xbox One gearbeitet. Kein Wunder, dass sowohl die Vorfreude als auch die Erwartungen bei Rollenspielern groß sind. Mit der Übernahme des Studios durch Electronic Arts ist allerdings auch die Skepsis gewachsen. Können die Kanadier mit ihrem neuen XXL-Konzept begeistern? Können sie ein faszinierendes Abenteuer mit ihren erzählerischen Tugenden, mit dramatischen Entscheidungen und lebendiger Party-Interaktion erschaffen? Und all das in einer offenen Welt à la The Elder Scolls V: Skyrim inszenieren? Mehr dazu im Test.

© BioWare / Electronic Arts

Erkundungsreize und Geheimnisecho

Hinsichtlich der Erkundungsreize war in diesem Rollenspiel so viel mehr möglich. Wie erfährt man etwas über die Welt? In zig Dialogen kann man sich Informationen besorgen – das ist und bleibt eine Stärke. Aber man hört irgendwann nicht mehr hin, denn das ist nicht notwendig. Man sammelt fast automatisch zig Hintergründe in Form von Notizen, die oftmals wahllos verstreut herum liegen. Oder anders: Man bemerkt zu oft, dass sie gar keinen Bezug zu den Bewohnern oder der Situation in der Spielwelt selbst haben – man gelangt nur ganz selten in situative Milieus mit Eigenleben, sondern grast meist Questziele ab. Es ist ja lobenswert, dass es so unheimlich vieles zu lesen gibt, aber wie wird das auch präsentiert? Nicht in Form von schönem Papier, vergilbten Pergamenten oder edlen Büchern mit alter Schrift, sondern in sterilen Textboxen im modernen Font. All das wird dann auch vorbildlich archiviert, aber man wird so kaum zum Stöbern animiert. Dabei gibt es vermutlich zig tausende Textzeilen, die ganze Romane füllen würden. Die Nachwelt wird sich allerdings kaum an eine Zeile aus diesem Dragon Age erinnern.

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Die Spielwet ist nicht total offen: Es gibt größere Regionen mit Übergängen. © 4P/Screenshot

Was ist mit den Geheimnissen in der Spielwelt? Was ist, wenn man in einer Quest etwas ausfindig machen soll? Grausam, ganz grausam! Ich werde nicht zum freien Entdecken animiert. Ich werde zum Abgrasen an Aussichtspunkten konditioniert: Dort suche wie in einem Wimmelbildspiel magische Scherben in der Landschaft über ein Teleskop nach dem Motto 0/6 bis 6/6, die sich erst nach der Markierung (!) materialisieren, damit ich sie danach einsammle, um z.B. in einer entfernten Oase wiederum eine Tür in einem Dungeon zu öffnen. Der Anspruch? Für Kinder. Der Bezug? Egal! 

Noch schlimmer ist die Schatzsuche: Ich werde wie ein U-Boot per Echolot fremdgesteuert. Das muss man sich so vorstellen: Sobald ich irgendwo etwas

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In den Sturmlanden weht nordischer Wind – inklusive Drachen am Himmel. © 4P/Screenshot

finden soll, wird zunächst der Bereich grob lila auf der Karte eingefärbt. Dann latsche ich hin und in der Nähe des Ziels blinkt dann erst einmal das Kartensymbol golden auf. Das heißt, ich soll jetzt L3 drücken, damit auch noch die Richtung des Ziels angezeigt wird. Und jetzt festhalten: Wenn ich dann wie ein Idiot ganz nah heran geführt wurde, muss ich tatsächlich nochmal L3 drücken, damit sich z.B. die gesuchte Notiz wie von Geisterhand auf dem Tisch materialisiert (!). Sprich: Selbst wenn ich ohne dieses unheimlich dämliche Signal auskommen will und dieselbe Stelle finde, kann ich da nix untersuchen bzw. aufnehmen. Das ist wirklich das Dämlichste, was BioWare je entwickelt hat! Leute, da ist eine zünftige Schnitzeljagd in der Realität spannender – da muss man nach dem letzten Pfeil wenigstens noch aktiv suchen.

Sammeln von Sehenswürdigkeiten

Es gibt so viel Masse, aber so wenig Klasse: Entdecker werden zwar unheimlich viele Gebiete mit zig Quests

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Jede Klasse kann in mehreren Kampftalent-Bäumen entwickelt werden. © 4P/Screenshot

freischalten, die einen an die 80 Stunden plus X beschäftigen. Es gibt riesige Höhlen und labyrinthische Schluchten, in denen man fast wie in einem Action-Adventure unterwegs ist, um den richtigen Weg zu finden. Aber abseits all des Sammelbaren passiert wenig wirklich Überraschendes innerhalb der Landschaft oder der Räume. Wo sind plötzliche Eingriffe der Regie über kleine Situationen, die man beobachtet oder die mal vor den eigenen Augen eskalieren? All das, was es z.B. in Skyrim so häufig innerhalb der Spielwelt an Eigenleben gab, ist nur in Ansätzen vorhanden – so entsteht eine fast schon altmodische Statik.

Und falls es etwas gibt, fühlt sich das immer an wie für kleine Kinder konzipiert, die man bloß nicht überfordern will: Zum Beispiel das Aufdecken von Schatzhöhlen über das Nachmalen von Sternzeichen. Da findet man diese astrologischen Apparate und muss – immerhin in einem Strich – das Bild nachzeichnen, das einem unten rechts natürlich angezeigt wird. Warum ist das alles so blöde einfach? Warum muss ich nicht wenigstens erstmal etwas über den Sternenhimmel und seine Zeichen in Erfahrung bringen, bevor mir die Blaupause dafür angezeigt wird? Nein, ich starte schon wieder eines dieser unsäglichen Minispiele. Und wenn ich das an mehreren Apparaten gemeistert habe, materialisiert sich tatsächlich irgendwo eine geheime Höhle auf der Karte. Blöd nur, wenn ich die bereits kenne, sogar schon gesäubert habe und sich dort einfach nochmal ein Schatz materialisiert. Ja, solche Momente der späten Belohnung am gleichen Ort gab es auch in Skyrim, wenn sich eine Quest rückwirkend darauf bezog. Aber hier wird mir ein einzigartiger astrologischer Fund suggeriert, wenn sich die blauen Strahlen aus unterschiedlicher Richtung irgendwo treffen – und dann werde ich so gewöhnlich dafür belohnt. Warum öffnet sich da nicht ein einzigartiger Dungeon? Das wäre cool!

  1. der_geraet hat geschrieben: 30.12.2020 00:48 Nachdem Inquisition jahrelang unangetastet auf der Festplatte meiner Xbox schlummerte, habe ich mich endlich durchgegrindet.
    Habe das Spiel mit allen DLC‘s auf Maximallevel 27 beendet, mein Spielstand zeigt eine Netto-Spielzeit von 102 Stunden an.
    Trotz konfuser und eher uninteressanter Story, sowie dem repetitiven abklappern von Sammelaufgaben und dem allgemeinen MMO-grind-gameplay (ist eigentlich kein Rollenspiel) hat mich irgendwas bei der Stange gehalten. Mir hat es sehr gut gefallen.
    Ich frage mich nur welcher normale Mensch eigentlich Zeit haben soll für so ein Monstrum..
    Erstaunlich, ging mir genau so. Bin gerade wieder voll im Nostalgietrip und spiele mich nach all den Jahren durch die ganze Serie durch. Nachdem ich den technisch katastrophalen (inhaltlich absolut genialen) Erstling nach 13 Jahren endlich auf 100% gebracht habe, widme ich mich als nächstes dem 2. Teil. Und wenn auch da die 100% Marke Ping macht, widme ich mich ein weiteres Mal Inqui.. wollen die DLC auch da endlich gespielt werden.
    Für den Fall, dass das hier iwer liest.. wie ist Teil 3 auf der PS3?
    Gemessen an Teil 1 miese Diashow und Teil 2 auf Speed. Überlege ob ich mir den Spaß gönne um die Platin auf der 3 anzugehen.. oder lieber bei der fertigen Platin der Ps4 Version auf der PS5 bleibe.
    Tatsächlich freue ich mich auf den nächsten Run, ungeachtet der inkompetenten Kommentare meines früheren Selbst Anno 2014 😆

  2. Some Guy hat geschrieben: 30.12.2020 10:16 Die Begeisterung ist dann im Laufe der Zeit aber schnell verflogen und man hat sich wie in einem Ubisoft-Spiel gefühlt, wo man 100 Stunden mit langweiligem Sammelmist verbringen kann.
    Das schlimme daran ist, hat man sich dran gemacht sowas abzuarbeiten, ging die Quest nicht aus dem Log. Für jemanden der sein Questbuch gerne leer macht ein Unding.

  3. der_geraet hat geschrieben: 30.12.2020 00:48 Ich frage mich nur welcher normale Mensch eigentlich Zeit haben soll für so ein Monstrum..
    Du bist keiner? :D
    Ging mir ähnlich mit dem Titel. Am Anfang fand ich sogar die Open World extrem beeindruckend, weil man sie wirklich merkbar beeinflussen kann. Dass ich irgendwelche hohlen MMO-Aufgaben mache und dann beim nächsten Besuch auf einmal dort tatsächlich eine Kolonie anfängt, sich aufzubauen und NPCs auf mich reagieren habe ich so bisher in keinem Spiel erlebt. Dadurch hat sich ein Gefühl entwickelt, dass es eben nicht nur dumme Quests sind sondern man tatsächlich sein Imperium ausbaut. Die Begeisterung ist dann im Laufe der Zeit aber schnell verflogen und man hat sich wie in einem Ubisoft-Spiel gefühlt, wo man 100 Stunden mit langweiligem Sammelmist verbringen kann. Die Story war anfangs sau episch, als dann das scheinbare Intro vorbei war war da aber auch schnell die Luft raus. Am Ende des Tages hat sich der Titel dann wieder durch die alten Bioware-Stärken gefangen, die da aber schon so langsam angefangen haben zu bröckeln. Lust das nochmal zu spielen habe ich bisher auch nicht so wirklich verspürt. War aber trotzdem "ganz nett" ;).

  4. Nachdem Inquisition jahrelang unangetastet auf der Festplatte meiner Xbox schlummerte, habe ich mich endlich durchgegrindet.
    Habe das Spiel mit allen DLC‘s auf Maximallevel 27 beendet, mein Spielstand zeigt eine Netto-Spielzeit von 102 Stunden an.
    Trotz konfuser und eher uninteressanter Story, sowie dem repetitiven abklappern von Sammelaufgaben und dem allgemeinen MMO-grind-gameplay (ist eigentlich kein Rollenspiel) hat mich irgendwas bei der Stange gehalten. Mir hat es sehr gut gefallen.
    Ich frage mich nur welcher normale Mensch eigentlich Zeit haben soll für so ein Monstrum..

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