Lieber Joe Madureira,
ich bin’s nochmal. Ich muss mich teilweise für meinen letzten Brief entschuldigen. Ich habe trotz der angesprochenen Grafikprobleme weitergespielt – zum Glück. Und mir ist ein Stein vom Herzen gefallen, als ich festgestellt habe, dass die beiden von mir [GUI_PLAYER(ID=93827,width=300,text=Dank des umfangreichen Beutesystems sowie der „Besessenen Waffen“ kann man sich seinen ganz persönlichen Tod zusammenstellen…,align=right)]angesprochenen Abschnitte mit ihren visuellen Mankos die Ausnahme darstellen. Denn antiproportional zur Weitläufigkeit sinken die technischen Probleme. Sobald man nicht mehr ungehindert 400 Meter nach links oder rechts wandern kann, sondern durch schmalere Schneisen oder die wunderschön gestalteten Dungeons läuft, sieht Darksiders II deutlich besser und stimmungsvoller aus – vor allem auch, da in den späteren Gebieten wie der Welt der Toten oder dem Himmelsreich über Lichteffekte und Farbgebung sehr prägnante Bilder entstehen. Danke, dass Tod hier die Kurve bekommen hat!!!
Ein Kompliment muss ich Ihnen trotz der anfänglichen Skepsis auch hinsichtlich der Erzählung sowie der Entscheidung machen, mit Tod einen neuen Helden einzuführen. Man hätte es sich auch einfach machen können und eine 08/15-Fortsetzung stricken, in der die Geschichte von Krieg fortgesetzt wird. Aber nein: Mit Tod kommt der zweite apokalyptische Reiter zum Einsatz. Dass das Ganze zudem noch parallel zu den Geschehnissen in Teil 1 passiert und nicht daran anschließt, ist ebenfalls ein Wagnis, das hier allerdings aufgeht.
Zwar haben Kenner des ersten Darksiders leichte Vorteile, wenn es um Zusammenhänge geht, da hier vergleichsweise wenig erklärt wird – außer, dass Tod versucht, den Namen seines Bruders Krieg reinzuwaschen, der für den Untergang der Menschheit

verantwortlich gemacht wird. Doch man erfährt letztlich genug, um der Geschichte folgen zu können. Die anfänglich unglücklich wirkenden Dialoge, deren Auswahlmöglichkeiten einen nicht vorhandenen Dialogbaum vortäuschen, werden im Laufe der Erzählung besser. Vor allem Tods Sarkasmus, mit dem er allen Widrigkeiten begegnet, hat bei mir immer wieder für ein Schmunzeln gesorgt wie z.B. in dem Moment, als der König des Totenreiches den fahlen Reiter mit „Du bist hier nicht willkommen. Du riechst nach den Lebenden“ begrüßt und Tod ihn mit einem „Schade. Ich habe gerade begonnen, die Atmosphäre zu genießen!“ abspeist. Allerdings habe ich schließlich auf die englische Sprachspur umgeschaltet, die der deutschen deutlich überlegen ist. Nicht nur, dass die Originalsprecher mitunter mit Dialekten und Akzenten überzeugen, die den deutschen Kollegen abhanden gekommen sind. Auch die allgemeine Qualität der Synchronstimmen ist im Englischen ungleich höher als in der lokalisierten Version, bei der sich Licht und Schatten ständig die Klinke in die Hand geben. Aber dafür können Sie ja nichts.
Erst im direkten Vergleich mit Teil 1 wird deutlich, welche inhaltlichen Fortschritte der Umstieg von Krieg auf Tod mit sich bringt. Der im Kampf in erster Linie mit zwei Sensen agierende Reiter, der allerdings auch eine potente Sekundärwaffe der freien Wahl schwingen kann, bewegt sich deutlich schneller als sein Bruder, er ist bei der Erforschung der Abschnitte agiler, hat mehr Möglichkeiten zur Verfügung, die man allesamt ausreizen

muss, wenn man den in den Arealen versteckten Geheimnissen auf die Spur kommen möchte. Obwohl man sich im Kern auf zahlreiche Elemente verlässt, die man bereits aus dem Vorgänger kennt, fühlt sich Darksiders II angenehm anders an. Und ich habe mit Freude festgestellt, dass die Kämpfe nach der stark darauf fokussierten Anfangsphase deutlich zurückgestuft werden und irgendwann nur noch zwischen zehn und 20 Prozent der Spielzeit ausmachen.
Die übrige Zeit ist man mit Erforschen der abwechslungsreichen Welten, dem Bestehen von zunehmend schwerer werdenden Sprungsequenzen sowie dem Lösen von mitunter knackigen Rätseln beschäftigt. Ich bin überrascht, dass sich das Spiel so positiv entwickelt – das macht jetzt nach gut sechs bis acht Stunden richtig Spaß! Ich bin gespannt, was noch alles auf mich wartet.