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Xenoblade Chronicles 2 im Test – Auf Titanen durchs Wolkenmeer

Nach den Flug- und Online-Gehversuchen mit Xenoblade Chronicles X auf der Wii U haben sich Monolith und Nintendo mit Xenoblade Chronicles 2 wieder auf die geerdeten Einzelspielertugenden von Xenoblade Chronicles auf der Wii besonnen. Was Switch-Rollenspieler darüber hinaus erwartet, verrät der Test.

© Monolith Soft / Nintendo

Immerhin wird man, wenn man doch mal das Zeitliche segnet, am letzten Wegpunkt beliebig oft und ohne jegliche Erfahrungs- oder Beuteverluste wiederbelebt.

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Wer das Zeitliche segnet, wird am zuletzt passierten Wegpunkt wiederbelebt. © 4P/Screenshot

Ständiges Speichern ist daher nicht nötig. In hundert Spielstunden ist mir auch nicht ein einziger Spielabsturz und nur ein wirklich ärgerlicher Bug in einer Nebenquest untergekommen, bei dem ich mir mehr als den nur einen verfügbaren Speicherplatz gewünscht hätte. Auch technisch gibt’s bis auf das oft etwas späte Einblenden von Objekten, die im Handheld-Modus teils sehr niedrige Auflösung sowie das schon aus Xenoblade Chronicles X bekannte Nachtexturieren der Spielumgebung bei Ortswechseln via Schnellreisepunkten kaum etwas zu beanstanden.

Märchenhafte Vielfalt

Mir hat abgesehen von den teils viel zu wiederholungsanfälligen, wenngleich deaktivierbaren Kampfkommentaren und der mangelnden Lippensynchronität auch die englische Vertonung mit ihren schottischen, britischen, australischen und amerikanischen Akzenten gut gefallen. Wer japanischen Originalton bevorzugt, muss den jedoch erst via eShop herunterladen und Deutsch gibt’s nur in Textform. Zwar ist die Übersetzung insgesamt sehr ordentlich – teils gibt es jedoch verschiedene deutsche Übersetzungen für ein und denselben Ausdruck, was gerade bei der Charakterentwicklung unnötig verwirrt.

Auch beim Charakterdesign, an dem sich sogar Tetsuya Nomura (Final Fantasy, Kingdom Hearts) beteiligt hat, gibt es ein paar unschöne Diskrepanzen bzw. pubertäre Entgleisungen, die man wirklich hätte vermeiden können. Rein charakterlich kommen die Figuren aber trotz unterschiedlich starker Anime-Anleihen überzeugend und sympathisch rüber.

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Figuren wie Malos (links) und Jin (Mitte) wurden von Tetsuya Nomura (Final Fantasy, Kingdom Hearts) designt und heben sich von der sonstigen Charakterriege deutlich ab. © 4P/Screenshot

Innere Konflikte sind spürbar, getragene Masken bröckeln, persönliche Schicksale berühren. Allen voran die nicht immer einfachen Beziehungen zwischen Menschen (Meister) und ihren unsterblichen, aber im Todesfall ihres Meisters sämtliche Erinnerungen verlierenden Begleitern (Klingen).

Manche dieser auf den ersten Blick oft nicht von normalen Menschen unterscheidbaren Wesen versuchen ihre Identität sogar zu verbergen oder führen Tagebuch, um sich ihre Erinnerungen auch nach dem Tod ihres Meisters zu bewahren. Generell ist die Inszenierung aber eher kindlich – also mehr Ni No Kuni als Shin Megami. Wer damit kein Problem hat, wird von der märchenhaften Tragik jedoch tadellos unterhalten, während der grandiose Soundtrack mit seinen sphärischen Klängen, beschwingten Rhythmen, treibenden Riffs und andächtigen Chorälen gekonnt sämtliche Register zieht.