Zu wenig Zeit
Der große Haken an dem ganzen System: für jeden Durchlauf habe ich nur zwei Minuten Zeit. Während dieser winzigen Spanne muss ich zwar nicht direkt alle Häkchen setzen, die werden gespeichert, nervig ist diese Beschränkung trotzdem. Bereits nach der ersten Minute setzt in meinem Hirn der Gedanke ein: „Jetzt lohnt es sich auch nicht mehr bis ganz dahinten hin zu fahren, um die Mission abzuhaken, dafür ist dann der nächste Versuch reserviert.“
Ich verstehe schon die Idee, den Anreiz zu schaffen, jeden Lauf perfekt einzuteilen und einen 100 Prozent-Run hinzulegen und auch das Problem, dass, sagen wir, 30.000 Punkte in zwei Minuten zu erzielen, eine ganz andere Leistung ist, als dasselbe in unbegrenzter Zeit hinzubekommen.
Aber sich wirklich jedes Mal nach zwei Minuten neu orientieren zu müssen ist echt anstrengend und definitiv nicht mein präferierter Spielstil. Auch wenn es im Prinzip Cheaten ist, habe ich deshalb den Timer in den Einstellungen auf eine Stunde hochgesetzt und anschließend erleichtert aufgeatmet. Sollte euch Zeitdruck in diesem Ausmaß also ebenfalls abschrecken, seid euch gewahr, dass ihr Optionen habt, euch davon zu befreien.
Viele kleine Spielplätze
So lassen sich die durchaus interessant gestalteten Level auch viel besser genießen. Immerhin gibt es hier einige Easter Eggs und kleine Geheimnisse oder witzige Details zu entdecken. Es lohnt sich also, die ganze Karte in Ruhe zu durchfahren und verdächtige Stellen in Augenschein zu nehmen. Nicht jeder Ort ist gleich spannend, so würde ich sagen fühlt sich der Flughafen sehr viel vollgepackter an als Kanada.

In der Gesamtheit reden wir jedoch bei Weitem nicht nur über schnöde Standard-Skateparks, sondern coole Kulissen, aus denen Geduldige einiges rausholen können. Dennoch: Ein brandneues Tony Hawk-Spiel hätte hier wahrscheinlich mehr liefern müssen, um zu überzeugen. Heißt größere Bereiche aus unterschiedlicheren Teilabschnitten und mehr dynamischen beziehungsweise interaktiven Elementen.
Hier ist was verloren gegangen
Alles bisher umrissene trifft sowohl auf Tony Hawk’s Pro Skater 3 als auch auf Tony Hawk’s Pro Skater 4 zu. Beide Titel sind separat im Menü ansteuerbar. Ich selbst habe Teil 4 zwar seinerzeit nicht gespielt, mir ist jedoch zu Ohren gekommen, dass der standardmäßige Karrieremodus hier eigentlich anders verlaufen ist. Nämlich sind darin die Level frei durchfahrbar und erst in der Interaktion mit NPCs werden Challenges aktiviert, die einen entsprechenden Timer auslösen. So läuft das im Remake nicht, man hat das Spielprinzip auf das des Vorgängers angeglichen.
Meine Recherche zeigt mir, dass manche Szenarien dadurch stark beschnitten wurden. Die Mission einem Maler zu helfen zum Beispiel besteht eigentlich aus mehreren Etappen, bei denen dieser erstmal eine Bitte stellt, dann in Gefahr gerät und anschließend befreit werden muss. In der Neuauflage ist nur noch der letzte Schritt verbaut. Dialoge gibt es keine, einzelne Ausrufe oder kurze Sätze ohne Szenenwechsel kommen höchstens von den NPCs. Irgendwie schade, dass man sich dazu entschieden hat, dem neueren Spiel etwas wegzunehmen, statt dem älteren etwas hinzuzufügen, um beide anzugleichen.