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The Legend of Zelda: Breath of the Wild im Test – Arcade-Survival mit Rollenspielflair

Zum Start von Switch braucht Nintendo unbedingt Großartiges. Deshalb zücken die Japaner ihren epischen Joker, dieses seit Jahrzehnten faszinierende Abenteuer, dessen Name bis heute irgendwie magisch klingt. Ob The Legend of Zelda: Breath of the Wild auf der neuen Konsole begeistern kann, verraten wir im Test.

© Nintendo / Monolith Soft / Nintendo

Direkter Einstieg statt Tutorialmarathon

Und das sind nicht die einzigen guten Neuerungen. Denn man bricht endlich mit der schlechten Tradition, den Spieler in den ersten fünf Stunden wie ein Kleinkind zu behandeln und an der sicheren Leine zu führen wie noch in Skyward Sword auf Wii. Dieses Zelda entlässt Link ohne langatmigen Prolog angenehm früh mit vielen spielerischen Möglichkeiten in die riesige Welt von Hyrule, die natürlich einen Retter braucht – die gute Prinzessin Zelda muss befreit, der böse Ganon vernichtet werden, indem man ihm vier dämonisierte Titanen entreißt und gegen ihn richtet.

Erzählerisch ist das nicht viel mehr als die Wiederkehr des ewig gleichen märchenhaften Motivs, zumal der aus

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Das Königreich Hyrule wird von der „Verheerung Ganons“ heimgesucht und Prinzessin Zelda ist verschollen. Was steckt dahinter? © 4P/Screenshot

seinem hundertjährigen Schlaf erwachte Link natürlich sein Gedächtnis verloren hat. Aber Nintendo erzählt die Geschichte rund um die apokalyptische „Verheerung Ganons“ nicht mehr so kitschig, sogar recht geschickt und in Sachen Regie schon fast modern über zwei Ebenen, indem man die bruchstückhaften Erinnerungen des Helden in kleinen Filmen inklusive Sprachausgabe ausspielt, sobald er sich an einen der zwölf Orte der Vergangenheit erinnert, indem er ihn besucht. So wird das Erkunden der Terra Incognita auch erzählerisch sinnvoll bereichert.

Modernes Rollenspielflair

Dabei entsteht ein charmantes Rollenspielflair, weil man unterwegs nicht nur reisenden Händlern, sondern auch rastenden Abenteurern an Lagerfeuern,

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Wenn Link spezielle Orte in seinem Foto-Archiv findet, schaltet er Erinnerungen frei. © 4P/Screenshot

Monsterjägern hoch zu Ross oder umher gleitenden Drachen begegnet. Manchmal trifft man auch auf Schatzjäger im Duett, die gerade in einer Ruine stöbern und vielleicht angegriffen werden. Wenn man ihnen hilft, bekommt man meist eine Belohnung und lernt sie besser kennen. Wer zuhört, auch in den Dörfern, bekommt sogar Hinweise auf mögliche Schatzorte. Was Nintendo in dieser Hinsicht (aber leider nicht bei den normalen Quests, die meist übliche Markierungsautomatismen bieten) richtig gut macht: Der in diesen Dialogen erwähnte Ort wird nicht sofort auf der Karte angezeigt, sondern man muss z.B. den genannten Gipfel selbst erkunden. Weil die Karte auch Regionen, Flüsse, Wälder und Berge mit ihren Namen benennt und nicht nur geografisch darstellt, bekommt die Spielwelt nochmal eine gewachsen anmutende authentische Tiefe.

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Unterwegs begegnet man auch anderen Abenteurern. © 4P/Screenshot

Es gibt so viele spontane Begegnungen und auch natürliche Reaktionen auf Link, von der Begrüßung bis zum Dialog, wie in keinem anderen Zelda. Neben der beschaulichen Idylle in den Siedlungen, in denen jeder Bewohner sichtbar seiner Arbeit nachgeht und irgendwann zu Bett geht, kommen auch böse Überraschungen hinzu, denn es gibt auch verkleidete Schergen Ganons, die Link erst anlocken und dann meucheln wollen.

All das erreicht zwar nicht die inszenierte Fülle, aber es sind Facetten, die man sonst eher aus The Elder Scrolls V: Skyrim oder The Witcher 3 kennt. Man spielt also auch in diesem Zelda etwas von dem Zeitgeist der offenen Rollenspielwelten, der aktuell auch Horizon Zero Dawn beeinflusst hat. Das ist keine Kritik, sondern im Gegenteil, es ist gerade für Nintendo mit seiner traditionellen Trägheit die längst überfällige kreative Weiterentwicklung.