Überhaupt bekommt man zu häufig den Eindruck, dass die Motive Studios in erster Linie nur eine lieblose Zweitverwertung der Assets und Mechaniken aus dem Mehrspielermodus betreiben. Zwar sind die Wechsel und mitunter nahtlosen Übergänge zwischen Bodeneinsätzen sowie eindrucksvollen Raumschlachten durchaus gelungen, doch läuft das schwache Leveldesign vor allem in späteren Missionen zu oft auf das gleiche einfallslose Muster hinaus: Möglichst unauffällig rein gehen, Aktion ausführen, Stellung halten und ballernd auf dem gleichen Weg wieder zurück. Gelungene Abschnitte, in denen man in einem Jäger die Landezone eines Kreuzers verwüstet, sich in einem mächtigen AT-AT und dessen gewaltiger Feuerkraft den Weg durch eine Basis bahnt oder die Kontrolle über den kleineren AT-ST übernimmt, bilden leider die Ausnahme.
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Vielleicht hätte sich Motive etwas Nachhilfe bei den Kollegen von Respawn Entertainment holen sollen, die bei Titanfall 2 eine enorm kurzweilige und abwechslungsreiche Kampagne auf die Beine gestellt haben. Auch hier hätten kleine Erkundungsabschnitte mit Geschicklichkeitseinlagen, Mini-Spiele beim Hacken oder auch vereinzelte Rätsel sicher nicht geschadet. Mit den eingestreuten Helden-Missionen, in denen man u.a. die Kontrolle über Luke Skywalker, Prinzessin Leia, Han Solo und sogar Lando Calrissian übernehmen darf, verfestigt sich der Eindruck, dass man bei Motive vor allem darauf bedacht war, einfach nur die vorgefertigten Inhalte irgendwie und möglichst ohne großen Mehraufwand zu einer Kampagne zusammenzuschustern. Wie schön wäre es gewesen, wenn man vermehrt Situationen oder Schauplätze speziell für die Kampagne erschaffen hätte. Nach der erfolgreichen Verteidigung des Millennium Falcon hätte ich mir z.B. gewünscht, selbst durch die Gänge des kultigen Schiffs bis zum Cockpit laufen zu können – alleine deshalb, weil es etwas wäre, was man in dieser Form nicht auch im Mehrspieler-Modus erleben kann.
Helden wider Willen
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Vor allem die besagten Helden-Abschnitte stoßen sauer auf: Wenn man mit Luke das Lichtschwert schwingt, werden schnell böse Erinnerungen an den mäßigen Star-Wars-Titel Obi-Wan wach, doch auch die Ausflüge mit Lando oder Han wirken völlig aufgesetzt und aus dem Kontext gerissen. Es scheint nur darum zu gehen, sie und Schauplätze wie die Festung von Maz Kanata unbedingt eingebaut zu haben – egal, ob es sinnvoll erscheint oder nicht. Hinzu kommt, dass man wie in den Mehrspieler-Modi auch in der Kampagne die Helden nur aus der Schulteransicht spielen darf. Bei Skywalker und anderen Figuren mit Nahkampfwaffen wie Lichtschwertern mag das durchaus Sinn ergeben. Aber warum darf man bei Blasterfreunden wie Han oder Lando nicht optional zur Egoansicht wechseln? Das fragt man sich auch beim Einsatz mit Leia, wenn man mit ihr den Palast von Theed auf Naboo verteidigen muss und dabei endgültig bei der Bot-Variante einer Mehrspieler-Karte landet. Insgesamt sorgen die Helden-Missionen zwar für eine gewisse Abwechslung, wirken aber dennoch wie überflüssige Fremdkörper innerhalb der Kampagne, die sich doch eigentlich um Iden Versio und ihr Inferno Squad drehen sollte. Die imperiale Spezialeinheit hat den Auftrag, mit der „Operation Asche“ den letzten Befehl des Imperators auszuführen. Das kommt euch bekannt vor? Kein Wunder: Bei den Grundpfeilern der Geschichte orientiert man sich auffällig stark am 2015 erschienenen Comic „Imperium in Trümmern“ (original: Shattered Empire), der sich ebenfalls mit den Ereignissen befasst, die zwischen Episode 6 und 7 angesiedelt sind.