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Shin Megami Tensei: Lucifer’s Call (Rollenspiel) – Shin Megami Tensei: Lucifer’s Call

In Japan ist die ungewöhnliche Megami Tensei-Saga, kurz MegaTen genannt, schon seit 8Bit-Zeiten Kult. Trotzdem hat sich bisher noch kein Ableger nach Europa verirrt. Dank Ubisoft kommen mit Shin Megami Tensei: Lucifer‘s Call alias Shin Megami Tensei: Nocturne, wie es in Übersee hieß, endlich auch PAL-Spieler in den Genuss der apokalyptischen Dämonenkriege. Warum interessierte Rollenspieler Bizarres mögen und Frust aushalten sollten, verrät der Test.

© Atlus / Ubisoft

Während man Letztere durch Stufenanstiege immer weiter verfeinert, werden neue Weggefährten in erster Linie durch diplomatische Verhandlungen während eines Kampfes rekrutiert. Diese könnt ihr dann unverändert in eure Party aufnehmen oder mit anderen Mitstreitern zu noch stärkeren Kreaturen fusionieren. Bevor sich euch weitere Dämonen anschließen, wollen diese meist erst ein paar Aufmerksamkeiten wie Geld, Lebensenergie oder bestimmte Gegenstände von euch.

Überredungskunst: Neue Mitstreiter müssen erst mit Diplomatie und Geschenken geködert werden.

Manchmal stellen sie euch auch Fragen, die ihr zu deren Zufriedenheit beantworten müsst, bevor sie sich euch anschließen. Besonders widerspenstige Artgenossen lassen sich teilweise auch erst mit der Überredungskunst bereits rekrutierter Mitstreiter überzeugen – vor allem, wenn diese der gleichen Gattung angehören oder spezielle Talente besitzen. Wenn‘s trotzdem nicht klappt, kann‘s aber auch daran liegen, dass euer Level noch zu niedrig oder gerade Vollmond ist.

Unter dem Einfluss des Mondes

Bei Vollmond sind die umherstreunenden Dämonen nämlich besonders aggressiv und alles andere als gesprächig. Die stets eingeblendete Mondphase wirkt sich aber auch noch in anderer Form aus: So führen Gegner bei Vollmond schon mal seltene Kleinode mit sich, während bei Dämonenfusionen auch mal was schief laufen kann. Andererseits sind manche Fusionen wiederum überhaupt nur bei Vollmond möglich. Die Zeit verstreicht in Lucifer‘s Call allerdings nicht in Echtzeit, sondern nur wenn ihr euch bewegt, so dass man die Mondphasen nicht manipulieren kann, um Rekrutierungsgespräche aufzuschieben oder gezielte Juwelenjagden anzusetzen. Denn auch wenn die Kämpfe auf zufälligen Monsterbegegnungen basieren, wird euch doch stets farblich angezeigt, wie hoch die momentane Wahrscheinlichkeit eines Gegnerkontakts ist.

Frust-Boss: An diesem frühen Zwischengegner werden sich viele Spieler die Zähne ausbeißen.

Die entsprechende Farbskala ändert sich jedoch nicht beim Betreten bestimmter Gebiete, sondern wechselt unanhängig von euren Aktionen und Aufenthaltsorten ganz allmählich von Gelb über Orange bis hin zu Rot, wo man jederzeit mit einem Angriff rechnen muss.

Überall lauern Gegner

Selbst in Städten und Siedlungen seid ihr fast nie vor Dämonenangriffen gefeit. So kann es vorkommen, dass ihr kurz vor dem lebensrettenden Heilbrunnen oder dem örtlichen Speicherterminal noch in einen Hinterhalt geratet und mit völlig erschöpfter Party um euer Leben kämpfen müsst. Zum Glück kann man in den meisten Kämpfen auch versuchen die Flucht zu ergreifen. Mittels spezieller Items lässt sich diese sogar garantieren, sofern es sich nicht um einen Bosskampf handelt. Rettende Stadtportale oder Ähnliches, um aus einem unterschätzten Dungeon zu entrinnen, gibt es allerdings nicht. Dafür dienen die leider viel zu seltenen Speicherterminals später auch als Teleporter, mit denen man in Sekundenschnelle bereits besuchte Orte erreicht.

Gegen den Matador ist der spätere Kampfmarathon gegen Thor und seine Schergen geradezu harmlos.

Hin und wieder könnt ihr dieses Dimensionsnetzwerk sogar direkt betreten, um dessen Geheimnisse zu lüften oder Kontakt mit euren zwielichtigen Gönnern aufzunehmen, in deren Auftrag ihr spezielle Kandelaber ausfindig macht.

Wo bleibt die Story?

Die Hintergrundgeschichte ist jedenfalls ähnlich bizarr wie das gesamte Szenario, kommt aufgrund der eher beiläufigen Erzählweise aber nie so richtig in die Gänge, was durch die fehlende Sprachausgabe, die recht schwachen Dialoge und euer extrem wortkarges Alter Ego auch nicht gerade erleichtert wird. Zudem fällt die deutsche Übersetzung ziemlich durchwachsen aus: Insgesamt ist die Qualität zwar ganz annehmbar, wird aber immer wieder durch peinliche Fehler und merkwürdige Abkürzungen erschüttert. Zum Glück könnt ihr aber jederzeit auch auf englische Texte und Menüs umschalten. Sprachausgabe gibt es jedoch auch hier keine. Ähnlich durchwachsen präsentiert sich im Übrigen auch die Soundkulisse, die zwar mit einem gelungenen Soundtrack aufwartet, aber nur durchschnittliche Sound-FX und kaum Umgebungsgeräusche bietet, was die teils ohnehin schon recht sterilen Levels noch zusätzlich Atmosphäre kostet.