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Shin Megami Tensei: Lucifer’s Call (Rollenspiel) – Shin Megami Tensei: Lucifer’s Call

In Japan ist die ungewöhnliche Megami Tensei-Saga, kurz MegaTen genannt, schon seit 8Bit-Zeiten Kult. Trotzdem hat sich bisher noch kein Ableger nach Europa verirrt. Dank Ubisoft kommen mit Shin Megami Tensei: Lucifer‘s Call alias Shin Megami Tensei: Nocturne, wie es in Übersee hieß, endlich auch PAL-Spieler in den Genuss der apokalyptischen Dämonenkriege. Warum interessierte Rollenspieler Bizarres mögen und Frust aushalten sollten, verrät der Test.

© Atlus / Ubisoft

Jenseits von Gut und Böse

Ihr habt keine Lust ständig irgendwelche Fantasywelten zu retten und den schimmernden Helden zu spielen? Ihr langweilt euch, wenn immer nur in den Kategorien Gut und Böse gedacht wird? Und ihr fühlt euch im Kampf gegen Elfen, Orks & Co ständig unterfordert?

Bizarres Ambiente: Die Locations und Charaktere versprühen den Falir eines düsteren Anime.

Dann könnte Lucifer‘s Call genau euer Spiel sein. Statt die Welt zu retten, werdet ihr kurz nach Spielbeginn Zeuge der Konzeption, einer Art Apokalypse, die fast sämtliches menschliches Leben auslöscht und eine Heerschar von verfeindeten Dämonen auf den Plan ruft. Auch ihr werdet in einen Dämon verwandelt und könnt fortan selbst bestimmen, in welche Richtung sich die bizarre neue Welt entwickeln soll. Je nachdem, welche Gesinnung ihr verfolgt, sind bis zu sechs verschiedene Ausgänge möglich.

Verdammt harte Brocken

Allerdings ist es auch möglich, dass ihr schon nach wenigen Stunden aufgebt und das bizarre Abenteuer vorzeitig beendet, denn einige Kämpfe sind ohne exzessives Aufleveln und ausgeklügeltes Party-Management selbst auf dem einfacheren der beiden Schwierigkeitsstufen unschaffbar – was vor allem ungeduldige und unerfahrene Spieler zur Weißglut treiben dürfte. Aber auch Veteranen haben hin und wieder mit dem sprunghaften Ansteigen des Schwierigkeitsgrads zu kämpfen:[GUI_SPIELLINKS(align=left,SPIELID=4284)] Herausforderungen sind zwar gut und recht, aber stellenweise haben es die Entwickler einfach übertrieben. Selbst ein harmloser Zufallskampf wird zur tödlichen Falle, wenn ihr auf dem falschen Fuß erwischt oder von einem Bannzauber überrascht werdet, den selbst schwache Gegnern beherrschen – Game Over.

Hinzu kommt, dass Speicherpunkte relativ rar gesät sind und man nicht einmal bei Streifzügen auf der leider sehr primitiv gehaltenen Weltkarte sichern kann. Da man seine Widersacher erst im Kampf unvermittelt zu Gesicht bekommt, kann man sich auch nicht auf spezielle Feinde vorbereiten. Hinzu kommt ein weiteres Handicap, das sich sowohl auf den Spielfluss als auch die Balance negativ auswirkt:

Schwächen gezielt ausnutzen: Das fordernde Kampfsystem lässt keine Langeweile aufkommen.

Man kann den Zufallskämpfen nicht ausweichen und seine Ausrüstung nach Kampfbeginn auch nicht mehr verändern. Das führt dazu, dass es gerade in neuen Gebieten immer wieder zu unvermeidlichen Fehlbesetzungen samt Niederlage kommt.

Kämpfen ohne Langeweile

Aber sei‘s drum, wer sich trotzdem durchbeißt, erlebt zahllose spannende Konfrontationen, die dank eines ausgeklügelten Kombosystems nur selten mit simplen Standardangriffen bewältigt werden können. Das rundenbasierte Kampfgerüst an sich ist zwar recht simpel und traditionell gestrickt, bietet durch gezieltes Ausnutzen individueller Stärken und Schwächen aber eine Menge Spielraum, durch den man immer wieder selbst überlegen erscheinende Feinde ohne einen Kratzer abzubekommen in ihre Schranken verweisen kann – sofern man über die passenden Mitstreiter und Talente verfügt.