Geduld wird belohnt
Der Wow-Effekt, dieser grafische Erdrutsch, diese damals unglaublich realistische Spielwelt – ausgelöst im Jahr 2000 vom ersten Shenmue bei der überschaubaren Gemeinde der Dreamcast-Besitzer. Wer das nicht selbst erlebt hat, konnte wohl weder den bei der Ankündigung von Teil 3 aufbrandenden Jubel auf der E3 2015 nachvollziehen noch das geduldige, fast schon demütige Herbeisehnen des Releasetages. Was macht schon die Verschiebung um ein paar läppische Monate, wenn man bereits 15 Jahre mit dem Cliffhanger-Ende von Teil 2 gelebt hat? Zudem wissen echte Serienfans, dass die Saga auch mit Teil 3 nicht abgeschlossen sein wird – Yu Suzuki hatte stets mindestens elf Kapitel, verteilt auch vier, fünf oder mehr Spiele, geplant.
![[GUI_STATICIMAGE(setid=87124,id=92600867)] [GUI_STATICIMAGE(setid=87124,id=92600867)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92600867-vollbild.png)
Shenmue 3 beginnt erzählerisch nahtlos da, wo Shenmue 2 endete: in einer Höhle in den Bergen der chinesischen Region Guangxi. Wer beide Vorgänger verschlungen hat – sei es auf Dreamcast, Xbox (dort erschien nur Teil 2) oder als Remastered-Fassung für PS4 und Xbox One – frischt mit der „Zusammenfassung“ im Hauptmenü seine Erinnerungen auf. Neueinsteiger, die Ryo Hazuki erst mit dieser Episode kennenlernen, sind mit ausführlicheren Clips aber besser bedient – „Shenmue – The Movie“ (das einst der Xbox-Fassung von Teil 2 als DVD beilag) beinhaltet alle Sequenzen des Erstlings und findet sich auf YouTube & Co.; Ähnliches findet sich, dank umtriebiger Fans, auch für Shenmue 2.
Genau hingeschaut
![[GUI_STATICIMAGE(setid=87124,id=92600843)] [GUI_STATICIMAGE(setid=87124,id=92600843)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92600843-vollbild.png)
Los geht’s: Mit Shenhua im Schlepptau, dieser rätselhaften aber freundlichen Landpomeranze, schaut man sich das Dörfchen Bailu an. Und ich muss anerkennen: Trotz hüftsteifer Animationen, trotz teils deutlichem Draw-In von Personen und Objekten, trotz teils grober Geometrie und Texturierung ist Shenmue 3 hübsch geworden. Chinesische Tempel protzen mit ausladendem Holzschmuck, Blühwiesen leuchten in der Nachmittagssonne, Marktplätze quillen nur so über von Händlern, Tischen und Gegenständen. Ryos Antlitz, natürlich nur echt mit Pflaster, wirkt wie das von Shenhua zu glatt und etwas emotionslos (was aber häufig zu seiner dummen Fragerei passt), andere Gesichter neigen mehr zu Falten oder comichafter Überzeichnung – und wie damals ist es erstaunlich, wie viele grundverschieden aussehende NPCs das Entwicklerteam gebaut hat.