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Shenmue 3 (Action-Adventure) – Schnitzeljagd mit Fanservice

18 Jahre nach der Veröffentlichung von Teil 2 ist es soweit – die japanische Entwickler-Legende Yu Suzuki hat es tatsächlich geschafft. Shenmue 3 ist fertig, Ryo Hazuki kann die Suche nach dem Mörder seines Vaters wieder aufnehmen. Die Gretchenfrage dabei: Kann die arg verspätete Fortsetzung heute noch überzeugen, wirken Spielprinzip und Technik nicht wie aus der Zeit gefallen? Im Test gehen wir diesen und vielen anderen Fragen nach!

© Ys Net / Ys Net / Deep Silver

Geduld wird belohnt

 

Der Wow-Effekt, dieser grafische Erdrutsch, diese damals unglaublich realistische Spielwelt – ausgelöst im Jahr 2000 vom ersten Shenmue bei der überschaubaren Gemeinde der Dreamcast-Besitzer. Wer das nicht selbst erlebt hat, konnte wohl weder den bei der Ankündigung von Teil 3 aufbrandenden Jubel auf der E3 2015 nachvollziehen noch das geduldige, fast schon demütige Herbeisehnen des Releasetages. Was macht schon die Verschiebung um ein paar läppische Monate, wenn man bereits 15 Jahre mit dem Cliffhanger-Ende von Teil 2 gelebt hat? Zudem wissen echte Serienfans, dass die Saga auch mit Teil 3 nicht abgeschlossen sein wird – Yu Suzuki hatte stets mindestens elf Kapitel, verteilt auch vier, fünf oder mehr Spiele, geplant.

 

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Schön da: Bailu und Umgebung sind weder riesig noch super texturiert – der Gesamteindruck stimmt aber! © 4P/Screenshot

Shenmue 3 beginnt erzählerisch nahtlos da, wo Shenmue 2 endete: in einer Höhle in den Bergen der chinesischen Region Guangxi. Wer beide Vorgänger verschlungen hat – sei es auf Dreamcast, Xbox (dort erschien nur Teil 2) oder als Remastered-Fassung für PS4 und Xbox One – frischt mit der „Zusammenfassung“ im Hauptmenü seine Erinnerungen auf. Neueinsteiger, die Ryo Hazuki erst mit dieser Episode kennenlernen, sind mit ausführlicheren Clips aber besser bedient – „Shenmue – The Movie“ (das einst der Xbox-Fassung von Teil 2 als DVD beilag) beinhaltet alle Sequenzen des Erstlings und findet sich auf YouTube & Co.; Ähnliches findet sich, dank umtriebiger Fans, auch für Shenmue 2.

 

Genau hingeschaut

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Ryo und Shenhua blicken auf ihr Abenteuer voraus – die Gespräche der beiden sind holprig, aber charmant. © 4P/Screenshot

Los geht’s: Mit Shenhua im Schlepptau, dieser rätselhaften aber freundlichen Landpomeranze, schaut man sich das Dörfchen Bailu an. Und ich muss anerkennen: Trotz hüftsteifer Animationen, trotz teils deutlichem Draw-In von Personen und Objekten, trotz teils grober Geometrie und Texturierung ist Shenmue 3 hübsch geworden. Chinesische Tempel protzen mit ausladendem Holzschmuck, Blühwiesen leuchten in der Nachmittagssonne, Marktplätze quillen nur so über von Händlern, Tischen und Gegenständen. Ryos Antlitz, natürlich nur echt mit Pflaster, wirkt wie das von Shenhua zu glatt und etwas emotionslos (was aber häufig zu seiner dummen Fragerei passt), andere Gesichter neigen mehr zu Falten oder comichafter Überzeichnung – und wie damals ist es erstaunlich, wie viele grundverschieden aussehende NPCs das Entwicklerteam gebaut hat.