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Shadowrun Returns (Taktik & Strategie) – Shadowrun Returns

Was ist das Besondere an der Welt von Shadowrun? Die Mischung aus Fantasy und Science-Fiction: Zwerge, Drachen und Magie treffen auf Hacker, Cyborgs und Kampfdrohnen. All das in einer düsteren Zukunft, in der nicht Königreiche, sondern Großkonzerne das Sagen haben. Was hat das mit 1,8 Millionen Dollar über Kickstarter finanzierte Rollenspiel Shadowrun Returns zu bieten? 

© Harebrained Schemes / Harebrained Schemes

Streng lineares Abenteuer

Der Star des Spiels: Die sehr gut geschriebenen Dialoge. Allerdings muss man des Englischen mächtig sein; es gibt (noch) keine Übersetzung ins Deutsche.
Der Star des Spiels: Die sehr gut geschriebenen Dialoge. Allerdings muss man des Englischen mächtig sein; es gibt (noch) keine Übersetzung ins Deutsche. © 4P/Screenshot

Das hört sich bis hierher vielleicht nach einem angenehm freien Rollenspiel an, aber die Jagd nach dem Serienkiller läuft streng linear ab. Weltkarte? Städte? Alternative Route? Nein. Auch wenn es mal Nebenmissionen gibt, klappert man quasi Indiz nach Indiz ab, kann während der Ermittlungen keine relevanten Entscheidungen treffen, was kommende Ziele oder Fraktionen betrifft. Immerhin wird das Ganze zwischendurch mal aufgelockert, wenn es kleine erzählerische Rätsel gibt, die sich auf bisher gefundene Notizen beziehen, oder wenn man gefragt wird und begründen muss, wen man bisher verdächtigt. Die Dialoge lassen mitunter Klasse aufblitzen, aber die Storyleine ist zu kurz. Schade auch, dass es kein Tagebuch gibt, in dem man bisher Erlebtes nochmal nachlesen kann und dass wichtige Indizien nicht als Grafik, sondern nur als Text einsehbar sind.

Auch sonst fühlt man sich in der Erkundung eingeschränkt:  Die Kulisse mag mit ihrer isometrischen Perspektive in 1920 x 1080 und einigen liebevoll illustrierten Schauplätzen nostalgische Gefühle wecken, aber sie wirkt unterm Strich zu steril. Man wird kaum mal zum Hineinzoomen animiert. Zum einen gibt es zu selten Animationen wie auffliegende Vögel, alltägliche oder gar überraschende Szenen. Zum anderen kann man kaum etwas abseits der relevanten Gegenstände in den Straßen, Laboren und Büros finden. Da waren isometrische Rollenspiele der 90er wesentlich weiter – nicht nur, weil man damals schon manuell speichern konnte. Hier wird nur automatisch nach dem Wechsel in ein anderes Gebiet gesichert.

Erkundungsarmut, aber Rollenspielflair

Man erkundet recht kleine Areale in isometrischer Perspektive: Zoom ist möglich, Kameradreh nicht.
Man erkundet recht kleine Areale in isometrischer Perspektive: Zoom ist möglich, Kameradreh nicht. © 4P/Screenshot

Eine Kameradrehung für einen Blick in verborgene Ecken vermisst man also gar nicht, sondern folgt idiotensicher einfach den gelben Markierungen zum nächsten, meist nicht sehr weit entfernten Ziel – auch diese Hilfe hätte man sich angesichts der kleinen Karten übrigens sparen oder zumindest von einer Fähigkeit abhängig machen können. Manchmal zeigt die Maus Interaktionsicons an, wenn sich der Nebel lichtet: Zwar gibt es dann auch mal Gegenstände oder kleine Umgebungsrätsel, wenn man etwa geheime Gänge oder über Begleiter verschlossene Türen öffnen muss, aber die sind  leider allzu offensichtlich und zu leicht zu lösen. Trotzdem sorgen diese Situationen für Rollenspielflair und lockern den Kampfalltag ein wenig auf.

Shadowrun Returns inszeniert rundenbasierte taktische Kämpfe alter Schule, wobei man eine Gruppe von bis zu vier Charakteren befehligen kann – hinzu kommen Kampfdrohnen oder beschworene Tiere. Jede Figur verfügt über Aktionspunkte, die man z.B. für ihre Bewegung, Heilung, Granatenwurf oder diverse Kampfmanöver sowie Zauber einsetzen kann. Mit der Zeit schaltet man immer mehr Möglichkeiten frei, die je nach Effizienz auch mehr Aktionspunkte oder Abkühlzeit erfordern. Allerdings sind die Kämpfe auf der normalen Stufe so leicht, dass erfahrene Spieler gleich auf dem dritten von vier Schwierigkeitsgraden starten sollten.