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Resident Evil 7 biohazard (Action-Adventure) – Der Survival-Horror kommt nach Hause

Was wird aus Resident Evil? Vom Vorreiter des Survival-Horrors mutierten die Hauptvertreter der Reihe zuletzt zum seelenlosen Actionbrei: Für fette Explosionen, coole Muskelhelden und Koop-Ballereien opferte Capcom ausgerechnet das, was die Serie einmal ausgezeichnet hatte. Mit Resident Evil 7 biohazard will man jetzt zurück zum Nervenkitzel und verspricht mit neuer Perspektive die alte Faszination…

© Capcom / Capcom

Der Blick zurück

Richtig gut haben mir auch die spielbaren Rückblenden in Form der VHS-Kassetten gefallen: Blendet man das Thema Logik einmal mehr aus, gewähren diese optionalen Abschnitte einen tieferen Einblick in die Story und man bekommt bereits Schauplätze zu Gesicht, die man mit Ethan erst später aufsuchen wird. Apropos: Genau wie die mysteriöse Geschichte rund um die Baker-Familie und all die merkwürdigen Vorkommnisse halten auch die Schauplätze ein paar interessante Überraschungen parat. Manche Serien-Fans wird es zwar stören, dass man nicht direkt an die Geschehnisse der Vorgänger anknüpft, sondern stattdessen einen neuen Handlungsstrang eröffnet. Zumindest wird aber versucht, nicht nur eine halbwegs überzeugende Erklärung für all das abzuliefern, sondern am Ende doch noch einen Kontext zum Resident-Evil-Universum herzustellen – und sei es teilweise nur mit Kleinigkeiten wie einem Foto an der Wand, auf dem der Wald bei Raccoon City festgehalten wurde. Tatsächlich habe ich Redfield, Umbrella & Co hier gar nicht vermisst, weil die Geschichte auch ohne diese Zutaten genug hergibt und neugierig macht. Mit wohl dosierten Dokumenten, kleinen Skriptsequenzen und einem Blick in die Vergangenheit kommt man dabei der Wahrheit Schritt für Schritt näher. Enttäuschend dagegen, dass Protagonist Ethan relativ blass bleibt und man kaum etwas über ihn erfährt. Zudem reagiert er mir eine Spur zu gelassen auf all das abgefuckte Zeug, mit dem er konfrontiert wird. Stattdessen hat er manchmal sogar noch einen lockeren Spruch auf den Lippen („Jetzt hab ich wirklich alles gesehn“),

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Psycho-Sohn Lucas hat offenbar zu viele Saw-Filme gesehn… © 4P/Screenshot

wo jeder normale Mensch vermutlich völlig ausflippen und eine Therapie benötigen würde. Klar will man hier weder die ganze Zeit ein zitterndes Psycho-Wrack noch einen knallharten Superhelden sehen, aber die Verzweiflung des Protagonisten angesichts der irren Vorkommnisse hätten durchaus eine etwas stärkere Beachtung finden können.

Eingeschränkte Interaktionen

Bei der Spielmechanik lässt man ebenfalls Potenzial liegen: Vor allem vermisst man am Controller die Möglichkeit, vorsichtig um Ecken zu spähen – das ist hier lediglich durch entsprechende Kopf- und Körperbewegungen in VR möglich. Außerdem gibt es keine Möglichkeit, sich vor Verfolgern unter Möbeln zu verkriechen oder in Schränken zu verstecken. Wer in Outlast schon mal unter einem Bett gekauert oder bei Alien Isolation im Spind den Atem angehalten hat, wird mir sicher zustimmen, dass das dortige Katz- und Mausspiel eine ganze Ecke intensiver wirkte als hier. Immerhin lassen sich die Jäger durch das Schließen von Türen etwas ausbremsen und mit der Sprintfunktion kann man ebenfalls etwas Abstand gewinnen – zumindest so lange, bis einem die Puste ausgeht. Außerdem ist es schön, dass man Objekte sowohl in der Umgebung als auch im Inventar genauer unter die Lupe nehmen und nach dem Drehen oder Wenden durchaus etwas entdecken kann.

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Endlich gibt es mehr Platz im eingeschränkten Inventar. © 4P/Screenshot

Hat man einen Dietrich zu Hand (oder für alle Spieler des Resident Evil Director’s Cut: ein Dum-Dum-Geschoss), lassen sich bei einmaliger Verwendung auch die meisten Schlösser an Schubladen oder Kisten knacken. Zudem darf man sich auf die Suche nach Item-Verstecken begeben. Entsprechende Hinweise auf die Fundorte liefern Schatzfotos, die aber ebenfalls erst gefunden werden wollen. Wer Lust auf überflüssigen Sammelkram hat, wird ebenfalls bedient und kann kleine Figuren zerstören,  die mit Klick-Geräuschen ihren Standort verraten. Sinnvoller sind die antiken Münzen, die man später gegen Extras wie eine erhöhte Lebensenergie, flotteres Nachladen oder eine fette Magnum eintauschen kann. Nichts gegen Resident Evil 4 und seinen seltsamen Händler oder Vögel, die nach ihrem Abschuss Munition sowie Münzen hinterlassen, aber der bodenständigere Ansatz hier gefällt mir deutlich besser, auch wenn es bei weitem nicht mehr die große Auswahl an Verbesserungen und Ausrüstung gibt. Überhaupt muss man sagen, dass Rätsel sowie Spielwelt trotz der vereinzelten Logiklöcher, fragwürdigen Spezialschlüsseln und abgedrehten Kreaturen insgesamt schlüssig und nachvollziehbar wirken. Wenn es um die reine Glaubwürdigkeit der Handlungen und Spielwelt geht, macht Resident Evil 7 innerhalb der Serie mit die beste Figur.