Sie lebt!
Dabei könnte die Skepsis gegenüber dem neuen Resident Evil kaum größer sein: Zwar bewegte sich Capcom nach dem enttäuschenden sechsten Teil mit den beiden Revelations-Ablegern langsam wieder in die richtige Richtung. Aber das häufig kommunizierte Versprechen von der Rückkehr zum klassischen Survival-Horror lösten nicht die Japaner, sondern vor allem kleine Indie-Studios ein, die mit Titeln wie Outlast und Slender das Spiel mit der Angst erfolgreich zurück auf den Bildschirm brachten. Statt Action mit Horroranleihen gab es endlich wieder Gänsehaut, Schnappatmung und intensives Gruselflair mit fiesen Schockmomenten.
Kein Wunder also, dass Capcom für seine geplante und überfällige Neuausrichtung der Reihe genau diese Horror-Schule als Inspirationsquelle angezapft hat. Die größte und auffälligste Anbiederung ist sicher die Umstellung auf die ungewohnte Egoansicht, die zuvor lediglich in Lightgun-Ablegern wie den Umbrella Chronicles zum Einsatz kam. Zudem verabschiedet man sich von kampferprobten Helden wie Chris Redfield, Jill Valentine oder Leon S. Kennedy und lässt den Spieler stattdessen in die Rolle von Ethan Winters schlüpfen – einen einfachen Zivilisten, der sich nach einem überraschenden Anruf auf die Suche nach seiner vermissten Frau Mia begibt, die seit drei Jahren verschollen war und ihn jetzt darum bittet, sie auf dem abgelegenen Anwesen der Baker-Familie in Louisiana abzuholen. Dabei
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wird schon kurz nach dem Betreten der völlig versifften Bude klar, dass der Mangel an Hygiene nur das kleinste Problem darstellt…
Angst und Abwehr
Genau wie schon bei der Demo „Beginning Hour“ wird man sich auch im finalen Spiel zunächst die Frage stellen, was das überhaupt noch mit Resident Evil zu tun hat. Folgt Capcom hier einfach nur mit reichlich Verspätung einem modernen Horror-Trend und hat lediglich den bekannten Namen auf die Hülle gepackt, um die Verkäufe anzukurbeln? Erste Begegnungen mit der durchgeknallten Baker-Familie scheinen die Befürchtungen zu bestätigen: Statt Zombies wird man gerade zu Beginn häufig mit Familienoberhaupt Jack konfrontiert, der als unkaputtbarer Verfolger eher an Filmfiguren wie Michael Myers („Halloween“), Jason Voorhees („Freitag der 13.“) oder den Terminator erinnert. Und auch die so genannten Molded, die sich jederzeit aus schwarzem Schleim an Decken und Wänden schälen können, haben mit den schlurfenden Untoten der Vergangenheit nur wenig gemeinsam, obwohl sich der Standard-Typ dieser neuen Brut ähnlich langsam bewegt, dabei aber deutlich härter im Nehmen ist. Mit der Pistole muss man schon zahlreiche Patronen in den bedrohlichen Kreaturen versenken – am besten im Kopf, doch lassen sich auch die Gliedmaßen gezielt abtrennen. Auf eine Schrotkur reagieren die Biester zum Glück etwas allergischer. Das gilt auch für spätere Variationen, die mehr Ähnlichkeiten mit dem agilen Hunter sowie dem Schleim kotzenden Boomer aus Left 4 Dead aufweisen oder mit gewaltigen Klauen noch mehr Schaden anrichten können.
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Dieser lässt sich durch eine neue Blocken-Funktion im Stil eines Prügelspiels abmildern – eine zunächst gewöhnungsbedürftige Mechanik, weil sie bisher noch nie innerhalb der Reihe zum Einsatz kam. Doch schnell wird man diese Abwehr ähnlich zu schätzen wissen wie die Arztneimittel, die man entweder fertig abgefüllt finden oder sich durch die Kombination von Zutaten selbst zusammenstellen kann. Gleiches gilt übrigens für diverse Munitionstypen oder Pillen, mit denen man kurzzeitig seine Sinne schärfen kann und alle Gegenstände in der Umgebung angezeigt bekommt.