Überhaupt ist das Team nicht der Glanzpunkt dieser Taktik-Einsätze. Denn so funktioniert Red River: Kameraden, die nicht von menschlichen Mitstreitern gesteuert werden, übernimmt das Spiel. Über wenige Tasten weist man sie dann zum Vorrücken, Halten einer Position, Stürmen eines Hauses oder anderen Aktionen an. Und meist führen sie die Befehle auch aus. Besonders jene Marines, die als Scharfschützen kämpfen, können ihren Trupp so von einer hohen Position aus unterstützen, während sie ihn zum Stürmen einer feindlichen Position anweisen. Ob sie dabei die gesamte Gruppe befehligen oder jedem Kameraden einen eigenen Befehl erteilen, dürfen sie frei entscheiden. Schwierig ist nur, dass man nicht umgehend erkennt, welcher Kamerad von einem Menschen und welcher vom Spiel gesteuert wird. Dabei ist diese Unterscheidung für die taktische Ausrichtung ungemein wichtig.
Kameradenschweine
Die Künstliche Intelligenz stellt sich nämlich bei weitem nicht so geschickt an wie ein denkender Begleiter. Und sie leistet sich unverzeihliche Aussetzer – läuft schon mal immer wieder in die Schusslinie eines MG-Postens, rollt im Jeep über einen auf der Straße stehenden Kameraden hinweg oder steckt zappelnd zwischen Busch und Mauer fest. Tatsächlich ist es taktisch fast sinnlos, den Mitgliedern separate Anweisungen zu erteilen – am besten scheuchen Solisten stets ihren gesamten Trupp durch die Gegend.
Wer Operation Flashpoint ohne Online-Unterstützung erlebt, verpasst deshalb viel vom Spiel. So spannend manche Gefechte auch im Alleingang sind, so schnell flacht das Zusammenspiel mit den unauffälligen Kameraden ab. Schade auch, dass sich der Verlauf eines Gefechts nicht auf die Moral der Mitstreiter auswirkt. Bald rennt man in Tadschikistan vergeblich dem taktischen Anspruch hinterher, um wirklich in der Spielwelt anzukommen…
Auch die von der Kampagne losgelösten Einsätze wie das möglichst lange Halten einer festen Position, das Retten abgestürzter Piloten oder das Beschützen eines Konvois sind mindestens im Duett bedeutend unterhaltsamer als im Alleingang. Allerdings strecken sie auch für Onlinesoldaten lediglich die Spielzeit – den taktischen Spielraum erweitern sie kaum. Es sind übrigens die einzigen Möglichkeiten, abseits des Feldzugs in den Krieg zu ziehen: Red River-Spieler treffen sich online oder per LAN ausschließlich in kooperativen Einsätzen, treten aber nie gegeneinander an.
Spiegelbilder
Sie dürfen die Fähigkeiten ihrer Figuren allerdings nach jeder abgeschlossenen Mission durch Erfahrungspunkte erweitern. Dabei verbessern sie in kleinen Schritten ihre Sprintgeschwindigkeit oder das Erkennen entfernter Gegner. Diese allgemeinen Werte gelten unabhängig davon, ob man als einfacher Soldat, Sprengstoffspezialist, Kundschafter oder MG-Schütze in den Krieg zieht. Abgesehen davon erhält man erst mit steigender Erfahrung Zugang zu stärkeren primären und sekundären Waffen sowie neuer Ausrüstung – diese Verbesserungen gelten für die Klasse, mit der man einen Auftrag absolviert hat. Zusätzlich erhält jede Klasse Modifikatoren wie eine höhere Treffergenauigkeit oder stärkere Panzerung. Es ist einer der Bausteine, mit denen Codemasters eine Brücke zwischen Anspruch und Spielspaß baut – dennoch ist Puristen dieses Zugeständnis an gegenwärtige Standards zu Recht ein Dorn im Auge.
Zumal das dritte Flashpoint die Individualisierung nicht konsequent genug fördert. Denn man entwickelt sich zwar je nach Wahl der Klasse weiter – äußerlich darf man den Marine aber nicht verändern. Ein großes Manko? Nicht unbedingt. Doch nicht nur die menschlichen Mitstreiter haben freie Wahl über ihre Kampfklasse, man darf auch bis zu vier gleiche KI-Kameraden zum Einsatz abstellen. Und spätestens dann, wenn vier Soldaten in einem Hubschrauber zum Einsatz fliegen und komplett gleich aussehen, zeigt Operation Flashpoint: Red River, dass ihm trotz der guten Ansätze einfach die Größe der ganz großen Shooter fehlt.