NieR Replicant ver.1.22474487139… (Rollenspiel) – Yoko Taros große Fantasy-Oper

Fazit

Für ver.1.22474487139… trifft also noch immer zu, was für das Original schon galt: Rein spielmechanisch ist es kein herausragendes Spiel. Dazu sind viele Abläufe zu einförmig, die Erzählweise mitunter altmodisch und die meisten Kämpfe nicht fordernd genug. Nier besteht aus vielen Elementen, die für sich genommen nicht immer ein packendes Abenteuer bedeuten – es in ihrer Gesamtheit aber zu einem unvergleichlichen Erlebnis machen! Alleine die einfallsreichen Bossgegner, aber auch die häufigen Perspektivwechsel, Plattform-Passagen oder das Lesen in einem Text-Adventure machen viele Momente zu besonderen Augenblicken. Weil das alles in einer Welt stattfindet, die sich nicht nur für das Alter Ego wie ein Zuhause anfühlt, habe ich einmal mehr jede Sekunde in Yoko Taros einzigartigem Universum genossen. Zumal er und Toylogic das Original trotz der erwähnten Schwächen nicht nur technisch modernisiert, sondern auch spielerisch stark verbessert haben. Alleine das rasante Kampfsystem ist ein Segen gegenüber seinen damaligen Wurzeln. Von den endlich zeitgemäßen Kulissen bei 60 Sekundenbildern ganz zu schweigen. Vor allem aber lebt Nier nach wie vor von Taros einzigartigen, ungemein liebenswerten oder auf andere Art starken Charakteren. Sie sind die Protagonisten einer wendungsreichen Geschichte, die von einem überragenden Soundtrack wie eine Fantasy-Oper zu großen emotionalen Momenten getragen wird. Vor elf Jahren haben sie sich für immer in meinem Gedächtnis eingebrannt – wie schön, dass sie mit dieser Neuauflage auf so stilvolle Art wiederbelebt werden!