Und noch eine Neuerung fällt ins Auge, denn so wenig die ursprüngliche Struktur verändert wurde, so stark hat Entwickler Toylogic die Grafik an moderne Anforderungen angepasst. Was früher nach einfarbigen Tapeten aussah erinnert in ver.1.22… deshalb an Berge und wo einheitliches Braungrün einst den Boden markierte, wechseln sich jetzt Stein und Gras ab. Wasser wogt auf und ab, magische Effekte sind viel besser lesbar und ganz wichtig: Abseits von Filmszenen läuft all das mit weitgehend sauberen 60 Bildern pro Sekunde. Das neue Nier reißt technisch keine Bäume aus, zumal die Auflösung vieler Objekte nicht sehr hoch scheint. Es ist anders als sein Original aber ein modernes, richtig gut aussehendes Abenteuer.
Grüße von Bayonetta & Co.
Nun liegen die größten Unterschiede aber eben nicht in den Äußerlichkeiten; vielmehr hat Toylogic mal eben einen Großteil des Spielgefühls neu gestaltet. Das fängt bei den flotten Bewegungen des Protagonisten an, geht über das vereinfachte Reiten sowie ein schnelleres Aufheben von Ressourcen und wird im Kampf erst richtig vertieft. Interessanterweise sind alle Eckpunkte des Konzepts, sprich die vorhandenen Waffen und Aktionen, die Zauber, Doppelsprung und Ausweichrolle sowie der aktive Konter weiterhin vorhanden. Nur fühlt sich das alles jetzt so rund an wie in
Automata
und hat mit dem recht trägen Original nichts mehr zu tun. Kein Wunder, standen Entwickler von Platinum Games doch mit Rat und Tat zur Seite, was man auch an zahlreichen Optionen zum Einstellen der Kamera merkt.
Einzelheiten zur PC-Version
Zum ersten Mal ist Nier mit ver.1.22… auch auf PC spielbar und es läuft zum Start dabei besser als das damals veröffentlicht Automata.
Die Optionen zum Anpassen der Grafik sind dabei überschaubar, zumal man die Bildwiederholrate nicht über 60 erhöhen kann. Ein Performance-Modus reduziert wahlweise lediglich die Auflösung.
Während das Abenteuer selbstverständlich auch mit Maus und Tastatur spielbar ist, empfehlen wir euch die deutlich bessere Gamepad-Steuerung. Als Kopierschutz dient Denuvo Anti-Temper. © 4P/Screenshot
Die Gegner haben ebenfalls dazu gelernt und agieren flinker – weshalb es gut ist, dass man ihnen jetzt schneller ausweicht, umgehend in ihren Rücken gelangt, Konter besser timen und Finisher leichter ansetzen kann. Zusätzlich wählt man aus drei verschiedenen Waffentypen nicht nur das vertraute Werkzeug aus, sondern führt neben den bekannten auch neue leichte und schwere Angriffe aus. Beim Auslösen aller Zauber kann man sich zudem bewegen, was dem Spielfluss ausgesprochen guttut. Ich genieße diese flotte Action jedenfalls auf ähnliche Weise, wie ich das in
Automata
und anderen Platinum-Spielen getan habe.
Allzweck-Speere
Perfekt ist sie nur trotzdem nicht, denn selbst auf dem höchsten Schwierigkeitsgrad ist Nier Replicant leider viel zu leicht. Zwar stecken manche Schatten eine Menge Treffer ein, doch ihre Bewegungsmuster und Angriffe sind einfach zu durchschauen bzw. abzuwehren. Die Ursachen dafür liegen z.T. im Original, teilweise aber auch an Neuerungen wie den überarbeiteten Speeren, die jetzt sowohl gegen einzelne Angreifer als auch gegen Gruppen von Schatten so effektiv sind, dass man in Verbindung mit der ebenfalls erweiterten Magie (dazu gleich mehr) kaum dazu motiviert wird andere Waffen zu verwenden.
![[GUI_STATICIMAGE(setid=90856,id=92640239)] [GUI_STATICIMAGE(setid=90856,id=92640239)]](https://dev.4p.de/wp-content/uploads/sites/13/2024/04/92640239-vollbild.jpg)
Schon damals gab es außerdem Verstärker, mit denen man u.a. den ausgeteilten Schaden so stark erhöht, dass selbst die Lebensbalken zäher Feinde wie Eis im Hochsommer schmelzen. Gefährlich wird es also nur, wenn man von so vielen Gegnern eingekreist ist, dass man bevorstehende Attacken kaum noch erkennen kann, oder weil sich dort Fehler einschleichen, wo man den teils sehr lange dauernden Kämpfen nicht die volle Aufmerksamkeit widmet.
Erinnerungswürdige Momente
Das setzt sich bei Bosskämpfen fort, die ebenfalls sehr entspannt machbar sind, weil man Angriffe entweder leicht abwehrt oder ihnen problemlos ausweicht. Auffällig ist außerdem die oft seltsam lange Wartezeit zwischen den Aktionen eines Bosses oder weil sich die eigene Magie aufladen muss. Manche Zwischengegner sind da wesentlich knackigere Herausforderer.
Im Gegenzug sind viele der Bosskämpfe klasse inszeniert. Oft sind die starken Schatten nämlich nicht nur breite Hindernisse, sondern wesentliche Bestandteile der Geschichte. Viele der einfallsreichen Widersacher enthalten außerdem Elemente wie an Bullet-Hell-Action erinnernde Kugelwände. Auch wenn sie spielerisch Wünsche offenlassen, sind es daher immer erinnerungswürdige Höhepunkte.