Nier?
Was „Nier“ eigentlich bedeutet? Schwer zu sagen. Für Viele könnte es der Name des Helden sein, den man zu Beginn jedoch frei eintippt, sodass ich seine Figur lieber umschreibe. Auf jeden Fall ist es seine Geschichte, der man in einer mehr als tausend Jahre entfernten Zukunft folgt. Nach einem apokalyptischen Ereignis haben sich die überlebenden Menschen dort in kleine Siedlungen zurückgezogen, wo sie aber kein ruhiges Leben führen, sondern von sogenannten Schatten angegriffen werden und zu allem Überfluss von einer tödlichen Krankheit bedroht sind, der Runenpest. Auch Yonah, die Schwester des Alter Ego, ist davon befallen, weshalb er auf der Suche nach einem Heilmittel ist.
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Schnell erledigt ist das natürlich nicht und so beseitigt man nicht nur etliche Schatten, sondern tut anderen Dorfbewohnern auch kleine Gefallen, die quer durch den ebenso überschaubaren wie erstaunlich glaubwürdigen Schauplatz führen. Grob umrissen ist Nier somit ein Action-Adventure mit kleinen Rollenspiel-Anteilen – und vielem mehr…
„Weiss, you dumbass!“
Der ständige Kampf gegen den Tod ist also sowohl spielerisch als auch erzählerisch das prägende Thema, und zwar nicht nur im Rahmen der zentralen Handlung, sondern auch in vielen der Kurzgeschichten, die man beim Erledigen der Nebenmissionen erlebt. Dabei geht es selten um große historische Ereignisse oder deren Folgen. Im Mittelpunkt steht vielmehr die Frage, wie einzelne Menschen mit Verlust bzw. der Angst davor umgehen. Yoko Taro erzählt von einer Welt voller Melancholie, die dem Untergang geweiht scheint. In der sich abscheuliche Abgründe auftun. Deren Protagonisten aber auch nie das Handtuch werfen.
Als erstes denke ich hier immer an die wütend fluchende Kainé, die in ihrer Rage Kraft zu suchen scheint. Die genervt ist und allein gelassen werden will – und sich deshalb köstliche Wortgefechte mit Grimoire Weiss liefert. Das fliegende Buch sorgt nicht nur dafür, dass der Held mit mächtigen Zaubern kämpfen kann, sondern kommentiert mit bissiger Süffisanz auch Kainés leichte Bekleidung sowie zahlreiche Gelegenheiten, bei denen man mal wieder nur Paketdienst für einen Auftraggeber spielt. Diese ständig präsente Mischung aus krassen Schicksalen, amüsanter Leichtigkeit und kraftvoller Entschlossenheit hat einen gewaltigen Anteil daran, dass vieles an Nier so liebenswert ist.
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Und selbstverständlich ist auch die Geschichte selbst wichtig dafür; nimmt sie doch immer wieder überraschende Wendungen, die vorherige Ereignisse in ein anderes Licht stellen. Die Handlung ist nicht übermäßig komplex – das Universum aber so faszinierend, dass es viel Raum für interessante Entwicklungen gibt. Wobei auch da immer das emotionale Erleben im Vordergrund steht. Das gilt für den roten Faden ebenso wie für einzelne Nebenmissionen, in denen man über kleine Entscheidungen direkt in die Schicksale eingebunden wird.
Emils Sekundendrama
Gleichzeitig muss man klar sagen, dass Nier in Sachen Inszenierung recht altbacken daherkommt. Manche Filmszenen zeigen zwar imposante Bilder, abseits davon stehen sich Charaktere allerdings oft schlicht gegenüber, während man ihre Dialogzeilen einzeln durchklickt. Schade, dass man die Unterhaltungen nicht wenigstens automatisch ablaufen lassen kann. Die sind im Gegensatz zum Original schließlich komplett vertont, was die Gespräche stark aufwertet. Trotzdem ist das klassische Angucken des starren Gegenüberstehens minimal Animierter spätestens in Filmszenen nicht gerade packend.