Veröffentlicht inTests

Marvel’s Midnight Suns (Taktik & Strategie) – Wenn Superhelden Karten spielen

Das MCU irrlichtert derzeit mit immer neuen Serien, Spin-Offs und kaum auszumachenden Kino-Highlights vor sich hin. Da kommt es wie gerufen, dass das neue, rundenbasierte Strategiespiel Marvel’s Midnight Suns endlich wieder viele der alten Recken ins Rampenlicht stellt. Sich an der Seite von Cap, Iron-Man, Spidey, Wolverine, Dr. Strange und sieben weiteren Superhelden der dämonische Hexe Lilith und ihrem Gefolge zu stellen, ist besonders für Freunde der Vorlagen ein großer Spaß. Der wäre allerdings noch größer, wenn die Entwickler auf ausladende Spielzeitstreck-Mechanismen verzichtet hätten. Wie super ist also das neue Strategie-Helden-Gebolze der namhaftem Firaxis Studios?

© Firaxis Games / 2K Games

Geduld ist eine Tugend
[GUI_STATICIMAGE(setid=92403,id=92655686)]
Auch die eigene Spielfigur hat einige, extrem durchschlagskräftige Moves auf Lager. © 4P/Screenshot

So müssen Kisten aus bald abfahrenden Lastwagen gesichert werden, dann gilt es den Gegner ein paar Schlüsselkarten zu klauen oder Hydra-Hardware zu pulverisieren. Dabei gibt es jedoch ab und zu Anlass zur Kritik, denn oft genügt es, ein bestimmtes Missionsziel zu erfüllen – so findet der Einsatz ein schnelles Ende und es regnet Sterne und Belohnungen. Dann wieder muss der Spieler nach dem Erfüllen des eigentlichen Ziels noch alle Gegner wegputzen – was das Spiel im Vornherein nicht kommuniziert und den Kampf unnötig in die Länge zieht. Wüsste man vorher genau, was ansteht, dann käme natürlich auch eine völlig andere Strategie im Hinblick auf den Einsatz der Karten zum Zug. Die Missionen, welche die Geschichte weiter voranbringen, werden von recht gut gemachten Zwischensequenzen eingebettet und ärgern nicht mit unklaren Vorgaben, dafür aber mit einigen Zwischen – und Endbossen, die es wirklich in sich haben. Ist der Spieler nicht gewillt, das eintönige und einschläfernde Programm vor und nach den Haupt – oder Nebenmissionen abzuspulen, um Karten-Deck, den Freundschaftsrang und viele weitere, wichtige Dinge Schritt für Schritt marginal zu verbessern, dann kann hier ganz schnell sehr großer Frust aufkommen.

Immerhin kann ein Kampf zu jeder Zeit von vorne gestartet werden, um eine andere Taktik zu wählen, die vom Spiel verteilten Karten bleiben allerdings auch bei einem Neustart die gleichen. Schummeln ist also nicht. Nach dem Kampf geht es zurück in die Abtei und bevor das Bett ruft, sollte der Hunter noch den angrenzenden Mager-Optik-Wald durchstreifen, Materialien sammeln, ein paar Kisten öffnen oder einer verwirrenden und etwas unpassenden Storyline samt ganz eigener Kampfschauplätze folgen – das alles ist leider auch notwendig, um an die ganz schicken Verbesserungen zu gelangen. Und dazu gehören sicherlich nicht hunderte kosmetischer Items wie Farben, T-Shirts, Brillen oder Badehosen. Die meisten Marvel-Fans werden zudem einen Teufel tun, die geliebten Helden in unbekannte Rüstungen zu stecken, die in den meisten Fällen nicht nur ungewohnt, sondern einfach nicht gut aussehen. Auch diese Teile des Spiels wirken aufgesetzt, sehr unnötig und strecken die Spielzeit unangenehm. Dabei hätten statt 70 Stunden auch die Hälfte gereicht, wenn die Entwickler sich auf das Wesentliche konzentriert hätten. So, und nun ab ins Bett, denn schon der nächste Tag bringt bis auf die Inhalte des neuen Einsatzes nur Altbekanntes.