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inFamous (Action-Adventure) – inFamous

Wer kann unbeliebter sein als der Mann, der eine ganze Stadt ins Chaos stürzte? Wer kann unbeliebter sein als der Bombenleger, der aus Empire City einen Ort des Plünderns und Mordens, der Banden und Seuchen machte? Cole MacGrath wird beschimpft, beleidigt und beworfen, wenn man ihn erkennt. Laut der Nachrichten ist er verantwortlich für das ganze Elend. Als sich der wütende Mob nähert, zucken Blitze in seinen Fingern.

© Sucker Punch / Sony

Ein Held im Mittelpunkt

Etwas heikler wird die Kraxelei am Gefängnis: Endlich enden falsche Sprünge auch mal tödlich!

Dieser dynamische Eindruck wird noch verstärkt, wenn Cole auftritt und das Publikum reagiert. Eilt ihm ein schlechter Ruf voraus, sind die Leute verbal und hinsichtlich ihrer Gesten, die leider visuell etwas kantig wirken, aggressiv – sie verspotten und verfluchen ihn; bis hin zum tätlichen Angriff. Ist man so gerade in der neutralen Zone der Moral, wird man vielleicht nicht mehr angegriffen, aber die Blicke bleiben misstrauisch und man muss sich Sprüche anhören wie „Du bist stark, aber Moral hast du keine!“. Wenn man das Blatt zu einem guten Ruf wendet, dann erntet man erst leichten Respekt sowie hier und da mal ein Klatschen. Kann man gar zum Helden aufsteigen, wird man nicht nur fotografiert, sondern bejubelt und darf seine eigenen Poster an den Wänden betrachten – Molyneux‘ Rollenspiel Fable II <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=9783′)“>

 lässt grüßen.

Und das tut dem Spiel richtig gut. Aber leider hat man das innerhalb der Präsentation nicht konsequent weitergeführt, denn es werden kaum Nebenfiguren à la Grand Theft Auto IV <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=9976′)“>
eingeführt und im Gegensatz zum Mafia-Alltag werden die Aufträge am Rande sehr spartanisch inszeniert: Sucker Punch kann weder markante Typen mit eigenen Hintergrundgeschichten aufbauen, an die man sich erinnert, noch die einfachen Questgeber ansprechend visualisieren – egal ob Arzt, Mutter oder Penner: sie wirken alle austauschbar, grafisch unspektakulär und etwas klobig animiert. Das Rollenspielflair flaut daher wieder ab, wenn man die kurz angebundenen Dialoge der Missionen auf der Karte abklappert und kaum noch hinhört.

Der spröde Einstieg

Auf der zweiten Insel Warren kommt es zum ersten Bosskampf gegen dieses Müllwesen.

Immerhin kann man bei den Hauptfiguren später etwas mehr Charakter entdecken. Selbst Coles Freund Zeke verändert sich, wird auf einmal regelrecht eifersüchtig, wenn die Leute auf den Straßen ihren neuen Superhelden Cole feiern, während er zusehen muss. Zu Beginn zieht er noch einige Fäden, gibt Cole Anweisungen, aber verschwindet dann im Hintergrund, bevor er sich wieder misslaunig meldet. Und natürlich wird auch diese Freundschaft auf die Probe gestellt. Genau so wie die Beziehung zu Trish, die Cole zunächst die kalte Schulter zeigt, weil sie ihm nicht mehr traut. Sie reagiert ebenfalls auf das, was der Stromheld auf den Straßen macht. Allerdings hat man zunächst das Gefühl, dass sie wie ein Roboter von Liebe auf Abneigung umschaltet.

Leider wird diese Beziehung nicht gerade behutsam von einem Spiel eingeleitet, das ohnehin einen spröden Start hat: Warum stehen Polizisten im gespielten Intro der Katastrophe bloß steif herum, anstatt angesichts der Explosionen in Deckung zu hechten? Wieso wird Coles Freund Zeke nicht mal näher vorgestellt? Warum muss der deutsche Sprecher gerade die ersten Szenen, in denen Cole plötzlich den Strom spürt, so abgebrüht kommentieren, als wäre es das Normalste der Welt, jetzt 100.000 Watt im Arm zu haben? Später passt der Ton zwar besser. Aber gerade hier im Einstieg vermisst man genau so die Emotionen angesichts der Verwandlung wie damals in The Darkness <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=9409′)“>

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Die steigende Motivation

Ist die Präsentation und Erzählführung eine schlechte? Nein, denn sie wird mit jeder Stunde Spielzeit besser. Zum einen sind da die gelungenen Comic-Animationen, die mit ihrem eindringlichen Zeichenstil markante Duftnoten hinterlassen. Sie sorgen dafür, dass das Thema Superheld oder Superbösewicht auch grafisch ins Extrem gesteigert wird. Hinzu kommen neben den

Heransausende Raketen kann man wieder zu ihrem Absender schicken, wenn man rechtzeitig den Stromschild aufbaut.

Zwischensequenzen der Moralfragen auch Wahnvorstellungen sowie der oben erwähnten, obszönen Frauenstimme, die aus der realen Tristesse der Spielwelt plötzlich eine verzerrte Vision mit übergroßen Figuren machen. Außerdem bekommt die Story aufgrund der Tonbandaufnahmen, die man über die Stadt verstreut finden kann, noch eine zweite Ebene: Ähnlich wie in BioShock <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=9129′)“>

sorgen diese Aufzeichnungen dafür, dass die Hintergründe der Katastrophe deutlicher werden und dass man immer neugierig wird, wenn plötzlich von der Sekte der „Erstgeborenen“, dem „Projekt Strahlenkugel“ oder „Experimenten an Menschen“ die Rede ist.

Und ähnlich wie im Unterwasser-Alptraum ist man auch hier mit Begleitung im Ohr unterwegs: Eine FBI-Agentin hat neben Zeke mit Cole Kontakt aufgenommen, kommentiert seine Funde und erteilt Aufträge – mit kühler Arroganz und gnadenloser Zielstrebigkeit. Hat sie auch etwas vor? Coles Freund Zeke wird jedenfalls immer misstrauischer und deutet an, dass der ganze Schlamassel vielleicht von der Regierung inszeniert wurde. Spätestens hier will man wissen, was an der Sache dran ist und wer die verdammte Katastrophe ausgelöst hat. Unterm Strich kann die Regie zwar nicht den wichtigen Joker des Einstiegs zücken, aber dafür beweist sie auf lange Sicht eine richtig gute Hand.