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inFamous (Action-Adventure) – inFamous

Wer kann unbeliebter sein als der Mann, der eine ganze Stadt ins Chaos stürzte? Wer kann unbeliebter sein als der Bombenleger, der aus Empire City einen Ort des Plünderns und Mordens, der Banden und Seuchen machte? Cole MacGrath wird beschimpft, beleidigt und beworfen, wenn man ihn erkennt. Laut der Nachrichten ist er verantwortlich für das ganze Elend. Als sich der wütende Mob nähert, zucken Blitze in seinen Fingern.

© Sucker Punch / Sony

Eine Frage der Macht

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Video: Das Team von Sucker Punch stellt die Superkräfte und das Spielprinzip vor.

Überall hasserfüllte Blicke. Es folgen böse Flüche. Dann fliegen die ersten Flaschen und schließlich Steine. Cole würde als vogelfreier Terrorist keine Stunde in dieser fiktiven amerikanischen Stadt überleben, die seit der Quarantäne eigene Gesetze entwickelt hat – und zwar die des Stärkeren. Das ist sogar gut für den Mann, der angeblich diese verheerende Bombe platzierte, die Zehntausende das Leben kostete. Denn er hatte tatsächlich Glück im Unglück: Seit der Explosion besitzt er Macht über den Strom. Und die kann er ausnutzen.

Aber wozu? Der pöbelnden Meute mal so richtig einheizen und ein zerstörerisches Hohelied auf die Anarchie singen? Das wäre problemlos möglich. Er kann den Strom aus Lampen, Generatoren oder Autos entziehen, um ihn dann in zig Varianten vom Blitz bis zum Hammer zu entladen. Cole könnte als Rowdy, Bandit oder Superschurke alles in Schutt und Asche legen, Aufträge für skrupellose Verbrecher erledigen und einen Scheiß auf seine blöde Freundin Trish geben. Die zickige Krankenschwester macht ihm seit der Katastrophe ohnehin nur Vorwürfe. Dabei kann sich Cole nur noch vage darin erinnern, ein Paket abgegeben zu haben. Hey, er war bloß ein kleiner Fahrradkurier!

Sex, Gewalt und Ruhm?

Das teuflische Rot zeichnet Cole, wenn er sich chaotischen Trieben hingibt – inFamous verändert je nach Spielweise sowohl den Helden als auch die Kulisse.

Und da ist seit einiger Zeit diese obszöne Frauenstimme in seinem Kopf:

„Du willst doch nicht zurück zu dieser Schlampe, oder? Komm lieber zu mir. Ich weiß, was du willst. Weißt du, was ich für Dinge mit dir tun würde? Himmlisch!“

Ist das nicht ein unschlagbares Angebot in dieser beschissenen Situation? Sex vom Feinsten und ein Stromstoß für den Rest! Okay, mit der Zeit würde sein Aussehen immer teuflischere Züge annehmen, aber warum sollte der Arsch der Nation auch noch eitel sein? Selbst der alte Faust ist doch schwach geworden! Also her mit den teuflischen Narben!

Man könnte all das haben und die elektrische Sau mit 100.000 Watt rauslassen. Aber da ist noch das verfluchte Gewissen: Könnte man mit dieser Macht nicht auch Gutes tun? Oder wenigstens Konstruktiveres? Denn da drängt sich die Frage auf, wer zur Hölle eigentlich hinter der lasziven Stimme und der verdammten Bombe steckt, die man arglos transportierte? Außerdem könnte man die Kraft der Blitze einsetzen, um Menschen zu helfen, die Banden zu vernichten, seinen Namen reinzuwaschen und den wahren Täter zu stellen. Ja, warum soll Cole nicht noch ein beliebter Superheld werden und die große Versöhnung mit Trish feiern?

Gut und Böse

Infamous lässt mir ähnlich wie Star Wars: Knights of the Old Republic <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=5275′)“>

die verführerische Wahl zwischen Gut und Böse, zwischen Solidarität und Egoismus, zwischen Edelmut und Ruchlosigkeit. Ich kann Zivilisten ängstigen, verletzen, töten, retten, helfen oder heilen; ich kann Gangmitglieder bewegungsunfähig schießen, töten oder gar per Blitz fesseln, so dass sie wie Fische auf dem Trockenen zappeln. Ich kann Krankenhäuser befreien oder in die Luft jagen. Alles bringt Erfahrungspunkte. Und je nach

Lass die Blitze fliegen: Obwohl die Kulisse ihre Schwächen hat, bestechen die Lichteffekte – und manche Kräfte ermöglichen coole Kettenreaktionen.

Aktion steigt oder sinkt damit der eigene Karmawert, so dass man sich theoretisch auch in der Grauzone zwischen Gut und Böse bewegen kann. Aber praktisch muss man sich für eine Seite entscheiden.

Und das hat Sucker Punch gut inszeniert: Es gibt immer wieder zeitkritische Situationen mit hoher Moralwirkung, in denen man schnell etwas tun muss. Lässt man den Pöbel Lynchjustiz an einem Unschuldigen üben, weil man gerade einen Spion verfolgt und ihn verlieren würde? Zerstört man eine Giftpumpe komplett, um die Seuchen einzudämmen und riskiert dabei die eigene Gesundheit oder belässt man es bei ein paar aktionistischen Blitzen? Hilft man der Polizeiwache gegen den Überfall der Gang oder wartet man ab und bedient sich danach der wertvollen Scherben? Apropos: Es gibt kein Geld, die einzige Währung ist die Erfahrung, für die man seine Fähigkeiten wie den einfachen Blitzschlag zum mittelschweren aufrüsten kann. Und diese blau glühenden Scherben sind überall auf den drei Inseln verteilt – wenn man davon genug sammelt, kann man seine elektrische Ladekapazität um einen Knoten erhöhen.