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Heroes of Newerth (Taktik & Strategie) – Heroes of Newerth

Demigod, League of Legends, Avalon Heroes – und wie sie alle heißen. Es sprießen immer mehr Spiele basierend auf Defense of the Ancients (DotA) aus dem Boden und so kurios die Genretitel wie „Multiplayer Online Battle Arena“ oder „RTS Arena“ auch klingen – das Grundkonzept ist immer gleich: Zwei Teams voller Helden kämpfen um die Kartenkontrolle. Nicht anders ist es bei Heroes of Newerth von S2 Games (Savage). Kein Wunder, da sich diese DotA-Adaption am dichtesten an die Vorlage hält. Ein gutes Omen?

© S2 Games / S2 Games

Harter Einstand

Heroes of Newerth ist keinesfalls einsteigerfreundlich. Es gibt zwar ein Singleplayer-Tutorial, aber das Lernprogramm erklärt bloß die rudimentären Grundlagen und damit sind die Einzelspieler-Modi abgehakt. Ein Gefecht-Modus gegen die Computerintelligenz fehlt genauso wie zuschaltbare Bots – gerade dies würde sich zum Training anbieten. So werden Neulinge nur sehr eingeschränkt auf die bevorstehenden Multiplayer-Duelle vorbereitet und um das Studium des Helden-Kompendiums kommt ihr nicht herum, wenn ihr erfolgreich spielen wollt.

Neutrale Kreaturen auf der Karte versprechen Bonus-XP und Gold, sofern ihr sie umgehauen bekommt oder überhaupt dafür Zeit habt.



Ansonsten hilft nur Üben, Üben, Üben und das kann in der sehr wettkampforientierten Community wirklich frustrierend sein. Nein. Sehr frustrierend! Sobald kleinste (aber für Neulinge wohl normale) Fehler gemacht werden (z.B. bei der Item- oder Fertigkeitenwahl), ist es nicht unüblich, dass sofort dreiste Beleidigungen via Voice-Chat oder als Textbotschaft gesendet oder Votekicks gestartet werden. Hier sollte man sich sehr schnell ein hartes Fell zulegen und trotz falscher Bescheidenheit tatsächlich als Anfänger in Partien reingehen, in denen „Noob“ im Titel steht. Ich kann mich nicht zurückerinnern, jemals einer so dermaßen unfreundlichen Community begegnet zu sein, aber wenn man sich vor Augen führt, dass der frühe Fehler eines Spielers oder das schlichte Rumblödeln zu einer eindeutigen Niederlage führt, nun ja, vielleicht lässt es das harsche Verhalten der anderen Seite etwas verständlicher erscheinen, wenngleich der Sportsgeist etwas anderes gebietet. Und ja, solche unschönen Ereignisse sind weniger die Ausnahme, sondern die Regel – ebenfalls in als „for Noob only“ gekennzeichneten Partien und wenn man mehr als reichlich DotA- oder BattleTanks-Erfahrung mitbringt.

Heroes of Newerth ist rundum ein eSport-Titel und aufgrund des taktischen Anspruchs auf DotA-Kenner zugeschnitten und nicht auf den Casual- oder Massenmarkt. Die lange Lernkurve, die harte Community und zahllose Fertigkeiten erfordern, dass ihr euch mit dem Spielsystem befasst und seine ganzen Angriffs-/Verteidigungs-Möglichkeiten verinnerlicht. Beißt ihr euch hingegen durch und findet Personen mit denen ihr gemeinsam Spielen wollt und Koordination sowie Kommunikation funktionieren, sind die Team-Partien aufgrund ihrer Dynamik und der vorbildlichen Balance ein enormer Spaßgarant – ganz wie beim Vorbild.

HoN vs. DotA vs. LoL vs. Demigod

Die Newerth-Helden halten sich erstaunlich stark an die Vorlage und entwickeln diese primär technisch weiter, worauf ich gleich eingehen werde. Das Spielprinzip wird nicht angerührt, es ist eher ein zeitgemäßes DotA für DotA-Fans. Weiterentwickelt wird das Konzept hingegen von Demigod und dem kostenlosen League of Legends. So protzt Demigod mit schicken Karten und guter Optik, ermöglicht Singleplayer-Schlachten, setzt auf zwei unterschiedliche Heldenklassen und bietet Fertigkeitsbäume zur Weiterentwicklung, allerdings bleiben Balance, Fertigkeiten- und Helden-Vielfalt hinter Heroes of Newerth zurück. 

Viel Schauplatz-Abwechslung gibt es nicht. Meist werdet ihr auf dieser Karte spielen.

Das kostenlose League of Legends ist wie Demigod etwas langsamer als Heroes of Newerth (von der Spielgeschwindigkeit her) und bringt u.a. mit Gebüschen als Versteckmöglichkeit neue taktische Elemente ins Spiel sowie zahlreiche Individualisierungen, da sich euer globaler Avatar stetig verbessert. Anfänger werden bei League of Legends und Demigod etwas besser an die Hand genommen, trotzdem ist es für Neulinge immer kniffelig, sich in DotA-Spiele einzufinden, vor allem wenn sie die Vorlage nicht kennen.

Technische Verbesserungen

Leaver, also Personen die eine Partie mittendrin verlassen, egal ob sie technische Probleme haben, rausgeekelt wurden oder keine Chance mehr sahen, waren und sind ein Graus für DotA-Spiele. Heroes of Newerth ermöglicht hier einen Reconnect, falls man durch einen technischen Fehler rausgeflogen ist. Durch ein integriertes und angeblich intelligentes Negativpunktesystem bekommen Personen für das vorsätzliche vorzeitige Verlassen von Partien sogar Minuspunkte verliehen und beim Erstellen eines eigenen Matches könnt ihr insofern belastete Spieler am Beitritt hindern. Außerdem gibt es zahllose weitere Features wie eine Lobby mit unzähligen Filtermöglichkeiten, eine Freundes- und Bannliste, eine permanente Statistik sowie ein spezielles Punktesystem. So bekommt jeder Spieler einen PSR-Wert (Player Skill Rating) nach seinen Leistungen verliehen und darauf funktioniert u.a. das automatische Matchmaking, jedoch sind die zusammen gewürfelten Konstellationen oft nicht ideal oder die Wartezeit lässt zu wünschen übrig.