Fokus statt Vielfalt
Nach dem technischen Debakel bei der Master Chief Collection konzentriert sich 343 Industries im Mehrspieler-Bereich diesmal auf zwei große Modi: Klassische Schießereien auf kleinen Karten in der „Arena“ sowie Schlachten gegen Menschen und die KI im weitläufigen „Kriegsgebiet“. Statt alle Fans zufrieden stellen zu wollen, wurden altbekannte Modi gestrichen. Es ist natürlich schade, dass Klassiker wie der hochspannende Arcade-Modus Firefight oder das ähnlich gestrickte Spartan Ops nicht mehr an Bord sind. Auch der Wegfall von Matches im Splitscreen oder LAN ist eine bittere Pille für die Serie. Die turbulenten Big-Team-Battles und der Level-Editor „Schmiede“ fehlen ebenfalls, sie sollen aber immerhin per Update in den kommenden Monaten nachgeliefert werden. Andererseits tut die Konzentration auf zwei Bereiche dem Multiplayer gut. Der neue Modus Kriegsgebiet ist für mich das klare Highlight: In einem von drei weitläufigen Arealen liefert man sich spannende Schlachten mit anderen Spielern und der KI. Das Spielgefühl wirkt wie ein wilder Mix aus Big Team Battle, Firefight und Planetside 2. Zunächst bin ich noch ahnungslos übers Spielfeld geirrt, nach ein paar Matches konnte ich aber gar nicht mehr aufhören. Seltsam, dass die Entwickler keinerlei Tutorials mitliefern – schaut euch am besten diesen Einleitungs-Trailer an, bevor ihr loslegt.
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Ziel des Matches für 24 Spieler ist es, 1000 Punkte zu erreichen. Wie eins der zwei Teams das anstellt, bleibt seinen Mitgliedern überlassen. Belohnt wird z.B. das Erobern von Basen und das Erledigen gegnerischer Spartans. Außerdem wuseln ab und zu KI-Gegner wie Allianzler, Prometheaner und zähe Bosse über die Karte. Wer ihnen den Rest gibt, streicht Punkte für sich und sein Team ein. Damit es noch spannender wird und auch ein unterlegenes Team noch zurückkommen kann, gibt es auch eine alternative Möglichkeit, zu gewinnen: Hält eine Mannschaft drei Basen, öffnet sich der empfindliche Generator-Kern des Gegners. Seine Zerstörung führt zu einem sofortigen Sieg.
Dynamische Schlachtfeld-Atmosphäre
Das Salz in der Suppe sind die Dynamik und die große Entscheidungsfreiheit. Wenn ich respawne und aus einer besetzten Basis zu einem fetten Boss am Strand sprinte, kann es passieren, dass die informative Sprecherin mit mitteilt, dass gerade die Bergspitze vom Gegner eingenommen wurde. Also plane ich kurzerhand um und helfe mit, das Häufchen penetranter Gegner zurückzudrängen, damit sie gar nicht erst dauerhaft Fuß fassen. Falls dort schon viele meiner Kollegen herumgewuselt wären, wäre ich vielleicht zum Strand abgebogen und hätte beim Erlegen von Panzermeister Rok geholfen. Auch dabei ist geschickte Koordination gefragt. Alleine ist es gar nicht so einfach, den fetten Energiebalken zu leeren und seine starken Schergen auszuschalten; in einem koordinierten Angriff mit Flakgeschützen und starken Energiewaffen geht es manchmal trotzdem ruck-zuck.
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Wichtig ist hier, die KI nicht nur angzugreifen, sondern sie auch vor gegnerischen Spartans zu beschützen. Wenn ein Sniper des anderen Teams dem Alien aus der Deckung den Rest gibt, streichen schließlich nur er und sein Team die Punkte ein – und unsere ganze Vorarbeit war umsonst. Auf dem Weg zur nächsten Basis kürze ich durch die Höhlen ab und liefere mir noch ein paar Schusswechsel, während ich mit den neuen Ausweich-Düsen von einem Durchbruch zum nächsten husche. Mit letzter Schild-Energie haue ich schließlich zwei Gegner im Nahkampf über den Haufen – ein gutes Gefühl!
Weitläufiges Terrain
Die drei weitläufigen Karten bieten eine hübsche Mischung aus Bergen, Dschungel, Eis und charakteristischen kantigen Alien-Monumenten. Trotz der Größe läuft das Gemetzel auf den dedizierten Servern bemerkenswert flüssig. Lediglich in der minimalistisch gehaltenen Lobby und in Ausrüstungs-Menüs kommt es gelegentlich zu Verbindungsproblemen und Abstürzen. Ein Freund z.B. hing nach einem unserer Matches am nächsten Tag noch in unserem Fireteam fest und konnte erst nach einem weiteren Neustart des Spiels wieder online zocken.
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Die zahlreichen Waffen und Fahrzeuge bringen natürlich noch mehr Spaß in die Jagd. Ähnlich wie in Planetside 2 werden sie an kleinen Terminals des so genannten „Requirierungs-Systems“ (kurz Req.) herbeigerufen. Hat unser Team im Match bereits viele Ziele erledigt und Punkte eingestrichen, steigt auch der „Rang“ des Systems. Bei Level 3 kann ich mir einen hübschen kleinen Ghost aus der Waffenkammer abholen, mit dem ich agil über den Strand gleite und meine Widersacher mit schnellen Salven ärgere. Steigt das Level weiter, werden mächtigere Vehikel wie Panzer, ein fliegender Banshee oder ein Mech mit Stampfattacke freigeschaltet – sogar in diversen aufgemotzten Varianten. Um sie bestellen zu können, muss ich mir allerdings vor dem Match entsprechende Einwegkarten verdienen, die ich ähnlich wie in Plants vs. Zombies: Garden Warfare in kleinen Sammelpäckchen freischalte, z.B. beim Levelaufstieg. In ihnen stecken zufällig zusammengewürfelte Einweg-Karten für Vehikel, Waffen und Extras wie mehr Schildenergie oder ein Geschwindigkeits-Boost. Manchmal sind auch permanente Verbesserungen wie Zoom-Visiere für bestimmte Waffen dabei – oder man erwischt stattdessen nur ein paar öde visuelle Rüstungs-Mods zum Aufhübschen des eigenen Spartans. Die Überraschungs-Tütchen der Klasse Bronze, Silber und Gold lassen sich auch mit Echtgeld erwerben – eine unschöne Entwicklung, die aber zum Glück nur leicht in die Chancengleichheit eingreift.