
Die KI war noch nie eine der großen Stärken von Gran Turismo. Doch hier erreicht man eindeutig einen neuen Tiefpunkt. Warum? Weil diese Form der künstlichen Intelligenz in einer Simulation nichts verloren hat und dazu führt, dass ich kein Rennen mehr ernst nehmen kann. Was ist da los? Ganz einfach: Die CPU-Piloten bescheißen. Sie biegen sich den Rennverlauf so zurecht, wie es ihnen passt – völlig unabhängig vom gewählten Fahrzeug oder ihren Skills. Hier wird beim Großteil der Rennen einfach nur ein furchtbares Skript abgespult, das ich zunächst nur im Ansatz erkannt, aber dann recht schnell durchschaut hatte. Meist laufen die Rennen nach folgendem Muster ab: Schnell setzen sich die beiden Führenden vom restlichen Fahrerfeld ab und vergrößern teilweise sogar ihren Vorsprung – und das selbst dann, wenn ich als Verfolger keine groben Fahrfehler mache. Dann kommt die letzte Runde…und wie durch ein Wunder schmilzt der vormals große Vorsprung der Konkurrenten an der Spitze bei jeder weiteren Zwischenzeit dahin als ob sie plötzlich mit angezogener Handbremse weiter fahren. Bei einem Einzelrennen auf dem Nürburgring über mehrere Runden kommt dieses Phänomen besonders gut zur Geltung: In der letzten Runde machte ich einen Rückstand von mehr als 30 Sekunden wieder wett und wurde am Ende Erster. Was dort im Großen passiert, erkennt man schon bei den vielen Kurzrennen der Karriere im Kleinen. Rückstände von zehn Sekunden lösen sich in der letzten Runde plötzlich in Luft auf und selbst die Verfolger verlieren merklich an Biss. Klebten sie mir in der Runde davor dank Windschatten noch im Heck und schossen mich sogar ab, fahren sie gegen Ende nur noch brav auf Abstand hinterher und begraben ihren Kampfgeist. Zugegeben: Ich bin auch nicht der größte Fan der Drivatar-Technologie von Forza Motorsport 5, aber das ist immer noch tausendmal besser als diese Farce, die mit packendem Motorsport nichts mehr zu tun hat. Diese KI ist eine Katastrophe, bei dem die Glaubwürdigkeit einen Totalschaden erleidet!
Besserer Durchblick
War das Menü-Konzept im Vorgänger noch recht chaotisch und unübersichtlich, bekommt man hier eine deutlich strukturierte Übersicht und dank einer ähnlichen Aufmachung wie die Cross-Media-Bar einen schnellen Zugriff auf die Bereiche Zuhause, Online, Arcade, Karriere, Fahrzeuge, Tuning und Wartung sowie Spezialveranstaltungen und Werkzeuge wie den exzellenten Fotomodus. Letzterer erlaubt nicht nur tolle Schnappschüsse in laufenden Rennen oder den speicherbaren Wiederholungen, sondern stellt im Rahmen der Fotoreise auch wieder sehenswerte Schauplätze als Hintergrund zur Verfügung, in der man seine Aufnahmen nach allen Regeln der (Foto-)Kunst komponieren kann. Schön auch, dass man mit einem Druck auf die Start-Taste sofort Zugriff auf seine Fahrzeugwahl, abgespeicherte Setups und die Optionen bekommt. Die Menügestaltung wirkt insgesamt sehr viel durchdachter und komfortabler als im Vorgänger.
Alles beim Alten?

Bei der Karriere fühlt man sich fast an Mario Kart erinnert: Gehört der Pilz-Cup zum Standard-Repertoire der rasenden Nintendo-Truppe, sind es hier Veranstaltungen wie der Sunday Cup oder Schwarzwald Pokal, die in keinem Gran Turismo fehlen dürfen. Ausflüge auf die Kartbahn werden genauso geboten wie Rallye- und Nascar-Events. Wie gehabt sind einige Wettbewerbe auf bestimmte Klassen, Baujahre oder ein Höchstgewicht beschränkt. Andere bieten lediglich Nachtrennen oder geben Witterungsbedingungen vor. Später ist bei den Ausdauerrennen wieder Durchhaltevermögen gefragt, wenn man 90 Minuten oder länger seine Kreise dreht. Man kennt es ja. Genau wie die Lizenzprüfungen, mit denen man sich den Zugang zu höheren Veranstaltungen verschafft. Was man nicht kennt, sind die neuen Minispiele im Bereich Kaffeepause: Hier fährt man z.B. so viele Pylonen wie möglich über den Haufen oder lotet in einer Öko-Herausforderung aus, wie weit man mit einem Liter Sprit kommen kann, während die Uhr gnadenlos runter tickt. Die neuen Missionsrennen sind weniger innovativ, handelt es sich dabei doch lediglich um eine Fortsetzung der kleinen Aufgaben im Stil der Lizenzprüfungen.