Ein Treffer, zweiter Treffer, dann begleitet die Kamera in Zeitlupe das letzte Projektil auf seiner Reise zum Roboter, der daraufhin explodiert – hurra! Ich sammle das Altmetall ein, humple zum Notstromaggregat, schlucke Aufputschmittel, verwende das Buch und siehe da: Ich kann das Teil endlich reparieren! Nicht nur das: Es gibt prompt Erfahrungspunkte und einen Stufenanstieg. Ich atme durch, ich freue mich. Und ich steigere in weiser Voraussicht meine Reparaturfähigkeiten um zehn, gebe den Rest auf meine Schusswaffen. Außerdem kann ich mir ein Talent aussuchen: Will ich in Zukunft mehr Gesprächsoptionen mit Frauen oder Männern? Will ich Leichen essen oder mehr Punkte nach der Magazinlektüre gewinnen? Will ich Scharfschütze sein oder weniger Schaden einstecken?
Spätestens hier bin ich wieder ganz tief in der angenehmen Grübelei und einer postatomaren Spielwelt versunken, die mich schon in Fallout 3 <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=5815′)“>
Zeit vorspulen und auf Faszination warten
Trotzdem ist das natürlich keine Simulation: Man kann schnell über die Karte zu einmal entdeckten Orten reisen, kann neuerdings Gegenstände über Express-Briefkästen zwischen ihnen tauschen. Und neben dem Speicherkomfort mit regelmäßigen automatischen Sicherungen darf man die Zeit um beliebig viele Stunden vorstellen. Sehr nützlich, wenn man in einer Quest einem nächtlichen Einbrecher auf der Spur ist oder ein verrückter Bauer um Mitternacht unsichtbare Gestalten sieht – spinnt er oder hat er Recht? Aber Vorsicht: In der vorgespulten Phase wirken im Hardcore-Modus ebenfalls Hunger, Durst & Co. Es empfiehlt sich übrigens, sich einen Schlafplatz mit Stauraum in der Wildnis oder einem der Hotels zu suchen, da auch das Gewicht der Munition eine Rolle spielt. Apropos: Von Laser bis Plasma, von Hohlspitz bis Panzer brechend, von Klein- bis Großkaliber ist alles dabei – und natürlich wirkt sich alles je nach Rüstung und Gegner anders aus.
Aber bis zu dieser Faszination hat das Abenteuer ein paar Stunden gebraucht. Die Hauptstory um den angeschossenen Kurier, der plötzlich aufwacht um die mysteriösen Täter zu suchen, ist nicht gerade spannend – der erzählerische Weg durch die Pampa nach Vegas scheint quasi vorgezeichnet. Und schon der Einstieg wirkt mit der knappen Charaktererstellung wie ein schwacher Aufguss des grandiosen Vorgängers; anstatt eine komplette Kindheit zu erleben, klicke ich mich durch einen Psychotest mit Rorschachbildern und Wortassoziationen. Diesmal spielt man keinen Bewohner einer Vault, der plötzlich die Außenwelt entdeckt, sondern einen erwachsenen Boten, der dort schon ein Leben geführt haben muss – über das man kaum etwas erfährt.
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Ein brutaler Hauch von Dead Rising: es gibt viele neue Nahkampfwaffen wie etwa den Golfschläger. Man hat 30 Level Zeit, um seinen Charakter zu entwickeln. |
Trotz dieser Ernüchterung darf man das großartige Fundament des Charaktersystems nicht vergessen: Das an das Pen&Paper-Rollenspielsystem GURPS angelehnte S.P.E.C.I.A.L.-System ist eines der besten seiner Art, weil es eine offene und markante Entwicklung des Charakters um die sieben Grundwerte Stärke, Wahrnehmung, Ausdauer, Charisma, Intelligenz, Beweglichkeit und Glück ermöglicht. Darüber hinaus kann man dann bei einem Aufstieg Punkte auf zig Fertigkeiten wie Sprache, Schusswaffen, Medizin, Nahkampf, Dietrich, Wissenschaft etc. verteilen. Hinzu kommen die Spezialfertigkeiten, mit denen man besondere Boni ergattert oder in bestimmten Fähigkeiten schneller voran kommt: Als „Ladykiller“ fügt man Frauen zehn Prozent mehr Schaden zu und erhält weitere amoröse Dialogoptionen, als „Heller Kopf“ bekommt man immer zehn Prozent mehr an Erfahrung. Außerdem werden je nach Erfahrungsstufe spezielle Fertigkeiten freigeschaltet, so dass es immer kniffliger wird, sich zu entscheiden – zumal sich manche Talente erst ergeben, wenn man eine bestimmte Kombination aus Grundwert, Fertigkeitshöhe und/oder Levelstufe erreicht hat. Nur wer Schleichen und Nahkampf auf eine hohe Punktzahl bringt, kann irgendwann Ninja werden. Wer sich spezialisieren will, bekommt also reichlich Gelegenheit und kann sich als Rollenspieler wesentlich individueller entwickeln als etwa in Mass Effect 2 <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=15763′)“>