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Die roten Flecken müssen sich Käufer der deutsche Version wegdenken; aber das Fehlen des Lebenssaftes wirkt sich nicht auf die spektakulären Zeitlupen aus. |
Die Erkundung von Fallout 3 offenbart natürlich keine herrlichen Wälder und stolzen Burgen, sondern Schutthaufen und ausgebrannte Hausfassaden. Außerdem erkennt man schnell, dass die Kulisse im Detail sehr spröde, sehr kantig ist – die Übergänge vom Fels zum Boden sind oft sehr hart und viele Oberflächen lassen Körnigkeit und Kontur vermissen. Wenn man an die wenigen Bäume herangeht und genau hinschaut, wirkt die Rinde zudem sehr matschig; kein Vergleich zu den scharfen Texturen eines STALKER: Clear Sky oder Crysis.
Dieses Abenteuer lädt auf den ersten peniblen Blick nicht unbedingt zum Verweilen oder gar Abtauchen ein, denn nahe Umwelt, Mimik, Gestik und Animationen befinden sich sowohl auf PC als auch Xbox 360 und PlayStation 3 nur auf durchschnittlichem Niveau. Im Vergleich zu Oblivion wurde die Zahl der Pop-ups zwar verringert, aber im Bereich der Bewegungen von Humanoiden und Monstern scheint man 1:1 auf dem Stand des Fantasy-Rollenspiels zu verharren. Man gewöhnt sich allerdings an die etwas holzschnittartigen Drehungen und Spaziergänge der NPCs.
Wenn man die Plattformen ganz genau vergleicht, fällt auf, dass die PC-Version den harmonischsten Eindruck hinterlässt, was den Detailgrad sowie das späte Einblenden von Objekten angeht. Direkt dahinter folgt die Xbox 360-Version, die eine farbenfrohere und kontrastreichere Kulisse als die PS3-Version zeigt – vor allem die Brauntöne sind satter. Bei Letzterer fallen vor allem die schwächere Kantenglättung sowie die brüchigen Schatten auf, die auf Microsofts Konsole weicher und damit weniger störend wirken.
Monumentale Schönheit
Erst auf den zweiten Blick kann Fallout 3 auf allen System auch grafisch punkten – und zwar mit seiner Architektur, seinem Licht und seiner Monumentalität. Bethesda fängt das zerstörte Washington nicht nur mit seinen teilweise begehbaren baulichen Merkmalen wie dem Kapitol oder dem Washington Monument ein, sondern fügt mächtige Statuen und fiktive Gebäude hinzu. Und selbst wenn keine optischen Reize à la Crysis: Warhead an der Texturoberfläche oder in der im Vergleich zu Mass Effect hoffnunglos veralteten Gesichtsmimik entstehen, kann Bethesda mit seinem Tagnachtwechsel sowie den daraus resultierenden Lichtspielen für eine idyllische Atmosphäre sorgen, die man auch aus STALKER kennt.
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Warum ist der Vater geflohen? An was arbeitet er? Wartet am Ende der Flug in ein besseres Amerika? Die Hauptstory weckt die Neugier bis zum Schluss. Satte 30 bis 70 Stunden Spielzeit warten auf euch. |
Es gibt zudem angenehm düstere U-Bahn-Schächte, die irgendwann in überflutete Höhlen mit Riesenpilzen und Tropfsteinen übergehen. Und wer sich einmal im Technikmuseum mit all seinen Konstrukten, Robotern und Flugzeugen umgesehen hat, gerät angesichts der Liebe zum Detail, was Schalter, Beschreibungstexte und Innenarchitektur angeht, durchaus ins Staunen. Sehr gelungen sind auch die Lichtschächte zur Mittagszeit, die sich durch Ritzen oder Lücken in dunkle Räume schleichen. Unterm Strich kann man festhalten, dass Fallout 3 auf allen Systemen eine spröde Schönheit mit angenehm monumentaler Ausstrahlung ist.
Die wird lediglich durch kleinere Bugs getrübt: Auf dem PC hatten wir einen Absturz, auf der PS3 kam es im Einstieg einmal nicht zur Befragung des jungen Abenteuers – erst nach dem erneuten Laden wurde der Psychotest gemacht. Abschließend auch ein großes Lob für die deutsche Lokalisierung, die das Debakel von Oblivion mit ihren meist sehr gut übersetzten Texten sowie der gelungenen Sprachausgabe vergessen macht. Die deutschen Stimmen passen hervorragend zu den Charakteren und können sich an jeder Stelle hören lassen. Lediglich weibliche Helden müssen mit ein paar Inkonsequenzen in der Anrede rechnen, da hier scheinbar nicht alles auf Frau zugeschnitten wurde. Ansonsten gibt es lediglich kleine Übersetzungsfehler, die nicht stark ins Gewicht fallen.