8. Repeat II
Bei meinem zweiten Spielstand schlüpfe ich in die Rolle eines Druiden, hinter dem sich eine doch recht anspruchsvolle Charakterklasse verbirgt. Es braucht etwas Zeit und Knobelei, um zu verstehen, wie dieser Kollege zu einer effektiven Naturgewalt wird, die mit Bärentatzen zuschlägt und Blitze auf seine Feinde niedersausen lässt. Diese Schwierigkeit hatte ich bei meiner ersten Wahl mit der Jägerin nicht. Beim zweiten Spielstand fällt logischerweise aber auch auf: Es sind exakt die gleiche Welt und die gleichen Orte. Ohne zu schnell das Gefühl zu bekommen, mich in Wiederholungen zu verlieren, wähle ich eine andere Route. Nichtsdestotrotz wird Diablo 4 ab diesem Punkt zunehmend meta-technischer. Im Fokus steht jetzt noch viel mehr die Ausbildung des Helden. Die Geschichte fällt weg, die Überraschungen fallen weg, aber zumindest die Atmosphäre und die Welt bleiben. Das Spiel erhält ein völlig neues Gesicht.
9. Repeat IIIIIIII (Prognose)
Schadenswerte. Rüstungswerte. Kombos. Monstermassen. Die Kämpfe werden immer schwerer, die Charaktere immer spezialisierter. Mehr Meta geht nicht. Sanktuario ist verschwunden, übrig bleiben nur Zahlen, Tabellen und Rechenspiele. Diablo 4 ist eine Gameplay-Pyramide, die mit jeder weiteren Stufe nach oben mehr Grips und Arbeit erfordert, aber gleichzeitig nach oben auch immer dünner wird. Die Geschichte war lange Zeit nur
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hübsches Beiwerk und kann ab dem zweiten Spielstand komplett übersprungen werden. Genauso wie die unzähligen Dialoge.
Und Diablo 4 behält diese Richtung auch bei, es scherrt nicht nach links oder rechts aus. Es wird nicht in Stunde 900 (soweit wir wissen) plötzlich etwas Gänzliches anderes machen. Es ist eben ein Hack&Slay, das die Formel seiner Vorgänger verwendet und weiter ausbaut. Es strebt nach der unendlichen Spielzeit. Und wie rezensiert man etwas, das so lange Spaß machen will? Der klassischen Testlogik zufolge müsste das Spiel eigentlich ab jeder hundertsten Stunde neu bewertet werden – und sowieso, wenn neue Battle Pass-Inhalte und DLCs dazukommen.
Mit Diablo 4 verhält es sich wie mit einer Beziehung – auch wenn ein Spiel natürlich nicht mit der Komplexität einer echten zwischenmenschlichen Beziehung verglichen werden kann: In der Honeymoon-Phase (im ersten Spieldurchlauf) herrschen grenzenlose Euphorie und Begeisterung. Alles ist frisch und aufregend. Danach (ab dem zweiten Spieldurchlauf, vielleicht schon früher) setzt langsam die Gewohnheit ein. Das heißt nicht, dass der Spaß schlagartig aufhört. Aber vielleicht werden die einzelnen Sessions kürzer und liegen weiter auseinander. Ihr werdet viel Spaß mit Diablo 4 haben, wenn euch das Gameplay zusagt. Wie viel Spaß es letztendlich ist, hängt zuletzt von euch ab und wie viel Blizzard in den nächsten Monaten ergänzt.
Und ja … der Ingame-Shop
Schau, schau mal, diese Super-Fancy-Schmancy-Rüstung für Obercoole! Schnapp dir jetzt das Ausrüstungspaket des Gespensterfürsten, denn in drei Tagen rotieren die Angebote und dann kommt es vielleicht nicht mehr wieder. Es kostet auch nur mickrige 2.800 Platin.
- Erstens: Nein, denn coole Rüstungen sollte man sich erspielen können. Was hat das für einen Wert, wenn damit keine tolle Herausforderung oder Geschichte zusammenhängt? Denkt mal an König Artus! Da konnten die Leute schließlich auch nicht einfach zum Premium-Schmied gehen, um sich ihr eigenes Excalibur-Schwert zu holen.
- Zweitens: Nein, denn durch Zeitlimits werden überflüssige Angebote ja nicht weniger überflüssig. Sie verschwinden glücklicherweise nur schneller.
- Drittens: 100 Platin entsprechen einem Euro. 2800 Platin entsprechen 28 Euro. Diablo IV kostet wiederum 79,99 Euro, also entspricht Diablo IV etwa drei Gespensterfürsten-Rüstungen. Gebt euer Geld lieber für etwas anderes aus. Denn ihr wisst auch: Es kommt gar nicht auf das Äußere eines Helden an, sondern auf seine inneren Werte, die Schadenswerte, wohl gemerkt.