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Diablo 4 (Action-Rollenspiel) – Unterwerft euch diesem verflucht guten Gameplay, ihr Grind-Zombies!

“Nahe an der Perfektion” – “Bester Teil der Reihe” – “Game of the YearCentury” – “Wer braucht schon Teil 2?” – “Dafür würde ich meinen Erstgeborenen opfern”. Es wurde schon sehr viel Gutes über Diablo 4 gesagt. Es grenzt an ein Wunder, wenn der Duden danach überhaupt noch Superlative übrig hat. Und alle anderen sind nur Ketzer, die irgendetwas Negatives in Diablo 4 finden wollen. Bei diesen hunderten verzückten Augen muss ich trotzdem eine entscheidende Frage stellen: Ist da nicht auch dämonische Magie am Werk? Denn ein bisschen ironisch ist es schon. Ich ziehe los, entschlossen und stark, um die böse Dämonin Lilith aufzuhalten. Aber Blizzards Mächten wiederum verfalle ich ab der ersten Minute. Ohne jegliche Gegenwehr. Diesem süßholzraspelnden Entwickler, der mich mit seinem immer gleichen Gameplay-Loop in den Bann ziehen will. Das heißt, wenn er mir nicht gerade mit Ingame-Käufen vor der Nase herumwedelt. Das kann doch nicht so viel Spaß machen! Wann kann ich mich daraus befreien? Morgen! Niemals! Argh! Als Nicht-Teilnehmer der stark limitierten, 10-tägigen Testphase kann ich dem Wertungsbild keine neuen Punkte mehr hinzufügen. Aber vielleicht eine unverschönte und ehrliche Meinung. Gebildet auf der PlayStation 5.

© Blizzard / Activision Blizzard

4. Looten und Durchrüsten

Getötete Feinde hinterlassen Loot und allerlei Nützliches. Dazu gehören Waffen, einzelne Rüstungsteile wie Brustpanzer, Armschienen, Stiefel, Amulette und vieles mehr. Das Austauschen geht fix im Menü, das Sortieren genauso fix. Und alles, was nicht gebraucht wird, wird als Ramsch zum späteren Verkauf markiert. Alle Objekte benötigen im großen Inventar praktischerweise nur einen Slot. Nicht so wie früher, als jeder Gegenstand noch je

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Der große Reiz des Spiels besteht darin, den eigenen Charakter mit seinen Fähigkeiten und Rüstungsgegenständen zu perfektionieren. © 4P/Screenshot

nach seiner Größe mehrere Slots verbrauchte. Jede Minute wechselt mein Charakter seine komplette Ausrüstung. Wie ein Staubsauger sammelt ihr alles auf. Gleichzeitig ist es aber so viel Loot, dass der Wert des einzelnen Gegenstands kaum greifbar ist.

Besaß ich in anderen Spielen noch eine Beziehung zu einer speziellen Waffe oder Rüstung, die ich auch lange trug und zu der ich auch eine Geschichte erzählen konnte – “Oh ja, das war ein heftiger Kampf gewesen” – herrscht nun kompletter Verschleiß. Ich ertrinke lange Zeit in Fluten von Loot-Haufen, die nur selten Außerordentliches beherbergen. Ein paar mehr Prozentchen hier, ein paar mehr Prozentchen da. Auf dem Papier gibt es zwar eine Verbesserung, die ich aber nicht unbedingt im Kampf spüre. Ich weiß lange Zeit nicht, ob ich richtig oder falsch spiele. Es funktioniert alles, ich sterbe extrem selten, also wird es schon richtig sein. Aber wirklich spürbar wird das Ausrüstungsmanagement erst spät im Spiel.

5. Nebenquests


Ein Mann befürchtet, dass sein Bruder sich einer Bande von Dieben angeschlossen hat. Eine Frau sorgt sich um ihren Mann, der mit einer rätselhaften Frau im Wald verschwunden ist. Eine Meisterjägerin will mich erst

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Die Nebenquests entpuppen sich als spannende Ausflüge – mit überraschenden Bosskämpfen und Mini-Twists. © 4P/Screenshot

ausbilden, wenn ich ihr dabei helfe, eine vermisste Truppe wiederzufinden. Immer wieder treffe ich auf meiner Heldenreise auf Leute am Wegesrand, die ihre eigenen kleinen Aufträge für mich haben. Mit Nebenquests verhält es sich normalerweise wie mit Überraschungseiern: Meistens ist nur jede siebte davon interessant, der Rest beinhaltet in der Regel eine Form von langweiliger Spielstreckung. In Diablo 4 sind sie glücklicherweise interessant und kurz, liegen meist auf dem Weg und bieten Überraschungen durch Bosskämpfe sowie Story-Twists. Deshalb nehme ich gerne jede an, erfülle manche einfach nebenbei, wodurch jeder Ausflug am Ende in mehrere zufriedene Auftraggeber mündet, die schon von Weitem mit den Belohnungen rascheln.

6. Multiplayer


Diablo 4 ist keine reine Singleplayer-Erfahrung mehr: In der geteilten Welt begegne ich nun auch anderen Spielern, mit denen ich zusammen kleinere Events bestreiten oder auch spontan zu größeren Quests aufbrechen kann. Gleichzeitig ist es auch möglich, an der Konsole im Couch-Koop zu spielen. Spieler Zwei braucht zwar einen eigenen Battle.net-Account um loszulegen, aber eine weitere Spiellizenz wird nicht benötigt. Geteilter Spaß ist doppelter Spaß!

7. Repeat I


Der Zyklus wiederholt sich. Erkunden, kämpfen, looten, leveln, in die Stadt zurückreisen, alles verkaufen, neue Objekte kaufen, wieder losziehen, erkunden, kämpfen, looten, leveln … aber es bleibt trotz des Loops spannend.

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In der offenen Welt begegnet ihr anderen Spielern, die zu potenziellen Verbündeten werden können. © 4P/Screenshot

Es ist schon etwas länger her, dass mich ein Spiel mit seiner Gameplay-Formel so lange halten konnte. Vermutlich, weil Diablo 4 sich auf so viele einzelne Aspekte aufteilt, anstatt nur zwischen dreien zu wechseln. Die Abwechslung bleibt erhalten: Die Geschichte führt mich zu neuen Orten dieser doch recht großen Welt. Neue Feinde stellen mich auf die Probe und zwingen mich zum Umdenken. Je nach Lust und Laune verliere ich mich auch mal in einem optionalen Dungeon. Jede zufällige Begegnung mit anderen Spielern bringt frischen Wind und eine neue Gelegenheit mit sich. Diablo 4 ist im Grunde mehr ein Freizeitpark zum Grinden, nur eben mit einem Dark-Fantasy-Thema. Und siehe da, das Ende der Kampagne ist kein Rausschmeißer, sondern nur der Türöffner zum Endgame.