In Teil 1 ging es um die Welt, in Teil 2 geht es um Sam
Der vermutlich größte Unterschied zum Vorgänger besteht darin, dass die Geschichte nun viel mehr Raum einnimmt – besser gesagt, sie ist nicht mehr der Rahmen, der Struktur gibt – sie ist jetzt der Motor, der alles antreibt. Ging es früher mehr um die kryptische (und vernachlässigbare) Lore von Death Stranding, geht es in Death Stranding 2: On the Beach nun darum, wie die Postapokalypse einzelne Menschen verändert und wie die Überlebenden mit ihr zurechtkommen.
Während Kojima sich bei den Herausforderungen des Spiels sehr zurückgehalten hat, treibt er bei der Story alle Regler in den Orbit – was zur Folge hat, dass euch vor Twists-in-Twists der Kopf platzen wird. Genauso dürft ihr euch darauf einstellen, dass die Filmsequenzen um das X-Fache zugenommen haben. Es gibt (anscheinend) viel zu erzählen und das braucht seine Zeit.

Joker, Silent Hill 2, Matrix, God of War, Avenger’s Endgame, The Last of Us, Interstellar und Dragon Ball Z – es ist unmöglich aufzuzählen, wie viele Stile, Themen und Einflüsse Death Stranding 2: On the Beach in sich vereint. Es wirkt fast so, als wolle das Spiel alle Werke in einem finalen Meta-Werk fusionieren. Wenn Kojima in Teil 1 das heutige Videospiel-Gameplay von seinen Mainstream-Fesseln befreien wollte, scheint es nun so, dass er in Teil 2 die sich ewige wiederholende 0815-Handlung vieler Spiele von ihren Erwartungsketten befreien wollte.
Manchmal habe ich den Eindruck, dass wir in Videospielen bereits so viel gefühlt haben, dass es schwer ist, noch etwas wirklich Neues zu fühlen. Ich sage nicht, dass Kojima dieses Wunder komplett gelungen ist, aber der Versuch war äußerst effektiv (wie schon in Teil 1).
Death Stranding 2: Grenzensprengung
Viel Feuerwerk hat letztendlich viel geholfen: Zwischen schwafelnder Pseudo-Komplexität, um sich feuernden Kitschkanonen und doch manchmal sehr vorhersehbaren Wendungen könnt ihr immer wieder einen kurzen Blick auf etwas Anderes erhaschen. Death Stranding 2: On the Beach behandelt eine Postapokalypse, die die Menschheit vernichtet hat – sowohl körperlich als auch intellektuell.

Dieser letzten Rebellion beizuwohnen, die mit allen Mitteln gegen diesen göttlichen Feind kämpft, die alle Risiken auf sich nimmt, die bereit ist, jeden Preis zu zahlen, um nicht sich, sondern ihre Spezies zu retten, hinterlässt etwas in euch. Ja, trotz aller Stilbrüche ist es immer noch ein verdammtes Unterhaltungsprodukt, aber es ist auch eine Nachricht an die Welt: Das Medium Gaming ist zu mehr fähig und die Spielenden sind es genauso. Doch verdammt, Kojima, ich danke dir für die Verschnaufspause von allen Strapazen, aber ich war schon bereit für Death Stranding 3!
Wenn ich einen untoten Soldaten auf einem Friedhof unterhalb eines Feuerwerks bekämpfe, meinen Buggie durch einen Feuersturm steuere und mir den Dreck der gesamten Hölle unter der Dusche abwasche, bin ich stolz auf mich, aber immer noch hungrig nach mehr. Lasst uns diese Straße weiterfahren, egal, was kommt.