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Dead Space 2 (Shooter) – Dead Space 2

Mit Dead Space gelang Electronic Arts und Visceral Games im Jahr 2008 ein beeindruckender Einstand in den Survival Horror: Die Flucht vom riesigen Abbauschiff USG Ishimura hatte mit seiner beklemmenden Atmosphäre und den grotesken Kreaturen eine gewisse Ähnlichkeit zum Film-Klassiker Alien, doch blieb Protagonist Isaac Clarke als stummer Charakter leider viel zu blass. Jetzt wird der traumatisierte Mechaniker mit einem erneuten Nekromorph-Ausbruch konfrontiert, der auch seine Psyche an die Grenze treibt…

© Visceral Games / Electronic Arts

Mehr Abwechslung

Über die Story möchte ich hier nicht viel verraten. Es sei nur so viel gesagt: Wie schon im Vorgänger gibt es einige überraschende Wendungen und auch die fanatischen Anhänger der Unitologen-Sekte haben wie erwartet wieder ihre Finger im Spiel. Schön ist, dass es vermehrt Dialoge zwischen Isaac und anderen Überlebenden gibt und der Mechaniker nicht nur öfters spricht, sondern auch sein Gesicht zeigt, anstatt sich nur stumm in seinem Anzug zu verkriechen. Trotzdem wirkt er mir manchmal noch zu teilnahmslos und ignorant gegenüber dem, was um ihn herum geschieht. Wenn sich z.B. in der Anfangsphase ein Überlebender vor ihm die Kehle aufschlitzt, steht er einfach so da anstatt ihn aufzuhalten oder zumindest irgendeine Reaktion zu zeigen. Trotzdem ist dieser Isaac 2.0 offener und vor allem auch menschlicher als sein blasses Pendant im ersten Teil, auch wenn zumindest die deutsche Synchronstimme im ersten Moment etwas gewöhnungsbedürftig ist. Trotzdem leisten die Sprecher insgesamt sowohl im englischen Original als auch in der deutschen Übersetzung einen guten Job. Auch in Sachen Abwechslung haben die Entwickler ordentlich zugelegt und tragen den Horror u.a. in einen Minenkomplex,

Die taktische Zerstückelung ist immer noch das zentrale Spielelement.

eine Kirche der Unitologen, ein Vergnügungsviertel im Vegas-Stil und sogar zurück auf die Ishimura. Besonders verstörend ist der Besuch einer blutverschmierten Kinderstätte, in der die Schatten der Mobiles zu markerschütternden Babyschreien im Flackerlicht tanzen. Spätestens hier läuft einem ein kalter Schauer über den Rücken.

Bewährte Qualitäten

Inhaltlich hat Dead Space 2 viele Gemeinsamkeiten mit seinem Vorgänger: Die meiste Zeit erkundet man die Sprawl per pedes und schnetzelt sich mit dem Plasma-Cutter, dem Ripper, einem Flammenwerfer oder Neuzugängen wie der neuen Javelin Gun durch die Mutanten-Schar, von denen die meisten schon im ersten Dead Space ihr Unwesen trieben. Die wenigen neuen Gegner-Variationen sind zwar cool, doch zusammen mit der Recycling-Fraktion hat man sich relativ schnell an ihnen satt gesehen. Was Dead Space 2 gut getan hätte, sind Bosskämpfe, die leider viel zu selten den mit der Zeit etwas monotonen Spielablauf beleben. Trotzdem schaffen es die Leveldesigner meist im richtigen Moment, das gewohnte Prinzip aus Erkundung und Action zumindest für eine kurze Zeit aufzubrechen, indem man z.B. Rätsel einstreut, eine aufregende Tram-Fahrt inszeniert oder Isaac eine rasante Flugsequenz im Weltraum beschert. Ein Problem, mit dem bereits Dead Space zu kämpfen hatte, macht auch dem Nachfolger zu schaffen: Treiben einen die Schockmomente in den ersten Stunden noch an den Rand eines Herzinfarkts, nutzen sich die Stilmittel nach und nach ab und wiederholen sich sogar häufig. Später erlebt man zwar noch die eine oder andere Zuck-Attacke, doch ist man nach einigen Stunden recht konditioniert und begegnet dem erzwungenen Schrecken mit einer gewissen Coolness. Die immer stärkere Bewaffnung (und Stase) sowie der Mangel an XXL-Gegnern tragen ebenfalls

Von der Hölle in den Weltraum: Das Pack hat eine frappierende Ähnlichkeit zu den ungetauften Babys aus Dante’s Inferno.

dazu bei, dass man immer mehr Angst verliert. Gegen Ende wird sie angesichts der Gegnermassen und dem damit verbundenen Munitionsmangel eher von der typischen Umzingelungs-Panik abgelöst, die man bereits aus Resident Evil 5 <a class="DYNLINK" onmouseover="DynToolTipp_Show('Klicken für Gameinfos‚)“ onmouseout=“DynToolTipp_Hide(); “ href=“javascript:DynCont_Display(‚Gamefinder‘,’runmod.php?sid=%7BSID%7D&LAYOUT=dyncont_gf&spielid=8234′)“>

kennt und liebt.

Horror- oder Actionspiel?

Ist Dead Space 2 damit actionlastiger geworden als sein Vorgänger? Würde man nur das letzte Viertel betrachten, in der es die Entwickler teilweise etwas übertreiben, würde man sofort zustimmen. Hier hinterlässt die Flucht von der Sprawl den Eindruck einer stupiden Metzelorgie. Doch als Ganzes betrachtet versprüht der Titel neben den blutigen Auseinandersetzungen und trotz des streng linearen Missionsdesigns das gleiche Maß an Spannung und Gruselatmosphäre, das schon den ersten Teil ausgezeichnet hat. Daran ändert auch nichts die Tatsache, dass die Steuerung etwas reaktionsfreudiger geworden ist und damit mehr an einen klassischen Shooter erinnert. Vor allem das Tempo der Kinese und der Fußstampfer ist deutlich höher als beim Ishimura-Einsatz, kommt aber dem Spielverlauf zugute, der sich insgesamt flüssiger anfühlt. Auch das Button-Mashing kommt vermehrt zum Einsatz, um sich aus brenzligen Situationen zu befreien. Was allerdings nervt, ist folgende Mechanik: Um einem besiegten Gegner sein Extra wie frische Munition, Geld oder Heilpakete zu entlocken, muss man entweder ein weiteres Mal mit einem Stampfer auf ihn eintreten oder auf die bereits toten Überreste feuern – eine völlig überflüssige Aktion! Eine Klasse für sich ist immer noch das intelligente HUD-System, das auf klassische Munitions- und Lebensanzeigen verzichtet und stattdessen alle relevanten Informationen an der Figur selbst (bzw. dem RIG-Anzug), der Waffe oder per Projektion als Bild im Bild unterbringt. Wurden im Vorgänger die einzelnen Abschnitte noch durch Ladezeiten unterbrochen, gehen die Kapitel hier direkt ineinander über, auch wenn man dadurch eher langweilige Kriechereien durch Luftschächte als Überbrückung in Kauf nehmen muss, die aber immer noch unterhaltsamer sind als Ladepausen…